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Vietnam will flächendeckend Freie Software einsetzen

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Das Jahr fängt für einen Teil der Vietnamesen aus Sicht der Anhänger der Open Source Bewegung gut an. So soll bald nur noch quelloffene Software laufen, Linux soll Microsoft ablösen und Händler sollen auf Wunsch der Regierung keine gecrackte Software mehr verkaufen.

Das Ministerium für Information und Kommunikation des Landes beschloss eine bindende Regelung, wonach der Einsatz von OpenSource-Software auf behördlichen Systeme vorgeschrieben ist, wie Vietnam Net 🇬🇧 berichtet.

Dabei sind die vorgegebenen Ziele sehr ambitioniert: Bis zum 30. Juni diesen Jahres sollen alle Server der IT-Abteilungen in der Regierungsbehörde auf freier Software laufen. Außerdem sollen dessen Mitarbeiter bis zum Sommer im Umgang mit der installierten Software umfassend geschult sein und die Hälfte von ihnen soll damit arbeiten können.

Des Weiteren sollen 70 Prozent der behördlichen Server, und damit auch Nicht-IT-Abteilungen, bis zum Jahresende mit Open-Source-Produkten ausgestattet sein. 70 Prozent der dort Beschäftigten sollen bis zum 31.12. geschult sein und 40 Prozent flüssig arbeiten können. Auch Dokumente und Standards sollen angepasst werden, so dass sowohl die Anzahl der mit quelloffenen Programmen erstellten Dokumente, als auch die Infrastruktur um selbige verarbeiten zu können, erhöht wird.

Bis Ende 2010 sollen auch alle anderen Mitarbeiter, die nicht zum IT-Fachpersonal gehören, Freie_Software verwenden. Vietnam will dabei primär auf OpenOffice.org, Firefox, Thunderbird sowie auf den vietnamesischen Tipptrainer Unikey 🇬🇧 setzen.

Die vietnamesische Regierung fährt schon länger einen Kurs in Richtung Linux und OpenSource und weg von proprietärer Software. Bereits 2003 hatte sie beschlossen, langfristig "Microsoft Schritt für Schritt von den Verwaltungsrechnern zu eliminieren".

2007 hatte die vietnamesische Regierung erste Anläufe zur Umstellung der IT-Infrastruktur des Landes auf Open Source praktiziert und VietnamNet schrieb 🇬🇧 bereits im April 2008 "Die Vergangenheit gehörte Microsoft - nun ist es an der Zeit für Linux".

Pham Thien Nghe, Vorsitzender des "Vietnam Computer Producers Club" und Direktor von Khai Tri Company sieht zahlreiche Chancen durch den Einsatz von FOSS, mit deren Hilfe Software-Piraterie reduziert und die IT-Kosten insgesamt gesenkt werden:

  • Die Mehrzahl der im Land produzierten und vertriebenen Computer wurde mit Linux ausgestattet (meist mit einer vietnamesischen Distribution namens Hacao Linux 🇬🇧 , basierend auf dem Mini-Betriebssystem Puppy Linux)

  • Die Kommunistische Partei gab an, all ihre Desktop-Systeme mit OpenOffice.org zu bestücken

  • Die vietnamesische Post migriert auf quelloffene Systeme

  • Computerhändler sollen Rechner nur noch mit Open-Source-Software statt mit gecrackten Programmen anbieten

Unklar bleibt, ob es der vietnamesischen Regierung gelingt, den straffen Zeitplan wirklich einzuhalten. Ein Schritt in die richtige Richtung ist es, zumindest in den Augen der Linuxnutzer, allemal.

Veröffentlicht von UbuntuFlo | 11. Januar 2009 10:30 | Kategorie: Linux und Open Source | # Fehler im Artikel melden

maerte

Avatar von maerte
1 11. Januar 2009 10:57

Gefällt mir sehr gut ☺ will ich hier in Deutschland auch... 😈 Linux rockt 👍

Phylu

Avatar von Phylu
2 11. Januar 2009 11:17

Das Problem ist, dass hier in Deutschland Behörden meist keinen Grund sehen, soetwas zu unternehmen, oder? So lange man das Geld hat Windows zu kaufen, muss man sich keine Umschulungen leisten...

DonKrawallo

Avatar von DonKrawallo
3 11. Januar 2009 11:27

So lange man das Geld hat Windows zu kaufen...

Dafür haben wir ja die Finanzkrise. 😈 Klick mich

Dengar

4 11. Januar 2009 11:56

Na, das ist ja wieder Wasser auf den Mühlen von Microsoft. Kommunismus und Linux...

Monte_Drago

Avatar von Monte_Drago
5 11. Januar 2009 12:08

Yo,die haben woll rechtzeitig (2003) erkannt, das sie mit FOSS einfach besser fahren. 👍 Und grade als kommunistisches Land macht man sich naturlich nicht gern von einem Kapitalisten wie MS abhänig. 😉

Aber wie der Link von DonKrawallo zeigt, scheint ja doch zumindesten in einigen Firmen in Europa durch die Krise bedingt ein umdenken einzusetzen.(den wie dort geschrieben, macht Red Hat ja seinen Umsatz hauptsachlich in Europa/Asien!).

