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Der Kern für Karmic: 2.6.31

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Ubuntu 9.10 wird erst im Oktober erscheinen, immerhin der darin enthaltene Kernel ist nun fertiggestellt. Mit der Veröffentlichung von Linux 2.6.31 haben die Kernel-Entwickler wieder einige neue Funktionen und Treiber integriert.

Wie bereits zur Veröffentlichung von 2.6.30 angekündigt, ist nun die Unterstützung für USB 3.0 im Linux-Kernel verfügbar. Die Entwicklerin Sarah Sharp 🇬🇧 stellte den ersten Treiber für xHCI (Extensible Host Controller Interface) zur Verfügung, der bislang nur mit dem Prototyp eines Controllers von Fresco Logic 🇬🇧 getestet werden konnte. Auf dem Markt sind derzeit keine USB-3.0-Geräte verfügbar.

Mit CUSE (Characterdevices in UserSpace) wird der Trend, Treiber in den Berechtigungskontext des Anwenders zu verlagern, fortgesetzt. FUSE (Filesystem in UserSpace) machte hier den Anfang und ermöglicht seitdem die Erstellung von Dateisystemen durch den Anwender. CUSE, das auf Code aus FUSE zurückgreift, erlaubt hingegen die Implementierung zeichenorientierter Geräte, wie zum Beispiel serielle Schnittstellen. Eine erste Anwendung für CUSE steht mit dem OSS Proxy 🇬🇧 von Tejun Heo, ein alternative Emulation des immer noch häufig genutzten, jedoch veralteten Open Sound Systems, auch schon zur Verfügung.

Eine Verbesserung beim Arbeiten mit dem Desktop bei hoher Speicherbelastung versprechen sich die Entwickler von einer Überarbeitung der Heuristik zur Bereinigung der Speicherbereiche, die von laufenden Anwendungen belegt werden. Springt ein Programm bei der Ausführung auf einen Programmteil oder eine verlinkte Bibliothek, die von der Festplatte geladen werden muss, so verzögert dies die Ausführung erheblich. Aus diesem Grund werden solche Komponenten im Hauptspeicher vorgehalten, um den Programmablauf zu beschleunigen und die Reaktionen des Desktops flüssiger zu machen. Das Entfernen dieser Komponenten von aktiven Programmen aus dem Hauptspeicher wurde nun erschwert, die positive Auswirkung auf die Leistung des Desktops konnten die Entwickler bereits anhand von Benchmarks (siehe Ergebnisse im Commit 🇬🇧) feststellen.

Das im Kernel 2.6.29 eingeführte Kernel Mode Setting (KMS) für einen flackerfreien Systemstart konnte um die Unterstützung für ATIs Radeon-Karten erweitert werden. KMS arbeitet nun mit den etwas älteren Baureihen R1xx, R2xx, R3xx, R4xx, R5xx zusammen, Support für R6xx und R7xx soll in Kürze folgen.

Persönliche Drahtlosnetzwerke nach dem Standard IEEE 802.15.4 werden von Linux nun ebenfalls unterstützt. Vorgesehen sind diese für eine einfache Kommunikation mit niedriger Datenrate (bis 250 kBit/s) und Reichweite (bis ca. 10m) zwischen Geräten für den persönlichen Gebrauch oder in der Automatisierungstechnik.

Auch für den Anwender nicht direkt wahrnehmbare Neuerungen haben in den Kernel Eingang gefunden. So steht mit perf ein Werkzeug zur Leistungsmessung zur Verfügung, das über eine Schnittstelle im Kernel die Performance-Counter-Infrastruktur moderner Hardware nutzt. Dies dürfte künftigen Entwicklungen bei der Verbesserung der Leistung von Nutzen sein.

