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Kernel 2.6.30: Neuer Kernel, alter Tux

linux.png

Rückschritte sieht man im Linux-Kernel nicht gerne. Im Falle der Rückkehr von Tux als Linux-Maskottchen jedoch macht man gerne eine Ausnahme.

Große Schritte nach vorne macht jedoch die Größe des Kernels - sind doch die Quellen auf 58 MB gegenüber 55 MB bei 2.6.29 oder 52 MB bei 2.6.28 angewachsen. Um zumindest beim kompilierten Kernel etwas Platz zu sparen, wird nun die Komprimierung des Kernel-Images mittels LZMA und BZIP2 unterstützt. Dadurch ergibt sich bei BZIP2 eine um 10 Prozent geringere Größe gegenüber der herkömmlichen Komprimierung mit GZIP. LZMA ermöglicht sogar bis zu 33 Prozent und soll darüber hinaus auch noch schneller sein.

Mehrere neue Dateisysteme stehen nun zur Verfügung, mit NILFS2 🇬🇧 fand nun ein Log-strukturiertes Dateisystem den Weg in den Linux-Kernel. Dabei werden geschriebene Daten an das Ende des bereits beschriebenen Bereich angehangen, überschrieben wird erst, wenn der Datenträger physikalisch voll ist. Damit bietet es viel Sicherheit für die Daten, jedoch weniger gut Leistungswerte. EXOFS zielt dagegen auf die Nutzung einer neuen Klasse von Speichergeräten (OSD - Objact-based Storage Device 🇬🇧 ) ab, die nicht wie herkömmlich Blockorientiert sondern Objektbezogen arbeiten. Es stellt eine Implementierung des auf SCSI aufsetzenden OSD-Protokolls dar. FS-Cache wiederum stellt einen Aufsatz für bestehende Netzwerk-Dateisysteme wie NFS oder AFS dar und beschleunigt die Arbeit mit eben diesen indem es deren Daten zwischenpuffert.

Während der Entwicklerverionen von Jaunty Jackalope hatte man Probleme mit Allocate-on-flush 🇬🇧 unter Ext4 festgestellt, ein Mechanismus der durch verzögertes Schreiben auf den Datenträger Leistung und Energiebedarf optimieren sollte. Führte das System einen Neustart aus, wenn Dateien zum Schreiben geöffnet waren, so kam es zu Datenverlusten in eben jenen Dateien. Da auch andere Dateisysteme diesen Mechanismus nutzen, wurde hier übergreifend optimiert um derlei Fehlerfälle künftig zu unterbinden.

Mit Fastboot wird wieder ein Schritt hin zur Optimierung der Startzeiten unternommen. Es ermöglicht einen asynchronen Startvorgang, wobei der Kernel zur gleichen Zeit nach Geräten und Partitionen suchen und Dienste starten kann. Bislang führte insbesondere die Geräteinitialisierung zu langen Wartezeiten, während derer keine anderen Aktionen ausgeführt wurden.

Noch nicht ein mal verabschiedet, aber bereits im Linux-Kernel verfügbar: Der IEEE-Standard IEEE 802.11w (Wireless Management Frame Protection Support) 🇬🇧 soll Drathlosnetzwerke sicherer machen, indem die zur Verwaltung notwendigen Pakete (zum Beispiel zum Herstellen der Verbindung und zum Schlüsselaustausch) zusätzlich geschützt werden.

Natürlich sind auch diesmal wieder viele neue Treiber mit an Bord, an den schon vorhandenen wurden Verbesserungen, Fehlerkorrekturen und Erweiterungen vorgenommen. So wurde dem i915-Treiber nun Hotplug-Unterstüzung für die 945-Chipsätze spendiert, der radeon-Treiber wurde um Unterstützung für R6xx/R7xx-Chips erweitert und der backlight-Treiber kann nun die Hintergrundbeleuchtung von MacBook 5, MacBook AIR 2 und MacBook Pro 5 ansteuern.

