Es handelt sich hierbei um einen Erfahrungsbericht. Das bedeutet, dass mit anderer Hardware und mit anderen Versionen auch andere Ergebnisse erreicht werden können. Diesem Erfahrungsbericht liegen die Versionen Ubuntu Hardy Heron und OpenOffice.org 3.0.0 zugrunde. Die OpenOffice.org-Pakete stammen von der deutschsprachigen Homepage von OpenOffice.org 🇩🇪.
Ubuntu liefert über seine Quellen den OpenOffice.org-Fork Go-oo 🇬🇧 aus. In diesem sind teilweise bereits Funktionen/Extensions integriert, die hier aufgeführt werden. Insbesondere OxygenOffice, das auf Go-oo aufbaut, weist einige Unterschiede zu dem hier vorgestellten OpenOffice.org auf. Obwohl einige Einstellungen, Erweiterungen und Vorlagen dieser Forks als nützlich und sinnvoll erscheinen, wird im weiteren Verlauf nicht darauf eingegangen, da dies einen sinnvollen Vergleich beinahe unmöglich macht.
Der Dokumenten-Konverter¶
Der Dokumenten-Konverter |
OpenOffice.org ist für seine Flexibilität im Umgang mit Dateiformaten bekannt. Dies wird durch seine Import- und Exportfilter ermöglicht. Mit der Version 3.0 unterstüzt OpenOffice jetzt auch das Dateiformat OOXML aus dem Hause Microsoft, das von der ISO als Standard anerkannt ist. Doch was soll man tun, wenn man viele Dokumente umwandeln möchte? Jedes einzelne zu öffnen und im neuen Format zu speichern ist nicht nur aufwendig, sondern auch zeitraubend. Hier gibt es ab Version 3.0 eine sehr nützliche Neuerung, den Dokumenten-Konverter.
Den Dokumenten-Konverter erreicht man über "Datei → Assistenten → Dokumenten-Konverter...". Man wird von einem Assistenten durch den Vorgang geführt. Einstellen kann man, welche Dateitypen aus welchen Verzeichnissen man konvertieren möchte und ob man ein Protokoll haben will. Je nach Anzahl und Größe der Dateien kann das Konvertieren eine Weile dauern.
Die Ergebnisse sind meist ganz passabel. Generell ist festzustellen: je aufwendiger die Formatierung und der enthaltene "Schnickschnack" ist, desto schlechter sind die Ergebnisse. Fehlgeschlagen ist nur die Konvertierung einer Excel-Tabelle mit vielen Makros. Wenn man bedenkt, dass das Schreiben der für die Konvertierung notwendigen Filter für Produkte aus dem Hause Microsoft einem Stochern im Nebel gleicht, ist das Ergebnis doch sehr überzeugend.
Extensions¶
Der Extension Manager |
Extensions - oder Add-ons, wie sie bei anderen Programmen genannt werden - führten bei OpenOffice bisher eher ein Schattendasein. Dies soll sich jetzt mit der neuen Version ändern. Diese Aufwertung hat das Ziel, den möglichen Funktionsumfang zu erhöhen, aber das Programm nicht unnötig aufzublähen. Die Extensions werden zentral auf der Seite OpenOffice.org Extensions 🇬🇧 gesammelt. Am auffälligsten ist, dass ab der neuen Version Wörterbücher für die Rechtschreibprüfung (dict-de-DE 🇬🇧) als Extensions eingebunden werden können.
Die Auswahl an Extensions scheint zunächst beachtlich. Wenn man die vielen Wörterbücher außer Acht lässt, relativiert sich das Bild. Es stehen dennoch einige interessante Zusatzfunktionen wie Sun PDF Import Extension [Beta] 🇬🇧 (siehe OpenOffice.org und PDF) zur Verfügung. Die Installation gestaltet sich in den meisten Fällen recht einfach. Nachdem man die gewünschte Extension auf seinen Rechner heruntergeladen hat, wählt man sie unter Extras → Extension Manager → Hinzufügen... aus. Mit dem "Extension Manager" lassen die Extensions sich auch bequem an einer zentralen Stelle verwalten.