Kernelentwicklern können sich nun beim Testen des Quellcodes auf gcov 🇬🇧 stützen. gcov beantwortet Entwicklern beim Testen von neuem Code künftig Fragen wie „Wurde der Code durchlaufen?“, „Was muss ich tun, damit der Code durchlaufen wird?“ und kann auch bei der Minimierung von Kernel-Konfigurationen behilflich sein. Zwei weitere Hilfen für Entwickler stellen Kmemcheck und Kmemleak dar. Während Kmemcheck bei der Verwendung von nicht initialisertem Speicher warnt, entdeckt kmemleak Speicherbereiche, die von einem Programm zwar belegt werden, ab nicht zur Anwendung kommen können oder nicht wieder freigegeben werden (Memory Leaks).

Eine neue Infrastruktur zur Überwachung auch Dateisystem-Ereignisse stellt Fsnotify dar, die wiederum von anderen Systemen für die Benachrichtigung bei Ereignissen wie dnotify und inotify genutzt wird. dnotify sowie inotify wurden ebenfalls überarbeitet und in diesem Zuge von überflüssigem Code befreit.

Das größte Volumen an Änderungen gab es im Bereich der Treiber. Neben Erweiterungen bestehender Treiber kamen wieder viele neue hinzu. Einer der populäreren dürfte zum Beispiel der WLAN-Treiber iwmc3200wifi sein, der für Intels 802.11AGN-Geräte nun auch die Nutzung des n-Standards ermöglicht.

Eine vollständige Auflistung der neuen Treiber, der Ergänzungen und neuen Funktionen gibt es auch diesmal wieder auf KernelNewbies.org 🇬🇧

Ubuntu-Anwender können gleich auf zweierlei Weise den aktuellen Kernel ausprobieren: Zum einen steht 2.6.31 in der aktuellen Alpha-Version von Karmic Koala zur Verfügung, zum anderen ist er aus dem Mainline-Kernel-Archiv installierbar.

Quellen: Linux Kernel Mailing List 🇬🇧, KernelNewbies.org 🇬🇧

Veröffentlicht von mfm | 10. September 2009 11:30 | Kategorie: Linux und Open Source | # Fehler im Artikel melden

Das_Auge

Avatar von Das_Auge
1 10. September 2009 12:05

Dies dürfte künftigen Entwicklungen bei der Verbesserung der Leitungvon Nutzen sein.

Das_Auge

Avatar von Das_Auge
2 10. September 2009 12:11

Und im Mainline-Kernel-Archiv ist der 2.6.31 Kernel noch nicht vorhanden. Der aktuellste ist rc9. Wird aber sicher bald kommen. Ich will nochmal zur Sicherheit nachfragen: Kann ich den neuen Kernel auf meinem Produktivsystem one Bedenken installieren und sicher sein, dass ich, wenn ich mit dem alten Kernel boote, das gleich stabile System wie vorher habe?

primus_pilus

Ehemalige

Avatar von primus_pilus
3 10. September 2009 12:19

Eine Garantie wird dir niemand geben. Aber die Wahrscheinlichkeit das es nicht funktioniert ist recht überschaubar. Aufpassen musst du nur bei manuell installierten Treibern etc.

Im schlimmsten Fall startest du den alten Kernel und wirfst den 2.6.31 wieder herunter.

mildwild

4 10. September 2009 13:07

Ich freue mich immer wenn die Linux Entwicklung so voranschreitet..Ich installiere den Kernel gerade mit "KernelCheck" ist ein wie ich finde tolles Programm für Ubuntu...

mfm

Avatar von mfm
5 10. September 2009 13:30

@1: Danke. Wenn damit aber irgendwelche Leitungen verbessert werden können, wäre das ja auch nicht schlimm 😉
@2: Nein, ich warte auch noch auf die Final-Version, da mir das kompilieren zu lange geht. Das mit dem Installieren ohne Bedenken ist so eine Sache: Zwar sind die Finalen Kernel-Versionen in aller Regel soweit fehlerfrei, dass im Zweifelsfall einfach mit einem anderen installierten Kernel gestartet werden kann. Aber eine Garantie kann wund wird natürlich niemand geben. Nebenbei hatte ich mit meiner GM 965-Grafik seit -rc6 oder -rc7 so meine Probleme...