Neue Treiber sind zum Beispiel ar9170 für den gleichnamigen USB-Chipsatz von Atheros, at76c50x-usb für Atmel at76c503/at76c505/at76c505a USB Adapter, p54spi für Prism54 SPI-basierte Geräte oder mwl8k für 88W8xxx PCI/PCIe-Karten von Marwell.

Eine sehr ausführliche Übersicht findet sich auf KernelNewbies.org 🇬🇧.

Eine kleiner Appetithappen auf 2.6.31 am Rande: Nachdem Sarah Sharp 🇬🇧, Entwicklerin auf der Gehaltsliste von Intel, im Dezember den Beginn ihrer Arbeit am USB-3.0-System für Linux ankündigte, werden die Resultate greifbar. Ein erster Treiber für xHCI (Extensible Host Controller Interface) wurde bereits in die Warteschlange für den nächsten Kernel aufgenommen. Damit sei, so Sharp, Linux das erste Betriebssystem, das USB 3.0 offiziell unterstützt. Ein erster Controller für die neue USB-Spezifikation, die Übertragungsraten bis zu 5 GB/s erreichen soll, wurde bereits von NEC vorgestellt.

Quellen: Linux Kernel Mailing List 🇬🇧, Kernel Newbies 🇬🇧, Linux-Magazin

Veröffentlicht von mfm | 10. Juni 2009 23:00 | Kategorie: Linux und Open Source | # Fehler im Artikel melden

H.i.M

Avatar von H.i.M
1 10. Juni 2009 23:06

Danke für deinen Beitrag. war sehr ausführlich und informativ. Gibt es schon repos für den 2.6.30?

Linux-Fan

Avatar von Linux-Fan
2 10. Juni 2009 23:48

@1: Schau mal hier! 😉

wombalton

3 11. Juni 2009 01:49

wie sieht es mit den treibern für die intel-grafik chips aus? da gibts ja einige probleme in jaunty. wird das durch den neuen kernel besser?

cephinux

Avatar von cephinux
4 11. Juni 2009 04:30

Danke für diesen sehr guten Artikel, der Themen beleuchtet die in anderen Artikeln rund um den Kernel zu kurz gekommen sind.

HmpfCBR

Avatar von HmpfCBR
5 11. Juni 2009 08:11

@3: Bei mir läuft die "Bleeding Edge Configuration" folgender Anleitung in Version 1.7 (http://ubuntuforums.org/showthread.php?t=1130582) bis auf einen kleinen Grafikfehler beim Powermanagment-Plamoid, problemlos und deutlich schneller (Eee 1000) . Allerdings habe ich im Gegensatz zur Anleitung noch nicht den finalen, sondern den RC8-Kernel und als einzige xorg.conf Änderung auf uxa umgestellt.

Dazu bitte auch https://lists.ubuntu.com/archives/ubuntu-devel/2009-June/028286.html und darauf folgende Beiträge lesen und nicht vergessen damit baut man sich Fremdquellen ein. Die ppas habe ich daher nach dem erfolgreichen upgrade wieder auskommentiert.

dennda

Avatar von dennda
6 11. Juni 2009 09:58

@5: Ich nehme mal an die Schlafmodi (insbesondere Suspend to RAM) funktionieren dann nicht mehr? Oder sie funktionieren, erfordern aber einen Neustart des XServers nach dem Aufwachen. Ist das zutreffend?

olivier1979

7 11. Juni 2009 10:25

Hallo

Freude herscht,

Neue mwl8k Treiber für Marvell 88W8xxx Topdog PCI / PCIe Wireless-Geräte

Meine Wlan Karte: WG311v3 die mit dem Chipsatz Marvell Technology Group Ltd. 88w8335 versehen ist, sollte damit funktionieren, momentan geht dies "nur" mit dem Ndiswrapper. (obwohl mir diese Karte mit ndiswrapper keine Probleme bereitet).

freue mich schon auf Karmic Koala 😉

gruss

olivier1979

sedesc

8 11. Juni 2009 10:30

@2 ist es gesund den aus den kernel aus den repos zu installieren?