Leider trifft dies nicht auf alle zu. Z.B. das "Web2.0 OpenOffice.org collaboration & document management extension" 🇬🇧, das kollektives Arbeiten ermöglichen soll, kann nur vom Hersteller direkt heruntergeladen und separat installiert werden. Des Weiteren ist die Dokumentation bzw. Beschreibung der Extensions generell (noch) nicht lokalisiert.
Writer¶
Die Textverarbeitung ist die wohl am häufigsten genutzte Office-Anwendung. Deshalb sind von Änderungen im Writer besonders viele Nutzer betroffen. Nach dem Öffnen des Writers ist zumindest auf den ersten Blick keine Veränderung zu erkennen.
Formatvorlagen & Überschriften¶
Kapitelnummerierung |
Wer öfter mit dem Writer größere Textdokumente erstellt, hat sicher schon die Vorteile von Formatvorlagen für sich entdeckt. Schnell lassen sich mit deren Hilfe die Formate für verschiedene Textelemente wie Überschriften und Textkörper definieren, was eine effiziente Formatierung ermöglicht. Sie sind über "Format → Formatvorlagen" bzw. mit F11 zu erreichen. Mit einem Rechtsklick auf die gewünschte Vorlage und einem Klick auf ändern lassen sie sich anpassen.
Notizen in der Version 2.4.x |
Wer sich von den Einstellungen unterhalb des "Nummerierung"-Tabs eine Nummerierung der verschiedenen Überschriftenebenen nach dem Schema "1 1.1 1.1.1 ..." erhofft, ist hier an der falschen Stelle. Die Überschriften werden innerhalb der ausgewählten Ebene durchnummeriert. Eine Verknüpfung mit der darüber liegenden Ebene im "Verwalten"-Tab bewirkt lediglich eine Fortführung von deren Nummerierung. Das gewünschte Verhalten lässt sich über "Extras → Kapitelnummerierung" erreichen. Falls man ein Inhaltsverzeichnis nutzen möchte, empfiehlt es sich, in das Eingabefeld "Trennzeichen dahinter" ein Leerzeichen einzutragen. Ansonsten folgt der erste Buchstabe der Überschrift im Inhaltsverzeichnis direkt hinter der Kapitelnummer. Immerhin ist dieses Verhalten nur noch im Inhaltsverzeichnis zu beobachten und nicht mehr wie in der Version 2.4.x auch in den Überschriften (siehe Abbildung "Notizen in der Version 2.4.x").
Was sich die Entwickler bei dieser Aufteilung gedacht haben, ist schleierhaft. Jedenfalls wirkt diese verwirrend und dürfte vor allem für Umsteiger von anderen Textverarbeitungsprogrammen verwirrend sein. Leider ist hier keine Verbesserung gegenüber der Vorgängerversion zu verzeichnen.
Objekte, Beschriftungen und Querverweise¶
Objektbeschriftungen und Querverweise |
An der Art der Beschriftung hat sich ebenfalls nichts geändert. Das ist in Bezug auf die Tabellenbeschriftung verwunderlich. Einerseits befindet sich die Beschriftung einer Tabelle in einer wissenschaftlichen Arbeit oberhalb der Tabelle. Andererseits wird immer wieder danach gefragt, wie man die Beschriftung über die Tabelle setzen kann. Das Kästchen mit der Position der Beschriftung bleibt auch in der neuen Version ausgegraut. Als suboptimal anzusehen ist die Lösung, die Beschriftung einzufügen und die Tabelle mit der Maus innerhalb des Objektrahmens nach unten zu ziehen, damit die Beschriftung nach oben rutscht.
Eine Neuerung ist bei den Querverweisen zu verzeichnen. Ab der neuen Version ist es nun möglich, direkt auf eine Überschrift oder einen nummerierten Absatz zu verweisen. In den älteren Versionen musste zuerst eine Referenz definiert werden, auf die dann verwiesen werden konnte. Verweise können in einem gut strukturierten Dokument ein wichtiger Bestandteil sein. Deshalb stellt diese kleine Verbesserung für so manchen Nutzer eine erhebliche Erleichterung dar.