Master_eD

Avatar von Master_eD
6 10. September 2009 14:34

geil USB 3.0 unterstützung bevor es auf dem markt ist. das ist Linux

Keba

Ehemalige

Avatar von Keba
7 10. September 2009 14:36

Der Wikipedialink zu USB 3.0 führt ins Leere. Vllt. meint ihr http://de.wikipedia.org/wiki/USB#USB_3.0?

mfm

Avatar von mfm
8 10. September 2009 15:07

@7: Nein, das war eigentlich nicht gemeint, sondern http://en.wikipedia.org/wiki/SuperSpeed_USB#USB_3.0, wobei beim Wiki-sieren dann die Information verloren ging, dass sie in der englischen Wikipedia liegt. Obwohl weniger ausführlich, ist der 🇩🇪-Link aber irgendwie passender. Danke!

Developer92

Avatar von Developer92
9 10. September 2009 17:02

Ich dachte, dass 2.6.30 einzug in Karmic halten würde?

Andrerseits find ich toll, dass sie doch den aktuellsten nehmen. Und USB 3.0 Unterstützung, woohoo 😉

DonKrawallo

Avatar von DonKrawallo
10 10. September 2009 17:47

@9: USB 3.0 ist gut zum angeben. 😉 Mehr leider noch nich...

Developer92

Avatar von Developer92
11 10. September 2009 17:58

@10: Stimmt. Aber ich finds gut. Schließlich kann Linux behaupten, dass es als erstes OS USB 3.0 unterstüzt. Und dass ist doch toll, oder nicht?

katze_sonne

Avatar von katze_sonne
12 10. September 2009 18:01

Was musss ich tun, damit der Code durchlaufen wird?

mfm

Avatar von mfm
14 10. September 2009 22:13

@12: Hmm, von dem Artikel hätte ich auch erstmal einen -rc veröffentlichen sollen. Ist korrigiert.

Bytheway: Jetzt steht zumindest für Karmic-Alpha die Final-Version 🇬🇧 zur Verfügung. Die Pakete für das Mainline-Archive sind gerade im Bau.

Manokill

15 10. September 2009 23:28

ich wäre schon froh, wenn die volle performance von USB 2.0 mal irgendwo ausgenutzt werden würde 😬 Aber USB 3.0, wieso eigentlich nicht... MfG

mfm

Avatar von mfm
16 11. September 2009 06:30

@15: Die volle Geschwindigkeit von USB 2.0 solltest du mit USB 3.0-Geräten locker erreichen können 🤣

PS: Das Kernel-Archiv für 2.6.31 ist jetzt gefüllt

Das_Auge

Avatar von Das_Auge
17 11. September 2009 09:04

Ich habe den Kernel von Mainline ausprobiert, da habe ich nach dem Boot nur einen schwarzen Bildschirm. Ich habe einen Intel-Grafikchip.

burli

Avatar von burli
18 11. September 2009 10:40

Ob man für Ubuntu irgendwann mal einen 1000Hz Kernel bekommt, ohne selbst compilieren zu müssen?

Piccolino81

Avatar von Piccolino81
19 11. September 2009 10:56

@17: Gleiches Problem bei mir mit einem 855GM Grafikchip von Intel. Nicht nur, dass der Bildschirm schwarz wird, das System friert auch komplett ein. Keine Reaktion auf irgendeine "magische Tastenkombination".

Mit Kernel 2.6.30-02063005-generic dagegen läuft das System einwandfrei und auch ohne die bekannten Ruckler in der Video-Wiedergabe - welche überhaupt erst der Grund für das Ausprobieren waren.

Wo meldet man jetzt am besten solch einen Fehler?

mfm

Avatar von mfm
20 11. September 2009 14:54

Mit dem Kernel aus dem Mainline-Archiv habe ich das Grafik-Problem auch. Mit dem selbstkompilierten funktioniert zwar die GM965-Grafik, aber einige USB-Geräte lassen sich nicht mehr ansprechen. Bei Gelegenheit muss ich mal nachschauen, was für eine Konfiguration für die Archiv-Kernel zur Anwendung kommt.