lg

pippovic

Avatar von pippovic
9 11. Juni 2009 10:35

@3: Ich benutze derzeit Kernel 2.6.29-4 und habe keine Geschwindigkeitsprobleme mehr. Es gibt aber noch Grafikfehler. Diese haben aber wahrscheinlich nichts mit dem Kernel zu tun.

jom

10 11. Juni 2009 11:04

Zum Thema Unterstützung der R6xx/R7xx-Chips von ATI durch den radeon-Treiber hab ich folgende Frage: Ist mit "Unterstützung" auch DRI-Support gemeint? Wenn ja, muss ich mir das mal genauer ansehen, da der neuere radeonhd in der Chip-Serie leider immer noch nicht weiter gekommen ist und es ja auch mit fglrx auch immer mal wieder gerne Probleme gibt. Weiß hier jemand genaueres?

SuperDAU2

Avatar von SuperDAU2
11 11. Juni 2009 12:23

Ich habe einen kleinen Fehler entdeckt:

EXOFS zielt dagegen auf die Nutzung einer neuen Klasse von Speichergeräten (OSD - Objact-based Storage Device 🇬🇧 ) ab, die nicht wie herkömmlich Blockorientiert sondern Objektbezogen arbeiten.

Boerkel

Avatar von Boerkel
12 11. Juni 2009 12:42

Bringt Fastboot eigentlich irgendetwas oder muss das erst extra von der Distro aktiviert werden?

cLinx

Avatar von cLinx
13 11. Juni 2009 13:07

Wer den Kernel schon haben will, bekommt ihn hier: Mainline-Kernel

Caradhras

14 11. Juni 2009 13:14

müsste es nicht 5 GBit/s heißen? GB wäre Gigabyte ^^

phiphi

Avatar von phiphi
15 11. Juni 2009 13:23

Fehler: angehangen > angehängt jedoch weniger gut Leistungswerte. > gute

Ansonsten freut es mich, dass Linux so schnell vorwärts kommt und als erstes Betriebssystem USB 3.0 unterstützt. Nützt allerdings ohne entsprechende Hardware nicht sonderlich viel. Und die wirds wohl nicht geben bevor die Konkurrenz ebenfalls Unterstützung mitbringt ☹ Weiss jemand genaueres über die Einführung von USB 3.0?

cLinx

Avatar von cLinx
16 11. Juni 2009 13:39

jeykey

Avatar von jeykey
17 11. Juni 2009 13:53

Klasse Artikel, danke ☺

Ruddimaster

18 11. Juni 2009 14:52

mit NILFS2 🇬🇧 fand nun ein Log-strukturiertes Dateisystem den Weg in den Linux-Kernel. Dabei werden geschriebene Daten an das Ende des bereits beschriebenen Bereich angehangen, überschrieben wird erst, wenn der Datenträger physikalisch voll ist. Damit bietet es viel Sicherheit für die Daten, jedoch weniger gut Leistungswerte.

Meines Wissens, soll das NILFS2 einen Performanceschub bei SSD bringen.

V_for_Vortex

Avatar von V_for_Vortex
19 11. Juni 2009 15:49

@18: Flash-Medien wie SSDs verwalten die Belegung Ihrer Speicherzellen unabhängig vom Dateisystem (siehe Solid_State_Drive). Nach meinem Verständnis sollte soetwas wie NILFS2 gerade bei SSDs dann doch eigentlich keinen Vorteil haben, oder?

EGA

20 11. Juni 2009 16:26

Sehr ausführlicher und gelungener Artikel. Danke! =)

HEiDi

Avatar von HEiDi
21 11. Juni 2009 17:11

@19: NILF2 ist auf die Belange von SSDs ohne diese Fähigkeit optimiert. Wahrscheinlich sind SSDs ohne Wear-leveling günstiger... http://www.heise.de/open/Feintuning-Die-Neuerungen-von-Linux-2-6-30--/artikel/139949/1#newfilesystems

HmpfCBR

Avatar von HmpfCBR
22 11. Juni 2009 18:26

@6: Suspend to Disk funktioniert damit, allerdings nicht perfekt. Es dauert aber eine Weile bis der Desktop gezeichnet wird. Da Fenster eher da sind, denke ich das Plasma da hinterherhinkt. Das kann so weit gehen, dass sich hplip mit einer Fehlermeldung wegen fehlendem SystemTray verabschiedet. Arbeitsflächeneffekte waren dabei aktiviert.