Und das deutsche Behörden erst reagieren wenn es schon zuspät ist is ja auch nichts Neues. 🙄

reic

6 11. Januar 2009 13:02

Naja, man liest doch schon immer mal wieder, dass einzelne Ministerien, Arbeitsgruppen oder Schulen komplett auf Linux umstellen.

p.selbst

Avatar von p.selbst
7 11. Januar 2009 13:21

Ach, soo langsam sind deutsche Behörden auch nicht. Immerhin läuft des Auswärtige Amt und alle Botschaften/Konsulate seit einiger Zeit auf Linux und OpenSource (Rundschreiben werden als .odf gesendet!) und Steinmeier ist selbst Schirmherr des Linux-Tages im letzten Mai gewesen. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Infoservice/Presse/Meldungen/2008/080527-Linux-Tag-2008.html

Trotzdem darfs auch im Landesinneren ruhig mehr werden ☺

Der_Hausgeist

Avatar von Der_Hausgeist
8 11. Januar 2009 13:30

Ich hatte zuerst "Vatikan" gelesen - und mich dann gewundert.. 😀.

Mo3bius

Avatar von Mo3bius
9 11. Januar 2009 14:35

Tolle Neuigkeiten. ☺

Wenn das so weiter geht, werden die Hardwarehersteller eher Linuxtreiber bereitstellen als im Moment.

d1rk

10 11. Januar 2009 17:15

@3: Der Witz ist ja, dass RHEL jährlich 349 Dollar (~258 Euro) kostet, und somit mitnichten günstiger ist, als Windows.

Bibliothekar

11 11. Januar 2009 17:22

Ich kann mir nicht helfen aber den Zeitrahmen finde ich unrealistisch. Nichtsdesto trotz eine feine Sache.

fb

Avatar von fb
12 11. Januar 2009 17:34

@3: Was bekommt man dafür bei RH und was bei MS?

Ich weiß es nicht, aber tippe in die Richtung:

  • Support

  • mehr Software

Vlt, weißt Du was?

fb

Avatar von fb
13 11. Januar 2009 17:34

Sorry, ich meinte natürlich @10.

comicinker

14 11. Januar 2009 18:43

Linux ist nicht Windows: Ziel ist es nicht mit Gewalt andere zu vertreiben/verdrängen. Das bessere System wird/soll sich durchsetzen. Es ist schlecht eingleisig zu fahren und jemanden die Wahl zu nehmen, welche Software er einzusetzen hat. Die vietnamisische Vorgehensweise missfällt mir.

comicinker

15 11. Januar 2009 18:47

> * Computerhändler sollen Rechner nur noch mit Open-Source-Software statt mit gecrackten Programmen anbieten

Das sage ich so weil ich das wie folgt interpretiert habe: "Verkaufen von Windows verboten!"

gmeier

16 11. Januar 2009 19:04

@10: Das ist jetzt etwas ungenau dargestellt, und nach allen Informationen die ich gefunden habe auch falsch.

349$/279€ bezahlt man für RHEL Server Basis inklusive Support für ein Jahr. Das Desktop-Produkt ist ja deutlich günstiger, ab 80€ zu haben.

Microsoft Server 2008 kostet um die 500€. Die einfachste Version von Vista Home Basic ist für ca 70€ erhältlich, also etwas günstiger, dafür aber nur das Basisbetriebssystem.

Wie es bei den Microsoft Produkten mit Support aussieht weiß ich nicht, die genannten Preise sind für die Lizenzen, vielleicht weiß ja jemand, was da enthalten ist.

fuchur

Avatar von fuchur
17 11. Januar 2009 19:38

Natürlich ist es erfreulich, wenn Linux mehr Verbreitung findet, aber was die Vorgehensweise in Vietnam betrifft kann ich mich comicinker nur anschließen:

Freie Software beruht auf persönlicher Freiheit und hat das Ziel diese zu fördern, indem sie demjenigen, der sich für ihren Einsatz (frei) entscheidet, Abhängigkeiten von (fremdem) geistigen Eigentum erspart. Ein staatliches Verbot proprietärer Software schränkt die persönliche Freiheit von Händlern und Programmierern aufs äußerste ein.

Natürlich ist es schön, wenn mehr Menschen freie Software nutzen, aber sie müssen dies eben auch freiwillig tun. Ich kann ja schließlich auch nicht jeden Autofahrer dazu zwingen, Mitglied bei der Mitfahrzentrale zu werden, nur weil ich der festen Überzeugung bin, dass es besser für die Umwelt wäre, wenn weniger "freie Sitze" durch die Straßen kurven.

Einen Zwang zur Freiheit kann es nicht geben und insofern finde ich auch nicht, dass die vietnamesische Politik ein Schritt in die richtige Richtung ist - auch nicht für Linuxer...

