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GNOME in Version 2.30 erschienen

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Die GNOME Entwicklergemeinschaft hat heute – mit einem Tag Verspätung – ihre Desktopumgebung in Version 2.30 mit zahlreichen Neuerungen und Fehlerbereinigungen freigegeben.

Diese Version wird auch Einzug in Lucid Lynx halten, der kommenden Ubuntuversion, welche Ende April als LTS-Version freigegeben werden soll. Tester der Entwicklungsversion von 10.04 kommen seit zwei Tagen in den Genuss umfangreicher Aktualisierungen des GNOME-Softwarepaketes.

Vor knapp drei Wochen, und damit absolut im Zeitplan, veröffentlichten die GNOME-Entwickler den ersten und einzigen Release Candidate der kommenden Version 2.30. Mit dem RC trat am 15. März der „Code-Freeze“ in Kraft, wonach Änderungen am Quelltext nur noch in Absprache mit dem Release-Team vorgenommen werden dürfen. Parallel zu den Tests liefen die Arbeiten an den Übersetzungen und der Dokumentation weiter. Wir möchten hier exemplarisch nur einige Neuerungen vorstellen. Für eine genaue Übersicht bietet sich die Release Note des GNOME Projekts an, die in den Links am Ende des Artikels zu finden ist.

Neuerungen

Gegenüber der Version 2.28, welche knappe vier Wochen vor der Veröffentlichung von Karmic Koala Ende September 2009 freigegeben wurde, gab es einige wichtige Neuerungen. Die wichtigsten dieser Version befinden sich dabei „unter der Haube“. So wurden unter anderem viele Bibliotheken aufgeräumt oder erweitert. Als Beispiel sei hier Evolution genannt. Dieses ist ab dieser Version frei von früheren Bonobo-Komponenten, dem früheren Komponenten-Framework in GNOME. Zudem benutzt der Evolution-Data-Server nun D-Bus. Damit wurde ein Grundstein für GNOME 3 gelegt, welches im Herbst diesen Jahres erscheinen soll.

Dennoch sind einige Änderungen auch an Stellen eingeflossen an denen es der Anwender bemerkt. Dazu gehören mehrere Verbesserungen im Zeiterfassungsprogramm (Projekt Hamster), einschließlich der Möglichkeit, das Programm eigenständig statt als Applet laufen zu lassen. Viele Benutzer wird es auch freuen, das die Applets im Panel bei einer Änderung der Auflösung nicht mehr durcheinander gewürfelt werden (siehe bugzilla.gnome.org) 🇬🇧 .

Dateiverwaltung

Auch Nautilus hat viele Änderungen erfahren. Es ist nun möglich, Schriften in Nautilus selbst durch einen simplen Doppelklick zu installieren. Des Weiteren wurde eine geteilte Ansicht in den Dateimanager integriert. Dadurch können zwei Fenster mit unterschiedlichen Orten im Dateisystem nebeneinander dargestellt und Dateien einfach in das nebenstehende Fenster verschoben werden. Die Oberfläche wurde ebenfalls auf einen neuen Stand gebracht und erweitert. Ebenfalls neu ist die Unterstützung für iPhone und iPod-touch-Geräte in gvfs.

Kommunikation

Evolution, GNOMEs Mailprogramm, hat eine neue Implementierung von IMAP erhalten, weshalb es nun schneller arbeiten soll, sowie eine Integration der Kontaktkomponente mit Google Maps erhalten.

Benutzer des Chatprogramms Empathy können nun auch Räume betreten die durch ein Passwort geschützt sind. Des Weiteren unterstützt es die bekannten IRC-Befehle wie /join und /nick. Ein praktische Neuerung ist eine Schaltfläche, die erscheint, wenn Empathy sich nicht verbinden konnte. Durch einen Klick auf diesen Button wird es, ähnlich wie bei Pidgin, erneut versucht. Ein ebenfalls häufig geäußerter Wunsch wurde ebenfalls umgesetzt: Dateien können nun per Drag and Drop ins Chatfenster versendet werden. Der Kontendialog ist nun ein eigenständiges Programm, das außerdem den Status der einzelnen Konten anzeigt und es wurde im Chatfenster eine Suchleiste implementiert, um den Chatverlauf zu durchsuchen. Auch an der Codebasis wurde geschraubt: libempathy und libempathy-gtk wurden zugunsten von telepathy-glib entfernt.

Auch rund um die Tastatur gab es viele Verbesserungen: Die Oberfläche für die Tastatureinstellungen wurde überarbeitet; dazu gibt es nun eine grafische Anzeige des aktuellen Tastaturlayouts, falls der Benutzer mehrere eingerichtet hat.

Im Texteditor gedit können Nutzer nun die Rechtschreibkontrolle nutzen, um Kommentare und Strings zu kontrollieren und das Snippets-Plugin ist, wie auch diverse andere GNOME-Progamme in dieser Version, auf das neue Komponenten-Framework portiert worden.