Das_Auge

Avatar von Das_Auge
21 11. September 2009 15:49

Ich habe es jetzt auch mit dem Karmic-Kernel versucht (immer in Jaunty). Das funktioniert auch nicht. Mein Grafik-Chip: Intel 945. Ich bleibe auch vorerst bei 2.6.30 (brauche ich für die WLAN-Unterstützung).

sitronen

22 11. September 2009 16:08

Und ich habe gehofft, dass die Intel-Grafikprobleme mit Karmic der Vergangenheit angehören, nachdem der 2.6.30er-Kernel daa gröbste wieder ausgebügelt hat.

Kerberos

23 11. September 2009 20:22

mit einem manuell installierten 185.18.36 NVIDIA-Treiber läuft er jedenfalls prima 😀

burli

Avatar von burli
24 12. September 2009 15:42

Also auf meinem Intel Laptop rennt Karmic. Kann sogar mit brauchbarer Auflösung und Framerate Sauerbraten zocken. Besser als noch unter Intrepid, kein Vergleich mit Jaunty.

BadPritt

Avatar von BadPritt
25 12. September 2009 21:09

Intels P965 Express-Chipsatz wird unterstützt, Intels GMA 4500M jedoch nicht (mehr). Kann mir einer sagen, was das soll, einen funktionierenden Treiber für aktuelle Hardware aus dem Kernel zu entfernen?

Bauer87

Avatar von Bauer87
26 14. September 2009 19:26

KMS dient doch vor allem dazu, den Xserver ohne Root-Privilegien laufen zu lassen und das System damit sicherer zu machen. Das Flickerfreie ist schick, aber nur angenehmer Nebeneffekt.

2xtreme4u

Avatar von 2xtreme4u
27 15. September 2009 19:05

Ziemliche Enttaeuschung:

Heute (15.9.) neues Karmic-Update gefahren und nichts geht mehr. Zunaechst schwarzer Bildschirm, aber es war HD-Aktivitaet vorhanden, also habe ich's durchlaufen lassen. Nach ca. 3 Minuten (!) dann der Start-Bildschirm, aber leider funktioniert weder Tastatur noch Maus. Ich verwende Intel Grafikchip und Intel WLAN, ist ein DELL Inspiron 6400.

Ich habe Karmic eingesetzt, da die bisherigen Alphas weasentlich besser als Jaunty waren und vor allem die Grafik-Probleme mit Intel geloest schienen. Ich habe taeglich die Updates gezogen, hat auch immer funktioniert, halt bis auf heute.

Ich finde es wirklich aegerlich, wie man so einen Muell ungetestet veroeffentlichen kann.

Wenn einer eine Loesung hat, waere das klasse - muss jetzt mit meiner Vista-Partition arbeiten.

Ich wuerde mir wirklich wuenschen, dass die ENtwickler mal ein vernuenftiges Testen vor dem Release hinbekommen. Muss ja nicht Debian-like sein, aber die Jungs frickeln sich noch einen Wolf.

Sauer...

Gregor

Kerberos

28 15. September 2009 21:11

Sei froh, kannst du einen Bug melden 😉

Im Wiki und im Forum wird immer wieder ausdrücklich darauf hingewiesen das Alpha bedeutet das Dinge schiefgehen werden. Es ist eine Version für Entwickler...

2xtreme4u

Avatar von 2xtreme4u
29 15. September 2009 23:36

Ganz grosser Kommentar... Jaunty war qualitativ noch schlechter als die aktuelle Alpha. Ich haette ja gerne ein normales Release genutzt, wenn's denn funktionieren wuerde.

Selbst fuer eine Alpha-Version ist es ein Armutszeugnis, wenn funktionierende Punkte bei einem neuen Release nicht mehr funktionieren, vor allem, wenn es sich dabei um solche Dinge wie die Tastatur handelt.

Deine Antwort ist leider nicht hilfreich sondern ziemlich arrogant - aber wer's braucht...

Gregor