Notizen¶
Notizen ab Version 3.0 |
Wenn man einen Text zum Korrekturlesen bekommt, erweist es sich oft als nützlich, Kommentare zu der einen oder anderen Passage zu hinterlassen, oder man möchte sich zur Erinnerung an irgendetwas einen Vermerk machen. Das sollte weder die Formatierung noch die Position von einzelnen Textelementen beeinflussen. Dies nennt sich in OpenOffice.org "Notiz", ist über "Einfügen → Notiz" bzw. Strg + Alt + N erreichbar und bereits seit längerem integriert.
Allerdings ist die Funktion erst jetzt mit der Version 3.0 alltagstauglich und damit benutzbar geworden. In früheren Versionen wurde ein unscheinbares gelbes Kästchen als Zeichen eingefügt. Die Notiz wurde sichtbar, wenn man den Mauszeiger über das Kästchen legte. Die Notizen konnten nur über eine erneute Anwahl über das Menü bearbeitet werden. Dies wurde in der aktuellen Version komplett überarbeitet. Die Notiz wird in einer grauen Leiste neben dem Text angezeigt und mit einer gestrichelten Linie zu der Position im Text gekennzeichnet. Die Notizen lassen sich direkt bearbeiten. Sie lassen sich auch in geringen Umfang (Fett, Kursiv, Unterstrichen) formatieren. Zudem werden Notizen verschiedener Benutzer mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet. Eine kleine Auswahl (Notiz löschen, Alle Notizen von <Benutzer> löschen, Alle Notizen löschen) für den Umgang mit Notizen ist über ein Dropdownmenü in den Notizen verfügbar. Noch ist es nur möglich, eine Notiz als eine Art Zeichen einzufügen und nicht einen Textbereich mit einer Notiz zu hinterlegen. Diese und weitere Funktionen sollen in Zukunft hinzugefügt werden.
Writer2LaTeX¶
Writer2LaTeX (w2l) 🇬🇧 ist eine Extension für die Konvertierung eines Writer-Dokuments in LaTeX-Quellcode. Grundsätzlich kann man seinen Text im Writer verfassen und mit dem Konvertieren die typographischen Vorteile von LaTeX nutzen. Hierfür stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung.
Entweder man nutzt die graphische Oberfläche (also die Extension). Hierfür ist die Anpassung der Datei .openoffice.org/3/user/writer2latex.xml im Homeverzeichnis sehr zu empfehlen. Es steht (noch) kein Dialog für nähere Einstellungen zur Verfügung. Dementsprechend kann das Ergebnis ohne eine Anpassung mit gutem Gewissen als unbefriedigend bezeichnet werden. Ein Dokument lässt sich über "Datei → Exportieren.. → Dateityp: LaTeX 2e (.tex) → Speichern" in ein TeX-Dokument überführen. Falls man weiterhin auch noch mit dem Writer an dem Dokument arbeiten möchte, muss man es zusätzlich als odt-Dokument speichern. Es ist zur Zeit nicht möglich, LaTeX-Quelltext in OpenOffice.org zu importieren.
Die zweite Möglichkeit ist die Stand-alone-Variante, die von der Projekthompage bezogen werden kann. Sie bietet einige weitere Möglichkeiten, auf die an dieser Stelle nicht eingegangen werden soll.
Umstieg von Word zum Writer¶
Viele Benutzer, die sich Linux installieren, haben vorher ein anderes Betriebssystem und dessen Programme genutzt. Die meisten dieser Umsteiger wechseln von Windows mit dessen Office-Suite. OpenOffice.org bietet viele Funktionen, die das Microsoft-Pendant auch bietet. Allerdings unterscheiden sich in einigen Fällen die Namen oder die Position im Menü. Deshalb wird an dieser Stelle eine kurze Auflistung häufig genutzter Funktionen, deren Namen und Position in den beiden Textverarbeitungsprogrammen aufgeführt.
