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App-Store-Konzept „PAPPI“ für Linux vorgestellt

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Ein neues Konzept soll den Vertrieb von tausenden bestehenden konsumorientierten Anwendungen für Linux ermöglichen. Dabei wird auf einen App-Store zurückgegriffen, aus dem jeder Anwender Anwendungen installieren kann, die nicht in das System eingreifen.

Vorwort

Das Angebot von Konsum-orientierten Anwendungen (sprich Spielen, Infotainment-Programmen und Lernprogrammen) für Linux ist nach wie vor gering. Grund dafür ist, dass solche Anwendungen kaum Gewinnbringend als Open Source vertrieben werden können. Der Vertrieb proprietärer Software für Linux stellt aber immer noch eine Herausforderung dar. Zudem ist der Marktanteil von Linux auf dem Desktop immer noch so gering, dass die Hersteller meist den Aufwand für die Portierung auf Linux scheuen.

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Linux App-Store „PAPPI“

Der Informatik-Student Christian Beuschel (alias chris109), bekannt durch das Projekt „Linux Users Welcome“ (Ikhaya berichtete darüber, siehe auch Projekte (Abschnitt „Linux-Users-Welcome“)) hat nun ein Konzept veröffentlicht, das den Vertrieb proprietärer Anwendungen für Linux möglichst einfach gestaltet.

Kernstück ist der sogenannte Personal Application Installer kurz „PAPPI“, der bereits in einer ersten Implementierung zum Ausprobieren bereitsteht. Er erlaubt Anwendungen von einem App-Store im Web mit nur einem Klick zu installieren. Das technisch sehr einfach gehaltene Programm soll distributionsunabhängig arbeiten und benötigt keine Root-Rechte.

Das Konzept setzt außerdem Stark auf die Verwendung von Emulatoren. Damit sollen zahlreiche bestehende Anwendungen ihren Weg zu Linux finden. Der Benutzer des App-Store merkt davon aber nichts. Jede Anwendung lässt sich auf gleiche Weise installieren und nutzen, egal ob es sich um eine native Linux-Software oder zum Beispiel eine Amiga 500-Anwendung handelt.

Den Status des Vorhabens bezeichnet chris109 momentan als funktionstüchtiges Proof of Concept. Er lädt interessierte Entwickler und Publisher ein, sich an der weiteren Entwicklung zu beteiligen. Der Installer „PAPPI“ steht unter GPL v3 und auch der App-Store selbst soll unter der AGPL veröffentlicht werden.

Problemstellung

Spiele und andere konsumorientierte Anwendungen für Linux sind Mangelware, da ein effizientes Vertriebskonzept fehlt, das möglichst viele Distributionen mit einschließt. Außerdem hält der geringe Marktanteil von Linux auf dem Desktop viele Hersteller davon ab, den Aufwand einer Portierung ihrer Anwendungen auf Linux zu treiben.

Lösung

Ein Installationssystem, das es erlaubt, Programme unabhängig von der Distribution zu installieren, technisch einfach ist und ermöglicht fertig kompilierte Binärprogramme für Linux oder eine andere Plattform einheitlich zu paketieren. Dazu eine webbasierte Vertriebsplattform, die es Publishern ermöglicht ihre Programme einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen und dem Benutzer einen Einfachen weg bietet, Applikationen zu beziehen.

Umsetzung

Stand der Dinge

Es funktioniert. Muss aber noch als „proof of concept“ bezeichnet werden. Verhandlungen mit Firmen, die in der Entwicklung eine Chance sehen könnten, laufen. Bis der App-Store für den Endnutzer tatsächlich voll zur Verfügung steht, werden noch einige Monate vergehen.

Hintergründe

chris109 betreut eine Reihe von Nutzern, die praktisch über keinerlei technisches Hintergrundwissen verfügen. Diese haben ihn immer wieder vor allem nach Spielen gefragt und waren bisher darüber enttäuscht, dass es so wenig Angebot gab und sie stets seine Hilfe brauchten, wenn sie ein Spiel installieren wollten. Dieses Problem wollte er für sich und die Nutzer, die er persönlich betreut, lösen. Als der Installer funktionierte und er sich Gedanken über die legale Bereitstellung von Programmen für seine Nutzer machte, entstand daraus das Konzept des App-Store. Christian: „Es war auf einmal alles so nahe liegend.

Das Verhältnis zur Paketverwaltung

Technisch gesehen arbeitet der Installer (PAPPI) in Verbindung mit dem App-Store völlig unabhängig von der Paketverwaltung. Auch in der Zielsetzung unterscheidet sich PAPPI und das App-Store-Konzept stark von der Paketverwaltung. Diese erlaubt ein langfristig stabiles und konsistentes Produktivsystem aufzusetzen und auf dem aktuellen Stand zu halten. Die Paketerstellung erfolgt meist aus dem Quellcode und ist besonders für Open-Sorce-Software geeignet. Diese kennt Abhängigkeiten und ist eng mit der jeweiligen Distribution verwoben.

Das App-Store-Konzept sieht dagegen vor, Programme zu packen, die bereits in Binärform vorliegen. Die Programme sind dabei völlig unabhängig und nicht mit dem darunter liegenden System verwoben. Stattdessen stellt ein System mit PAPPI verschiedene (starre) Fähigkeiten und Schnittstellen bereit, die den Programmen als Laufzeitumgebung dienen. Hierbei werden die Laufzeiten an das Angebot bestehender Applikationen angepasst, die häufig bereits für andere Plattformen existieren. Zum Beispiel kommen Emulatoren für Amiga, DOS oder Nintendo_64 zum Einsatz.

Die Zielsetzung

Das primäre Ziel ist es, den Nutzern zu ermöglichen ihre freie Plattform für den Konsum zu nutzen; ihnen also eine möglichst große Zahl von Anwendungen zur Verfügung zu stellen, die unterhalten oder ein akutes (kurzfristiges) Problem lösen. Der Zugang zu diesen Programmen soll dabei möglichst einfach sein, damit technisch wenig versierte Benutzer es vollständig nutzen können. Technisch versierte Nutzer erhalten eine zusätzliche luxuriöse Option, um Anwendungen zu beziehen. Als wichtiger Nebeneffekt wird durch die neuen Möglichkeiten und das verbesserte Unterhaltungsangebot die Verbreitung freier Plattformen gefördert.

Weiterführende Informationen


Vielen Dank an chris109 für diesen Artikel.