Diverses

Benutzer können den Schlüsselbund nun für eine bestimmte Zeit öffnen. So wird der Schlüsselbund automatisch gesperrt, wenn der Anwender eine Zeit lang abwesend ist. Außerdem wurde die Benutzerverwaltungsoberfläche in den GNOME-System-Tools überarbeitet. Dazu gehört unter anderem ein Assistent, der das Anlegen neuer Benutzer vereinfachen soll. Das Brennprogramm Brasero kann ab sofort mit DTS-WAV-Dateien umgehen und bestimmt Dank des neuen cdda2wav-Plugins Audio-CDs noch besser.

Das Vorleseprogramm Orca erhielt eine große Anzahl von Fehlerbereinigungen sowie neuen Eigenschaften. So wurden alleine in dieser Anwendung über 160 Bugs behoben.

Die Notizverwaltung Tomboy wurden ebenfalls an vielen Stellen überarbeitet. Notizen werden nun automatisch im Hintergrund abgeglichen, ohne dass der Benutzer dazu tätig werden muss. Das Intervall dafür kann manuell festgelegt werden. Des Weiteren wurde an der Startgeschwindigkeit gearbeitet, so dass das Programm nun viel schneller startet.

Beim Dokumentenbetracher Evince wurden viele Optimierungen für das Drucken vorgenommen. Es stehen nun eine Reihe neuer Einstellmöglichkeiten zu Verfügung. Neu ist auch die Fähigkeit, Anmerkungen zur eingebetteten Dateien darzustellen. Auch der Präsentationsmodus wurde überarbeitet wobei viele Bugs behoben wurden. Evince arbeitet nun mit mehreren Prozessen, dadurch ist es wesentlich robuster gegen Abstürze und soll schneller arbeiten.

GNOMEs Webbrowser Epiphany wurde grundlegend überarbeitet. Es benutzt nun ebenfalls den Schlüsselbund, um Passwörter für Internetseiten zu speichern, die Druckvorschau ist wieder verfügbar und die Werkzeugleisten wurden nun zu einer vereint. Verbesserungen an WebKitGTK sind ebenfalls eingeflossen und sollen das Surfen wesentlich angenehmer gestalten. Auch viele früher verfügbare Erweiterungen, wie zum Beispiel Greasemonkey, stehen nun wieder zu Verfügung.

Ausblick

Die nächste Version, aller Voraussicht nach GNOME 3.0 genannt, soll Ende September oder Anfang Oktober erscheinen. Es ist davon auszugehen, dass diese Version einen grundlegenden Wandel im bisherigen GNOME-Design und der Usability darstellen wird. Nach den heutigen Plänen soll es aber einen Modus geben, der das heutige Verhalten und Aussehen von GNOME beibehalten soll. Dazu wird es aber, so wie es die Leser von Ikhaya gewohnt sind, einen eigenen Artikel geben, in dem die Neuerungen ausführlich erläutert werden.

Quellen:

Veröffentlicht von UbuntuFlo | 1. April 2010 10:30 | Kategorie: Software | # Fehler im Artikel melden

katze_sonne

Avatar von katze_sonne
1 1. April 2010 10:39

Schöner und ausführlicher Artikel ☺

jotan

2 1. April 2010 10:51

Das Brennprogramm Brasero kann ab sofort mit DTS-WAV-Dateien umgehen und bestimmt Dank des neuen cdda2wav-Plugins Audio-CDs noch besser.

Heißt das Brasero unterstützt jetzt cdrecord von Jörg Schily?

burli

Avatar von burli
3 1. April 2010 11:13

Schön, dass Gnome nicht den gleichen Fehler macht wie KDE

Korny.Brot

Avatar von Korny.Brot
4 1. April 2010 12:13

Endlich mal ein Artikel, bei dem man keine Angst haben muss, einem Aprilscherz aufzusitzen. 😀

Chocwise

Avatar von Chocwise
5 1. April 2010 12:15

Danke für den sehr gut geschriebenen Artikel UbuntuFlo. 😉

Und die Sache, dass man bei Gnome 3.0 von Shell auf den alten Modus umschalten kann, beruhigt mich doch sehr. XD

katze_sonne

Avatar von katze_sonne
6 1. April 2010 12:19

@4: Wer weiß 😛 😀

Weegee

Avatar von Weegee
7 1. April 2010 12:23

Eindeutig ein Aprilscherz!

linopolus

Avatar von linopolus
8 1. April 2010 12:30

hm die Information wie man es in ein aktuelles Stable Ubuntu installiert kriegt(so wie bei den KDE release artikeln schön gemacht) fehlt…

YEPHENAS

9 1. April 2010 12:33

@8: Wozu? Lucid steht eh kurz vor der Tür.

UbuntuFlo

Avatar von UbuntuFlo
10 1. April 2010 12:41

@5: War eine Gemeinschaftsarbeit von Ritze, serenity und mir.

Aber trotzdem danke!