Suspend to Ram funktionert (endlich) vollständig und schnell, auch mein altes Problem mit den nach dem Aufwachen verschwundenen Netzwerkschnittstellen ist passé.

Ah doch eine Kleinigkeit, die aber auch schon davor so auftrat. Das automatische Sperren des Bildschirms nach dem Ruhezustand (aktivierbar in Powerdevil) funktioniert nur, wenn ich den Rechner per FN+F1 in den Schlafmodus (STR) schicke oder dieser sich über das Powerdevil-Profil selber in den Schlafmodus schickt. Dafür dauert das Aufwachen gefühlt etwas länger. Über das K-Menü etc. bleibt der Rechner ungesperrt.

Dicker1

Avatar von Dicker1
23 12. Juni 2009 01:28

Hallo, Hab den Kernel gerade installiert 😀 neugestart 😀 und in grub den neuen kernel gewählt und inner halb von weniger als 9 sekunden gebootet . echt Hammer Aber x server spring nicht an . Ubuntu hat mir eine Meldung angezeigt das xserver nicht Gestartet werden konnte und ob er ers nochmal versuchen soll , zu starten.😀 Jezt funzt alles 😀 Scheint auch das es jezt bei mir nicht mehr "stotter " wenn Programme starten 😀

mRiesbeck

24 12. Juni 2009 09:16

Ich hab den auch installiert. Nach nem Neustart wurde aber kein Anmeldebildschirm mehr angezeigt. Hatte nur nen schwarzen Bildschirm mit ein paar Kästchen und Streifen. Kann es sein, dass der fglrx-Treiber (Ati 9.5) vorher deinstalliert werden muss ?

Gsälzbär

25 12. Juni 2009 10:53

das klingt ja größtenteils sehr erfreulich, was ihr hier berichtet.

Kommt das dann irgendwann ganz sicher und unkompliziert per Update oder müsste man so bis Oktober warten?

joelue

26 12. Juni 2009 16:31

@25: Kernel-Updates werden normalerweise nicht eingespielt. Das passiert nur, falls wichtige Security-Updates drin sind. Du kannst dir den neuen Kernel aber auch selbst kompilieren oder aus dem mainline-Repository installieren, falls du ihn aktualisieren möchtest. Ubuntu 9.10 Karmic Koala wird dann wohl schon mit 2.6.31 ausgeliefert.

noskill

Avatar von noskill
27 13. Juni 2009 13:54

@25

Nein, die Ubuntu repos ändern sich ab dem Beta-Stadium nicht mehr. Es werden dann nur noch Sicherheitsupdates eingespielt. Du kannst aber seit einer Weile neue Kernelversionen als .debs für Ubuntu laden und installieren, allerdings kann es sein, dass einige Geräte-Treiber welche nachträglich von Canonical reingepatch wurden dann fehlen.

Ich habe den Kernel auf meinem Notebook installiert, weil ich dort ext4 nutze und es läuft alles wunderbar. ☺

Doofb43r

Avatar von Doofb43r
28 16. Juni 2009 13:12

Bei mir gibts immer Fehler mit dem nVidia Treiber, weiß einer wie man das behebt?

MfG

Rain_Maker

29 17. Juni 2009 22:46

Neue mwl8k Treiber für Marvell 88W8xxx Topdog PCI / PCIe Wireless-Geräte

Meine Wlan Karte: WG311v3 die mit dem Chipsatz Marvell Technology Group Ltd. 88w8335 versehen ist, sollte damit funktionieren,

Nope.