Unterschiedliche Bezeichnung/Position von Funktionen | ||
MS Word 2003/XP | OOo 3.0 Writer | Erreichbar unter... |
Absatzkontrolle | Hurenkinder- und Schusterjungenregelung | Format → Absatz... → Textfluss |
Änderungen nachverfolgen | Änderungen aufzeichnen | Bearbeiten → Änderungen → aufzeichnen |
Seite einrichten | Seiteneinstellungen | Format → Seiteneinstellungen |
Optionen für Einblenden/Ausblenden ¶ | Optionen für Steuerzeichen ¶ | Extras → Optionen → OpenOffice.org Writer/OpenOffice.org Writer/Web → Formatierungshilfen |
Feld (Datum, Uhrzeit, Seitennummer,...) | Feldbefehl (Datum, Uhrzeit, Seitennummer,...) | Einfügen → Feldbefehl → Datum/Uhrzeit/Seitennummer/... |
Grafik | Bild | Einfügen → Bild → Aus Datei |
Kommentare | Notiz | Einfügen → Notiz |
Markup | (Änderungen) Anzeigen | Bearbeiten → Änderungen → Anzeigen |
Symbol | Sonderzeichen | Einfügen → Sonderzeichen |
Textflussumbruch | Zeilenumbruch | Einfügen → Manueller Umbruch → Zeilenumbruch |
Calc¶
Das Erste, was einem nach dem Start der Tabellenkalkulation in Version 3.0 auffallen dürfte, sind markierte Zellen. Diese sind nun nicht mehr schwarz, sondern in weicheren Farben, unter Ubuntu orange und unter Windows ein helles blau, gehalten. Das Handling eines markierten Bereiches hat sich nicht verändert. Durch die helleren Farben und den größeren Mauszeiger beim Ändern/Verschieben des Bereichs wird das Arbeiten angenehmer. Dies trifft auch auf die Formatierung der Zellen zu. Leider ist es nach wie vor nicht möglich, unterschiedlich dicke Rahmen über die Symbolleiste zu wählen. Um dennoch Rahmen mit unterschiedlichen Linienstärken zu erhalten, muss man den zu formatierenden Bereich markieren und mit der rechten Maustaste () den markierten Bereich anklicken. Im Kontextmenü gelangt man über "Zellen formatieren..." in den Dialog, in dem man unter der Registerkarte "Umrandung" diverse Linien und deren Eigenschaften bestimmen kann.
Tabellen gemeinsam bearbeiten¶
Freigabedialog in Calc |
Nun ist es möglich, im Netzwerk gemeinsam an einem Tabellendokument zu arbeiten. Sobald ein Dokument von einem Benutzer geöffnet wird, markiert OpenOffice.org dieses als schreibgeschützt. Dies funktioniert auch in gemischten Umgebungen zuverlässig. Um gemeinsam an einem Dokument arbeiten zu können, muss man über "Extras → Dokument freigeben..." den Status "Schreibgeschützt" aufheben. Es erscheint ein Dialog mit einer Warnung. Nach dessen Bestätigung und dem Speichern des Dokumentes können mehrere Nutzer an dem Dokument arbeiten. Für die Zusammenarbeit ist es erforderlich, dass unter "Extras → Optionen → OpenOffice.org → Benutzerdaten" ein Benutzername eingetragen ist. Auf dem selben Weg kann die Freigabe auch wieder aufgehoben werden.
Im freigegebenen Modus stehen einige Funktionen wie das Formatieren von Zahlen, Farben und Schriftarten nicht zur Verfügung. Des Weiteren ist es nicht möglich, Diagramme oder Zeichenobjekte zu bearbeiten. Um solche Aktionen durchführen zu können, muss ein Benutzer Exklusivzugriff erhalten. Achtung: Wird eine Datei, die bereits bearbeitet wird, im Netzwerk von einer älteren Version nochmal geöffnet, bekommt dieser Nutzer keine Warnung und kann diese Datei bearbeiten. Dies führt zu Inkonsistenzen und kann den Verlust der Daten zur Folge haben.