FLO

danielrichter

11 1. April 2010 12:50

Evolution, GNOMEs Mailprogramm, hat eine neue Implementierung von IMAP erhalten, weshalb es nun schneller arbeiten soll

Heißt das, Evolution kann nun endlich IMAP IDLE? Das wurde ja schon seit Ewigkeiten versprochen aber nie umgesetzt. Das wäre ja wirklich eine sehr gute Nachricht. Ausgerechnet gestern hatte ich aufgrund dieses Problems Evolution bei mir wieder durch Thunderbird ersetzt. Vielleicht gebe Evolution nun doch noch eine Chance. Das Problem von Thunderbird ist, dass es nicht automatisch erkennt, ob eine Internetverbindung besteht, um dementsprechend "online" oder "offline" zu sein und sich ggf. später zu verbinden.

stemaj

12 1. April 2010 13:29

Stichwort Dateien versenden in Empathy: Funktioniert das in 2.30 endlich auch mit ICQ?

n8schicht

Avatar von n8schicht
13 1. April 2010 13:55

APRIL, APRIL 😀 Ha! Man konnte euch ja sofort durchschauen. Eine Desktop-Oberfläche namens "Gnome", schon klar 😉

Rhax

14 1. April 2010 14:08

Benutzer des Chatprogramms Empathy können nun auch Räume betreten die durch ein Passwort geschützt sind

viel wichtiger ist mir eine sichere datenübertragung (otr)... oder ist das mittlerweile drinne?

Linuxbroetchen

Avatar von Linuxbroetchen
15 1. April 2010 14:12

@11 Zur Info: Selbst wenn Evolution jetzt IMAP IDLE könnte (habe da keine Infos zu), müsstest du trotzdem bis Lucid+1 darauf warten, da in Lucid Version 2.28.3 vorzufinden sein wird. Darauf haben sich die Entwickler aufgrund größerer Stabilität von Evolution 2.28.3 geeinigt, da für 2.30 bzw. für die im Herbst erscheinende Version 3.0 bei Evolution massive Codeumbauten stattfanden. 😉

danielrichter

16 1. April 2010 14:54

@15: Schade. Hoffentlich stellt jemand ein PPA bereit.

Ansonsten bleibe ich halt einfach bei Thunderbird 3. Immerhin hat es neben der IMAP IDLE-Unterstützung auch noch ein paar weitere Killerfeatures - z.B. die ordnerübergreifende Suchfunktion!

rastaman

Avatar von rastaman
17 1. April 2010 15:32

@ all,

jetzt mal bitte (wenn's geht ehrlich), ist das mit der rot-eingefärbten Chrome Meldung ein Aprilscherz, oder nicht ?

Ich wäre dann auch darauf reingefallen - das ist Euch dann ECHT GUT gelungen.

Ich mach mir echt Gedanken...

rastaman

Vandi

Avatar von Vandi
18 1. April 2010 16:21

Benno-007

19 1. April 2010 16:56

Gib die Meldung doch mal in die Suchfunktion ein - Tataaa. 😉

ThomasMas44

Avatar von ThomasMas44
20 1. April 2010 19:58

ja, ein sehr guter Artikel. VIelen dank! Freu mich auf den Lux...

Das_Wort

21 1. April 2010 21:02

Schön, schön....

Aber am Ende des ersten Absatzes ist ein ganz kleiner Fehler:

Release Note des GNOME Prokets an, die in den Links am Ende des Artikels

Wer ihn findet darf ihn verbessern 😀

svij

Ehemalige

Avatar von svij
22 1. April 2010 23:40

"Präsentationsmouds"

eher Modus 😉

serenity

Avatar von serenity
23 2. April 2010 00:16

@21: @22: Habe beides ausgebessert. Danke.

danielrichter

24 5. April 2010 23:24

Falls es noch jemanden interessiert, ich habe mir eben mal die Mühe gemacht und Evolution 2.30 unter Karmic selbst kompiliert - und ja, es gibt dort als Server-Art neben IMAP auch einen Eintrag "IMAP+". Wenn man damit einen Account konfiguriert, kann man im nachfolgenden Dialog (Empfangsoptionen) die Option "'Untätig' verwenden, falls der Server es unterstützt" aktivieren.

Ein anschließender Test (nach Fertigstellung der Konfiguration) zeigte, dass die, von einem anderen PC versendete Mail, tatsächlich sofort empfangen wird. Es funktioniert also! Endlich! ☺

Wer die neue Version von Evolution unter Lucid nutzen möchte, muss nicht umständlich kompilieren (musste ziemlich viele Dev-Pakete installieren und anschließend hat das kompilieren ziemlich lange gedauert - mindestens 1 Stunde), sondern kann einfach das PPA (von) francesco marella nutzen.

Werde unter Lucid wohl wieder zu Evolution (der Version aus o.g. PPA) wechseln - Thunderbird macht im mobilen Einsatz (Netbook) einfach keinen Spaß: kann sich nicht automatisch neu verbinden, nachdem die Internetverbindung getrennt und später (meistens nach Standby) wieder hergestellt wird.