Vor wenigen Tagen deutete der südafrikanische Unternehmer bereits an, dass sich der Linux-Desktop von morgen etwas vom Apple-Betriebssystem Mac OS X abschauen müsse, in seinen neuesten Ausführungen geht er aber noch einen Schritt weiter: Die Linux-Benutzeroberfläche werde den Desktop von Apple hinter sich lassen. In technischer Hinsicht übertreffe der Linux-Desktop das Apple-Pendant schon, Handlungsbedarf besteht laut Shuttleworth im visuellen Bereich, kurz: Linux ist zwar stabil, aber nicht hübsch anzusehen. Shuttleworth ermutigt die Entwickler, in den kommenden Jahren keine einfache Kopie der Oberfläche von Apple zu schaffen, sondern einen Desktop, der alle übrigen übertrumpft. Software müsse sowohl benutzerfreundlich als auch elegant sein. Als erfolgreiches Beispiel für dieses Zusammenspiel nennt der 34-jähre das Apple iPhone, welches er als "ein einziges Software-Erlebnis" bezeichnet.
In dem Gespräch äußert sich der Canonical-Gründer auch zum Erfolgskonzept freier Software: Für Shuttleworth ist Offenlegung die Quelle der Innovation und aus diesem Grund würden seit zehn Jahren immer mehr der weltgrößten Hersteller auf freie Software setzen. Der Unternehmer hebt zudem die Rolle von Google hervor, die er als wichtige Antriebskraft von Open-Source-Software beschreibt. Shuttleworth unterstreicht, dass ein essentieller Aspekt in der Entwicklung freier Programme die Erweiterbarkeit sowie Plattform-Unabhängigkeit sei, um den Anwendern alle Möglichkeiten und eine Auswahl zur Verfügung zu stellen.
Interessant sind die Gedanken des Südafrikaners besonders im Hinblick auf seine früheren Aussagen. Noch im Mai dieses Jahres glaubte Mark Shuttleworth nicht an einen Durchbruch des freien Betriebssystems im Desktop-Bereich und gab eine wenig optimistische Einschätzung ab, was den Weg in Richtung Massenmarkt betrifft. Auf die Frage, ob sich Linux auf dem Desktop-Computer durchsetzen werde, zeigte sich Shuttleworth skeptisch, ob sich an der aktuellen Situation etwas ändern könne. Als Chance erklärte er jedoch, dass die Anwender den Desktop vermehrt als Zugang zum Internet ansehen, und nicht mehr als Plattform für Windows-Applikationen wie beispielsweise Microsoft Word.
Quelle: derStandard.at