Diagramme¶
Tabelle mit Diagramm |
Bereits in Version 2.3 ist ein neues Modul zur Erstellung von Diagrammen integriert worden. Die Funktionalität wurde seither stark ausgebaut. In der neuen Version scheint es nun vollständig kompatibel mit MS Excel-Diagrammen (2003/XP) zu sein. Nach dem Import von Excel-Dateien, die Diagramme enthalten, sind keine Probleme bei der Darstellung und Bearbeitung dieser Dateien festzustellen.
Die Funktionalität wurde in der neuen Version ebenfalls verbessert. Der Menüunterpunkt Statistik unter Einfügen wurde durch die Einträge Trendlinien..., Y-Fehlerbalken und Mittelwertlinie ersetzt. Diese lassen sich, sofern es die Daten zulassen, schneller einfügen. Die Regressionsgleichung zu der Trendlinie als auch die Korrelationskoeffizienten können nun auch direkt im Diagramm abgebildet werden.
Die optischen Gestaltungsmöglichkeiten sind auch weiter ausgebaut worden. Generell arbeitet das Modul zuverlässiger und schneller. Als Diagrammtypen kann man alle möglichen Diagrammarten auswählen, mit 3D-Effekten versehen, die Perspektive einstellen und die Position einer Lichtquelle definieren. Somit ist es jetzt auch mit Calc zuverlässig möglich, ein Diagramm bis zur totalen Verstümmelung der Aussagekraft aufzuwerten.
Solver¶
Ein Optimum mit dem Solver finden |
Mit dem Solver hat in OpenOffice.org ein Werkzeug Einzug gehalten, das bisher nur als Extension zur Verfügung stand. Es ist ein Werkzeug für die Lineare Programmierung und basiert auf dem Simplex-Algorithmus. Es können aber auch andere Algorithmen als Extension hinzugefügt werden. Der Solver ist daher eher für Unternehmen und Mathematiker als für den Privatanwender interessant. In der Betriebswirtschaft kann er sowohl im Controlling als auch in der Logistik- und Produktionsplanung eingesetzt werden.
Bedingungen für den Zielwert |
Voraussetzung ist eine Tabelle in der alle Daten und deren Zusammenhänge mit Formeln definiert sind. Der Solver ist über "Extras → Solver" zu erreichen. Es erscheint ein Fenster, in dem man die Zielzelle, die Berechnungsart, die veränderbaren Zellen und die Nebenbedingungen festlegen kann. Es ist auch möglich, die Rechnung in entgegengesetzte Richtung durchzuführen. Man legt also einen Zielwert fest und berechnet die Werte, z.B. den Wareneinsatz für diesen. Unter Optionen ("Extras → Solver → Optionen") kann man, falls man einen anderen Algorithmus installiert hat, diesen sowie einige Anforderungen an das Ergebnis festlegen. Der Solver macht einen ausgereiften Eindruck und ist durch die übersichtliche Anordnung leicht anzuwenden.
Calc2LaTeX¶
Optionen von Calc2LaTeX |
Nicht neu, aber ebenfalls erwähnenswert ist die Extension Calc2LaTeX 🇬🇧. Sie ist inzwischen fester Bestandteil von OpenOffice.org und liegt in Form eines Makros vor. Da es eine Kunst für sich ist, unter LaTeX schöne und aussagekräftige Tabellen zu erstellen, bietet Calc2LaTeX eine gute Hilfestellung, um ein Grundgerüst zu erhalten. Das gilt insbesondere für große Tabellen. Die Betonung liegt hierbei aber auf Grundgerüst. Die Formatierung der Tabelle wird nur rudimentär (Fettschrift und Kursiv) übernommen.
