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11. GNOME-Entwicklerkonferenz GUADEC in Den Haag

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Auf der 11. stattfindenen GUADEC in Den Haag wurde eine Woche lang ausführlich über GNOME selbst, GNOME 3.0, Canonicals Beiträge zu GNOME und das zusammen mit KDE stattfindende „Desktop Summit“ 2011 gesprochen.

In Den Haag (Niederlande) traf sich von Montag bis Freitag (26. Juli bis 30. Juli) die GNOME-Entwicklergemeinde auf der 11. „Gnome Users And Developers European Conference” (GUADEC 🇬🇧 – ausgesprochen gwah-dec) zum Meinungsaustausch.

Keynote und GNOME ins Web

Nach dem die beiden ersten Tage für den „GNOME Open Desktop Day” und das „GNOME Developer Training” genutzt wurden, begann die eigentliche Konferenz am Mittwoch mit der Eröffnungs-Keynote von Mozilla-Anwalt und ehemaligen GNOME-Foundation Vorstand Luis Villa 🇬🇧 . Mit einem Rückblick auf die früheren Jahre des Desktop stellte er dar, dass man schon wesentlich mehr erreicht habe, als man zu hoffen wagte.

Zugleich forderte Villa die stärkere Annäherung von GNOME an das Web. In Zukunft sollten Anwendungen, wo immer es möglich sei, in JavaScript und HTML geschrieben werden. Zumal sich diese Sprachen im Web bewährt haben und vielen Entwicklern besser vertraut seien als C, GTK+ und Python. Des Weiteren erklärte Villa „New Code, Old Culture” zum Motto der GUADEC 2010. In einem weiteren Vortrag machte sich auch John Palmieri 🇬🇧 von Red Hat für Javascript und HTML stark.

GNOME 3.0

Unterdessen gab das Freigabeteam um Vincent Untz 🇬🇧 bekannt, dass September 2010 als Veröffentlichungstermin von GNOME 3.0 wohl nicht zu halten sei, wenn man keine Einbußen an der Qualität hinnehmen wolle. So habe man sich entschlossen, GNOME 3.0 erst im März 2011 fertig zustellen – auch, um den sechsmonatigen Releasezyklus einhalten zu können. Besonders die Entwickler der Gnome Shell hätten um mehr Zeit gebeten.

So wurde auf der GUADEC entschieden, statt dessen im September die Version 2.32 gleichzeitig mit einer Beta Version von GNOME 3.0 zu veröffentlichen. Bis zur endgültigen Freigabe von GNOME 3.0 verbessern die Entwickler weiter die Barrierefreiheit, die GNOME Shell und die Dokumentation. Zudem würden dann, anders als noch im Juni entschieden, GNOME Zeitgeist und Activity Journal mit dabei sein.

Über den Fortschritt in der Entwicklung des Kommunikationsframework Telepathy und wie es sich in GNOME 3.0 einfügen lässt, sprach der beim Dienstleister Collabora angestellte Entwickler Guillaume Desmottes 🇫🇷 . Carlos Garnacho 🇬🇧 , vom GNOME-Spezialisten Lanedo GmbH, beschrieb in einem weiteren Referat, wie Multitouch mit X.org und Gtk+ möglich ist.

Ein weiteres Thema auf der GUADEC war der Entwicklungsstand der GNOME Shell. In einem Gespäch erlaubte der Chefentwickler Owen Taylor 🇬🇧 einen Blick auf den Neuerungen der Benutzeroberfläche von GNOME 3. Über dieses und weitere Themen gab die Exekutivdirektorin, die gesetzliche Vertreterin, der GNOME Foundation Stormy Peters ebenfalls ein Interview.

Beiträge zu GNOME

Wie auch schon bei den früheren GUADEC-Konferenzen wurde inoffziell das Verhalten der Firma Canonical an der Entwicklung von GNOME kritisiert. Canonical ist das Unternehmen, welches die Entwicklung von Ubuntu steuert und finanziert. Diese Kritik wurde durch die Veröffentlichung des GNOME „Census Report“ von Dave Neary untermauert. Dieser hat sich mit der Frage beschäftigt, woher die verschiedenen Zuflüsse zum Quelltext von GNOME stammen.

Dabei stellte sich heraus, dass über 70 Prozent der GNOME-Entwickler sich in ihrer Freizeit mit der Entwicklung beschäftigen. 30 Prozent entwickeln beruflich an GNOME und meist auch noch in ihrer Freizeit. Von den mit der GNOME-Entwicklung beschäftigten Firmen hat Red Hat mit 16,3 Prozent den größten Anteil. Dahinter folgen Novell mit 10,44 Prozent und Collabra mit 4,99 Prozent. Danach kommt Intel (2,57 Prozent), Fluendo 🇬🇧 (2,35 Prozent) sowie Sun (2,04 Prozent). Canonical trägt 1,03 Prozent und Mandriva 0,58 Prozent zum Code bei. Der „Census Report“ steht unter der Creative Commons Lizenz kostenlos zur Verfügung 🇬🇧 .

Am Rande der Den Haager Konferenz vereinbarten die GNOME Foundation und LiMo Foundation eine enge Partnerschaft. Die LiMo wurde zum Mitglied des GNOME Advisory Board und umgekehrt wurde die GNOME Foundation zum Industriepartner von LiMo.

Ausblick

Am letzten Tag der GUADEC wurden noch der Termin und Veranstaltungsort der 12. GUADEC bekannt gegeben. Im August 2011 findet die nächste Entwicklerkonferenz in Berlin statt. Wie bereits 2009 auf Gran Canaria 🇬🇧 , wird es wieder ein „Desktop Summit“ werden, also ein gemeinsames Treffen der GNOME- und KDE-Entwickler.