Geier

Avatar von Geier
18 11. Januar 2009 20:20

Von einem Verbot propriäterer Software hat niemand gesprochen. Nun ist es aber so, dass vor allem in Entwicklungsländern fast nur gecrackte Softwareversionen verkauft werden. Genau das soll jetzt ein Ende haben, und da hat auch Microsoft bestimmt nichts gegen.

adebax

19 11. Januar 2009 20:42

Ho-Ho-Ho-Chi-Minh!

Senex

20 11. Januar 2009 21:57

@18 Soll Gates nicht angeblich mal gesagt haben, ein illegales Windows sei ihm lieber, als ein legales Linux?

mpathy

Avatar von mpathy
21 11. Januar 2009 22:05

Jedenfalls.. Zum Thema "legal/illegal" - schaut euch mal den letzen Screenshot auf der Hacao Linux - Seite an.. Der Screenshot zeigt ein AMule, in dem gerade jemand nach einem gerippten Madonna-Album sucht und in die Liste aufgenommen hat 😉

Geier

Avatar von Geier
22 12. Januar 2009 01:33

@21: Stimmt!

Die ganze Distri sieht aus wie eine billige Kopie von Vista...

Bordi

Avatar von Bordi
23 12. Januar 2009 03:48

WoW! Das nen ich mal wieder einen Nachricht. Die Kur könnte die Schweiz auch gut gebrauchen. Aber die Schweiz wird wohl zu den Letzten gehören die einen solchen schritt wagen wird. Grund: Die Leute sind zu Comerzorientiert, zu Conservativ und zu Traditionsbewusst. ☹

Monte_Drago

Avatar von Monte_Drago
24 12. Januar 2009 10:45

Schon lustig, was bei einem kommunistisches Land gleich wieder alles rein interpretiert wird! 🙄 Da steht nur das die ihre Verwaltung/Staatlichen Behörden auf FOSS umstellen wollen, und woll mal ernsthaft gegen Raubkopien vorgehen wollen,da steht nichts davon das die Bürger nur noch FOSS nutzen dürfen!!!. (würde das ein demokratisches EU-land machen, wären alle voll des Lobes,wie Vortschrittlich es doch ist!).

tomprogrammer

25 12. Januar 2009 12:03

@6 / @7: München stellt bis 2010 komplett auf Linux um. So bekomme ich auch in der Berufsschule Linux ☺

Für Microsoft Deutschland natürlich nicht schön, zudem MS Deutschland den Firmensitz in München hat.

dexter79

26 12. Januar 2009 15:47

na da bin ich ja ma gespannt ob da noch länder nachziehen oder ob das ein einzelfall ist..... schön wärs ja wenn der restlich asiatische raum nachziehen würde..... ein riesen markt... aber das wird wohl net passieren(leider)

stfischr

Avatar von stfischr
27 15. Januar 2009 10:04

@15 Da hast du wohl nicht richtig gelesen, "gecrakte Software" steht da eindeutig. Warscheinlich kennst du die Situation da nicht. Dort ist es bis vor kurzem noch völlig normal gewesen, für Win nix zu bezahlen, sondern einfach ne gecrackte Version zu installieren.

mynicedevice

28 15. Januar 2009 17:56

@24: Ja so ist das leider in unserer beschränkten Welt. Menschliche Vorurteile wo man nur hinschauen kann

@Andere:

Kurze Exkursion in Sachen Politik:

Es gibt keine kommunistische Regierung. Kommunismus ist stark mit Anarchismus verwandt, sprich die Leute sind ihr eigen Herr. Kommunismus hat nahezu nichts mit Diktatur zu tun. Dass die Trottel der Sowjetunion, von China, Korea, Cuba, etc. sich auf die Fahnen Kommunismus schreiben/ geschrieben haben, ändert nichts an der Tatsache dass es Diktaturen sind/waren. Und "kommunistische Diktatur" ist noch sinnloser/unmöglicher als kommunistische Regierung. Ähnlich wie trockenes Wasser, helles Schwarz, etc

"Du kannst auf einen Esel Pferd schreiben, es bleibt trotzdem ein Esel"

Und zum Thema selber, ich finds super dass sich Linux verbreitet. Erstens wegen angesprochenen Raubkopien und zweitens wegen der Verbreitung des Wissens über Linux. Je mehr Benutzer Linux "verstehen" (auch wenns inzwischen dank Gnome etc dem Windows sehr ähnlich ist), desto mehr werden es sinnvoller als Windows finden, etc.

Shadow27374

29 15. Januar 2009 22:20

Naja der "Zwang zur Freiheit" wird ja nur staatlichen Organen aufgezwungen und da finde ich das gut. Schließlich sollte alles was der Staat tut für sein Volk einsichtig sein und dafür eignen sich freie Formate wie odf und andere ideal. Wenn ein vietnamesicher Privatmann Windows nutzen möchte ist das ebenfalls inordnung. Der Verkauf wurde ja ebenfalls nicht verboten sondern nur der von gecrackter und sowieso bereits illegaler Produkte.