Um Calc2LaTeX zu nutzen, markiert man zuerst den zu konvertierenden Bereich in der Tabelle. Das Makro erreicht man dann über "Extras → Makros → Makro ausführen → Meine Makros → Calc2LaTeX → Calc2LaTeX → Main. Es erscheint ein Dialog, in dem man ein paar grundlegende Einstellungen vornehmen kann.
Umstieg von Excel zu Calc¶
Auch bei Calc gibt es Funktionen, die vergleichbar in Excel vorhanden sind, aber einen anderen Namen oder eine andere Position im Menü haben. Hier werden ein paar häufig verwendete Funktionen aufgeführt.
Unterschiedliche Bezeichnung/Position von Funktionen | ||
MS Excel 2003/XP | OOo 3.0 Calc | Erreichbar unter... |
Blatt löschen | Tabelle löschen | Bearbeiten → Tabelle → löschen |
Druckbereich festlegen | Druckbereich festlegen | Format → Druckbereiche → Festlegen |
Seite einrichten | Seite | Format → Seite |
Kommentar | Notiz | Einfügen → Notiz |
Markup | (Änderungen) Anzeigen | Bearbeiten → Änderungen → Anzeigen |
Pivottable-Bereich | Datenpilot | Daten → Datenpilot |
Wiederholungszeilen/ -spalten | Wiederholungszeilen/ -spalten | Format → Druckbereiche → Bearbeiten → Wiederholungszeilen/-spalten |
Impress¶
Das Präsentationsmodul hat ebenfalls einige kleine Neuerungen "spendiert" bekommen. Es handelt sich hier um viele Kleinigkeiten, die das Arbeiten angenehmer gestalten. Die neuen Seiten-Layout-Symbole stellen hier wohl "nur" ein optisches "Sahnehäubchen" dar. Zudem stehen jetzt Designs für Tabellen zur Verfügung. Es ist daher nicht mehr nötig, Tabellen über ein eingebettetes Calc-Dokument zu erzeugen.
Drucken¶
Druckdialog in Impress |
Der Druckdialog in Impress wurde um den Bereich "Inhalt" erweitert. In der Dropdown-Liste "Inhalt" kann man nun wählen, ob man die Folien, Handzettel, Notizen oder Gliederung drucken möchte. Bei dem Druck der Handzettel lässt sich die Anzahl der Folien pro Blatt einstellen. Als sehr praktisch erweist sich die Anzahl von drei Folien pro Blatt. Die Folien werden in der linken Spalte positioniert, und in der rechten Spalte werden Linien für Notizen gedruckt. Ab einer Folienzahl von vier Folien pro Blatt kann man auch die Reihenfolge der Folien - ob "horizontal" oder "vertikal" - bestimmen.
Presenter Console¶
Die Presenter Console |
Die Presenter Console 🇬🇧 ist eine Extension, die dem Vortragenden bei der Präsentation zusätzliche Informationen zu Verfügung stellt. Dies ist natürlich nur möglich, wenn ein zweites Ausgabegerät, also ein Monitor oder Beamer angeschlossen ist. Die Präsentation wird auf dem primären Ausgabegerät angezeigt, die Presenter Console auf dem sekundären Ausgabegerät. Das ist leider etwas unglücklich gewählt. Denn meistens ist standardmäßig der Bildschirm des Laptops das primäre Ausgabegerät. Um dem zu begegnen, kann man in den Einstellungen das primäre Ausgabegerät ändern. Alternativ kann man auch die Präsentation auf den Desktop des sekundären Ausgabegerät legen und dort öffnen. Ob dies so gedacht war, ist unbekannt. Im Test hat es zumindest funktioniert.
Auf der Presenter Console wird auf der linken Seite die aktuelle und die folgende Folie angezeigt. Am unteren Rand befinden sich ein Balken mit der Uhrzeit der seit Beginn der Präsentation verstrichenen Zeit, Schaltflächen für den Folienwechsel sowie Ansichten der Notizen, Folienübersicht und Hilfe. Auf der rechten Seite werden je nach Auswahl die Notizen oder die Folienübersicht dargestellt. Alternativ kann man mit der rechten und linken Maustaste oder mit einem Klick auf die Folie in der Übersicht navigieren. Diese Extension ist nicht nur für alle ein nützliches Werkzeug, die häufig Präsentationen halten.