Mehr dazu unter:


Ein großes Dankeschön an Dimanche für die Einsendung dieses Artikels!

Veröffentlicht von Keba | 7. August 2010 18:00 | Kategorie: Veranstaltungen | # Fehler im Artikel melden

zerwas

Avatar von zerwas
1 7. August 2010 21:46

Schöne kompakte Zusammenfassung. Danke, Dimanche ♥

Matthias

Avatar von Matthias
2 7. August 2010 23:45

Das mit den wenigen Upstream-Beiträgen von Canonical finde ich schade und ist irgendwie auch unverständlich wo doch so stark auf GNOME gesetzt wird.

svij

Ehemalige

Avatar von svij
3 7. August 2010 23:48

Schöner Artikel Dimanche! ☺

GrandTheft

4 8. August 2010 09:48

Sehr interessanter Artikel,danke!

@Matthias: Finde ich auch und das stört mich auch. Übrigens scheint es beim Kernel ganz genauso zu sein: http://www.kroah.com/log/linux/lpc_2008_keynote.html Schade canonical. Das Video ist übrigens toll. (auf der von mir verlinkten Seite)

Grüße GT

Hexe25

Moderator

Avatar von Hexe25
5 8. August 2010 11:00

Sehr schöner Artikel, Dimanche! =)

sitronen

6 8. August 2010 11:59

@4, @2: Mal abgesehen davon, dass Canonical es den Gnome-Entwicklern nicht ganz leicht macht, muss man die Manpower sehen: Canonical hat etwa 350 Mitarbeiter, die sich um Ubuntu, Launchpad, Ubuntuone und weitere Dienste kümmern UND die umstrittenen Arbeiten an Gnome leisten, Red Hat z.B. 3200 Mitarbeiter, Novell sogar 3600, also beide das neun- oder zehnfache. (Quelle: engl. Wikipedia)
Man darf also nicht Hühnereier mit Straußeneiern vergleichen.
Zudem geht es um den gesamten Code von Gnome, und da haben weitaus ältere Firmen wie die genannten von vornherein bessere Karten als die junge Firma Canonical.
Womit ich aber übereinstimme ist, dass Canonical viel Arbeit macht, die nicht in den Upstream gelangen, weil sie gar nicht erst gewollt wurde. Dies geht eher auf die Kappe von Canonical als der Gnome-Entwickler.

serenity

Avatar von serenity
7 8. August 2010 12:10

Ist bei KDE nicht anders. Canonical baut eigene Notifications, die es aber nie in Upstream schaffen werden, weil sie einfach mist sind. ☺

Mönch

8 8. August 2010 15:27

Notifications = Anzeigen

@7: einfach Mist? Welche denn?

stormy2k

Avatar von stormy2k
9 8. August 2010 15:53

@6 Das Argument mit der Manpower zieht aber nicht mehr, wenn man z.B. sieht, dass Fluendo laut Wikipedia gerade mal 30 Mitarbeiter hat und trotzdem deutlich mehr beisteuert. Das liegt natürlich daran, dass die sich um das gstreamer-Framework kümmern, aber trotzdem.

Und es ist vor dem Hintergrund, dass Ubuntu so stark auf Gnome setzt schon ein bisschen enttäuschend. Und ihre eigenen Entwicklungen sind meiner Meinung nach oft nur Verschlimmbesserungen, ich kann mich weder mit den Notifications noch mit dem Indicator-Menu anfreunden...

wUrzl

10 8. August 2010 16:43

@2 @4 @9: dem kann ich mich nur anschliessen. und danke für das video, das habe ich so nicht gedacht. wirklich interessant (http://video.google.com/videoplay?docid=3385088017824733336#) wenn sich das nicht verbessert, wechsel ich zu debian.

Plippo

Avatar von Plippo
11 8. August 2010 17:02

@7: Canonical hat eben andere Ansichten darüber, was Mist ist und was nicht ☺ Ich mag die Ubuntu-Notifications (auch wenn ich sie nur unter Gnome nutze, weil ich KDE nur in Arch Linux einsetze) und finde sie besser als die KDE-Notifications weil weniger störend, aber das ist eben Ansichtssache.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Upstream-Ablehnung, auf die die Ubuntu-Änderungen bei KDE und Gnome stoßen, häufig nicht daran liegt, dass die Canonical-Entwicklungen schlecht sind, sondern die Upstream-Entwickler einfach stört, dass man sich nicht mit ihnen abstimmt, was sicherlich verbessert werden könnte.

Matthias

Avatar von Matthias
12 8. August 2010 18:24

Irgendwie liegen die Prioritäten wohl falsch. Statt irgendwelche nervigen Benutzbarkeitskram zu entwickeln, könnten sie wirklich echte Fehler in den GNOME-Bibliotheken, z.B. die SVG-Darstellung in Eye-of-GNOME (librsvg) beheben. Neue Applets können wir Nutzer uns auch selber basteln.

Launchpad.net ist eine sehr nette Website, aber irgendwie benutzt sie auch nur Ubuntu: https://launchpad.net/debian überhaupt nicht. Ich kann in meinem PPA auch nur für Ubuntu bauen, warum nicht auch für Debian. Die Übersetzungen werden auch alle 6 Monate immer wieder neu übersetzt, fast nie gelangt etwas zurück an die Entwickler.

berndth

13 8. August 2010 23:33

Canonical hat durchaus das Recht, ihre eigenen Vorstellungen von einem System umzusetzen. Ob das "nerviger Benutzbarkeitskram" ist oder dringend nötige Verbesserung, kommt wohl auf den Standpunkt des Betrachters an.