Presentation Minimizer¶
Es kann durchaus vor allem bei Präsentationen mit vielen Bildern vorkommen, dass eine Präsentation sehr groß wird. Wenn die Dateigröße zum Problem wird, kann die Extension Presentation Minimizer 🇬🇧 Abhilfe schaffen. Dies wird durch eine höhere Komprimierung der Bilder und das Entfernen nicht mehr benötigter Daten wie beispielsweise ausgeblendete Folien erreicht. Erreichbar ist der Presentation Minimizer über das Menü "Extras → Präsentation komprimieren..". Der dann erscheinende Assistent ist einfach und selbsterklärend. Auf diese Art lassen sich passable Ergebnisse erzielen.
OpenOffice.org und PDF¶
Einer der großen Vorzüge von OpenOffice.org ist schon seit langem die Fähigkeit des Umgangs mit dem Portable Dokument Format (PDF). Seit Version 1.1 beherrscht OpenOffice.org den Export von Dokument in das Format. Wie bei den vorigen Versionen sind auch hier wieder ein paar Fähigkeiten hinzugekommen.
PDF-Import¶
PDF-Import in Draw |
Der Import von PDF wird durch die Sun PDF Import Extension 🇬🇧 ermöglicht. Nachdem man unter "Datei → Öffnen..." ein PDF ausgewählt hat, wird dieses in Draw geöffnet und kann bearbeitet werden. Dies funktioniert mit allen PDF-Dokumenten, in denen eine Dokumentenstruktur enthalten ist. Ist das PDF mit einem Scanprogramm wie z.B. gscan2pdf erstellt worden, funktioniert das nicht, da in dem PDF nur das gescannte Bild vorhanden ist, aber nicht der Text oder eine Struktur.
Obwohl sich die Extension noch in der Beta-Phase befindet, funktioniert sie im Allgemeinen recht gut und zuverlässig. Einige "Kinderkrankheiten" sind jedoch festzustellen. So hat OpenOffice.org ein Problem bei Grafiken mit Transparenz. Diese werden nicht korrekt dargestellt. Möchte man einen Text bearbeiten, ist dies nur zeilenweise möglich. Wurde im Ursprungsdokument Blocksatz ohne Silbentrennung verwendet, kann es bei größeren Wortabständen vorkommen, dass eine Zeile in mehrere Textfelder aufgespaltet wird. Wenn man einen Fließtext bearbeiten möchte, ist es daher empfehlenswert, diesen aus einem PDF-Betrachter zu kopieren und ihn dann weiter zu bearbeiten. Bei manchen Dokumenten kann es auch vorkommen, dass in Textfeldern, die bearbeitet wurden, sich die Abstände zwischen den Buchstaben sehr unschön verändert haben.
Hybrid-PDF erstellen |
Ansonsten macht der PDF-Import bzw. die Bearbeitung von PDF-Dokumenten einen sehr guten Eindruck. Grafiken lassen sich problemlos bearbeiten, verschieben und austauschen. Markiert man mit der Maus mehrere Objekte wie z.B. Textfelder, lassen sie sich als Gruppe bearbeiten. Position und Größe können so bequem verändert werden. Es konnte keine Einschränkung des Funktionsumfangs von Draw festgestellt werden.
Hybrid-PDF¶
Ist die PDF Import Extension installiert, steht noch eine weitere Funktion zur Verfügung, die wohl eine ähnlich große Bedeutung haben dürfte, das Hybridformat bei PDF. Technisch gesehen wird in das PDF noch zusätzlich ein ODF-Dokument integriert. Öffnet man das PDF mit einem PDF-Reader, werden die Informationen im ODF-Format ignoriert und das PDF wie gewohnt angezeigt. Wird das PDF von OpenOffice.org mit installierter PDF Import Extension geöffnet, erscheint je nach Ursprungsdokument die Datei im Writer, Calc, Impress oder Draw und kann wie beim Öffnen eines ODF-Dokuments weiter bearbeitet werden. Um ein Hybrid-PDF zu erstellen, aktiviert man unter "Datei → Exportieren als PDF..." in der Registerkarte "Allgemein" die Schaltfläche "Hybridformat erzeugen".
Ein Hybrid-PDF ist natürlich größer als eine "normale" PDF-Datei (Informationen im PDF-Format + Informationen im ODF-Format). Das kann bei der Übertragung im Netzwerk und im Internet bei Anschlüssen mit geringem Volumen wie beispielsweise einem analogen Modem zu Problemen führen, dürfte allerdings nur noch für eine geringe Zahl von Nutzern relevant sein.
Ansonsten erhöht es die Flexibilität des Datenaustausches enorm. Wenn beispielsweise ein Vortrag mit Hilfe eines fremden Rechners gehalten werden muss und unklar ist, ob OpenOffice.org installiert ist, kann man den Vortrag im Notfall auch mit einem PDF-Reader halten. Effekte stehen zwar kaum zur Verfügung. Das dürfte allerdings immer noch besser sein, als den Vortrag nicht halten zu können.
Fazit¶
Es hat sich einiges getan bei OpenOffice.org. Leider sind ein paar Funktionen wie beispielsweise die Beschriftung von Tabellen im Writer in der neuen Version nicht verändert worden. Auch die teilweise nicht vorhandene Lokalisierung von Extensions und deren Dokumentation trüben das Bild etwas ein. Allerdings ist zumindest der zweite Punkt nicht den Entwicklern von OpenOffice.org anzulasten. Vielleicht motiviert dies sogar den einen oder anderen, sich zu beteiligen.
Allgemein hat OpenOffice.org einen großen Schritt nach vorne gemacht. Dies dürften vor allem diejenigen merken, die sehr viel damit arbeiten. Es wurden auch viele kleine Details wie beispielsweise die Querverweise (Writer) verbessert. Vor allem die kleinen Dinge erhöhen den Komfort für Poweruser immens.
Die Stärkung des Konzeptes Add-ons Extensions, mit dem vermehrt Funktionen nicht mehr im Basisprogramm integriert werden, ist ebenfalls ein zu begrüßender Schritt. Die Möglichkeit, sich jeweils die gebrauchten Funktionen einfach hinzufügen zu können und nicht gebrauchte Funktionen einfach weg zu lassen, hilft mit, das Programm nicht unnötig aufzublähen. Dies dürfte vor allem für ältere und langsamere Rechner sowie für Netbooks interessant sein. Die Tatsache, dass der Solver, der bisher als Extension zur Verfügung stand und nur von wenigen Nutzern gebraucht wird, jetzt in das Basisprogramm integriert wurde, lässt Zweifel an der konsequenten Durchführung dieses Schrittes aufkommen.
Von vielen erwartet und von einigen hier im Forum bereits als "Killer-Feature" bezeichnet dürften die neuen Möglichkeiten im Umgang mit PDF-Dateien sein, die die Sun PDF Import Extension zusätzlich mitbringt. Bereits ohne diese Extension sind die Möglichkeiten, die OpenOffice.org mit PDF-Files bietet, sehr gut und für so manches Konkurrenzprodukt vorbildlich. Doch diese Extension setzt dem noch ein "Sahnehäubchen" oben drauf. Sowohl der PDF-Import als auch die Hybrid-PDF bringen einen erheblichen Mehrwert. Obwohl sich die Extension noch im Betastatus befindet, arbeitet sie zuverlässig und kann mit gutem Gewissen empfohlen werden.
OpenOffice.org bietet schon seit längerem die Funktionen, die der durchschnittliche Nutzer benötigt. Mit Version 3.0 hat die Office-Suite einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Man kann die Entwickler zu dieser Version beglückwünschen und hoffen, dass es in diesem Stil weitergeht.