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Verein OpenOffice.org Switzerland

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In der Schweiz entsteht im Verhältnis zur Bevölkerung viel Code für freie Software; für das Projekt OpenOffice allerdings bisher kaum eine Zeile. Der Verein OpenOffice.org Switzerland will nicht nur diese Begebenheit ändern.

OpenOffice.org ist sowohl eine Office Suite, die auf vielen Betriebssystemen und in zahlreichen Sprachen verfügbar ist, als auch ein Open-Source-Projekt, in dem viele zumeist ehrenamtliche Mitglieder das Produkt immer weiter verbessern und unterstützen. Bei Ubuntu sind die Programme Writer, Calc und Impress in der Standard-Installation enthalten, bei Bedarf können weitere Bestandteile der Suite hinzugefügt werden. OpenOffice ist die wohl am meisten verbreitetste und bekannteste freie Office Suite.

Die schöne, heile Welt des Konsums

ooologo.png Die Werbung, die Medien und nicht zuletzt unsere Wirtschaft suggerieren uns eine frohe und zufriedene Welt, in der es nicht nötig ist, Wissen allen Menschen frei zugänglich zu machen. Im Gegenteil: Die Musik- und Kunstindustrie verbieten es ausdrücklich, auf der Grundlage eines bestehenden Werkes Kreativität zu nutzen und somit etwas Neues entstehen zu lassen. Auch in der Softwareindustrie ist es kaum anders. Als Ausnahme stehen die freie Software und anderes freies geistiges Eigentum wie Musik, Texte, Bilder, Kunst Bestrebung für ein alternatives Modell ein. Wir alle nehmen es im Allgemeinen als gegeben hin, dass Urheberrechte, Lizenzen und Patente das Fliessen von Wissen verunmöglichen. Bloss die daraus resultierenden Produkte und Angebote nutzen wir, ohne zu bemerken, dass ihre Quellen aus Habgier verschlossen gehalten werden. Langfristig ist dies jedoch schädlich für unsere Gesellschaft und seiner Emanzipation.

Eine Plattform für Offenheit und Transparenz

tma2_logo.png Und hier will der Verein OpenOffice.org Switzerland einhaken. Die erste Herausforderung lässt nicht lange auf sich warten. Denn diejenigen, die sich für das freie Wissen einsetzen, sind nicht an einem Ort zu finden. Wirtschaftsethiker, Andersdenkende, Kritiker unserer Wirtschaft und Menschen aus der freien Softwarebewegung vereinigen sich bislang in keiner grossen, gemeinsamen Community. Man muss sie mühsam wie die Rosinen in einem Kuchen aus allen Ecken der Welt zusammensuchen. Und genau jene Menschen möchte der Verein mit Leuten zusammenbringen, die üblicherweise nicht an einen Tisch sitzen: Firmen, Benutzer und Entwickler von OpenOffice. Aber auch die Schulen und andere öffentlichen Institutionen zählen zu den potenziellen Mitgliedern oder Nutzern des Vereins.

Freier Code entsteht – wohl im Gegensatz zur landläufigen Meinung – nicht primär durch freischaffende Menschen, die kostenlos wirken. Vielmehr sind es Programmierer, die innerhalb einer Festanstellung Code für freie Software erstellen. Darunter fallen internationale Arbeitgeber wie IBM, HP, RedHat, Oracle, Nokia oder Apple und manche Schweizer Firma, welche unter www.swissmadesoftware.ch zu finden ist. Nur etwa ein knapper Fünftel des gesamten freien Codes wird tatsächlich durch freiwillige Arbeiterzeugt.

Customizing für KMU

In der Schweiz entsteht im Verhältnis zur Bevölkerung eine recht grosse Anzahl an Codezeilen für freie Software, zum Beispiel für Typo3, Apache und OpenERP. Allerdings wurde bis heute für das Projekt OpenOffice,org keine Zeile in der Eidgenossenschaft geschrieben. Der Verein „OpenOffice.org Switzerland“ möchte dies ändern und zugleich dafür sorgen, dass Firmen und Benutzer ihre Anliegen für Anpassungen und neue Features an einem Ort deponieren können. Konkret sieht sich der Verein als Schnittstelle zwischen Benutzern, Firmen und den Entwicklern. Besonders kleinere Firmen, die OpenOffice einsetzen und oft nebenher kein vollwertiges CRM nutzen, sind an Erweiterungen oder Anpassungen an der Office Suite interessiert. Vielfach werden auch neue Features gewünscht. Bislang gab es keine Stelle, an die sich jene Unternehmer wenden können, um ihr Anliegen zu platzieren und dafür ein konkretes Angebot zu erhalten.

Dabei stellt sich der Verein vor, Entwicklungsarbeit, Bug Tracking, Testing, Quality Assurance Arbeiten gezielt zu entschädigen. Und hier sieht man einmal mehr, dass OpenSource kein Geschäftsmodell, sondern ein Lizenzmodell ist. Oft werden diese beiden Modelle miteinander verwechselt.

Verbindung zum Mutter-Projekt

http://www.ch-open.ch/image/ubuntudvd-jj.jpg Der erste Präsident des neuen Vereins ist Daniel Stoni, der sich für die Ubuntu Gemeinschaft und die Ubuntu Swiss Remix DVD engagiert. Daniel hält Kontakt mit Florian Effenberger vom OpenOffice.org Marketing Team und zu der OpenOffice.org Schmiede in Hamburg (Oracle, vorher Sun). So können Ressourcen optimiert und natürlich auch Erfahrungen und Wissen ausgetauscht werden.

Offen für alle

Der Verein steht allen Interessierten offen. So können juristische und natürliche Personen die Mitgliedschaft erlangen. Es ist nicht erforderlich, dass die Mitglieder Code am und für OpenOffice erzeugen. Der Verein betont ausdrücklich, dass es mannigfaltige Formen gibt, um sich an der Community der freien Software zu beteiligen. Ebenso ist es umgekehrt nicht nötig, dass eine Mitgliedschaft im Verein notwendig ist, wenn sich jemand in der Schweiz für OpenOffice einsetzen möchte. Lediglich bei der Beteiligung an einem offiziellen Projekt vom Verein wird eine Mitgliedschaft erwünscht.

Aus den Statuten (Satzung): „Der Verein bezweckt die Förderung und Verbreitung von OpenOffice.org, entwickelt Angebote und organisiert Veranstaltungen, welche den Vereinsmitglieder vergünstigt zur Verfügung stehen. Er positioniert die Eigenschaften und Vorteile von OpenOffice.org bei Benutzern, Schulen, Behörden und Firmen, identifiziert und adressiert Verbesserungsmöglichkeiten und beschafft Know-How und finanzielle Mittel zur Weiterentwicklung von OpenOffice.org.“

Veröffentlicht von Thurgau | 7. August 2010 12:00 | Kategorie: Linux und Open Source | # Fehler im Artikel melden

Tim_Petu

1 7. August 2010 18:03

Hopp Schwiiz!!!

Kristall

2 7. August 2010 22:13

Sehr schöne Einleitung!

Da muss ich echt mal was loswerden, Achtung...

Habe neulich zufällig irgendwo wieder die Verteilung von Betriebssystemen gesehen und alle Linuxderivate bringen es auf 0,irgendwas Prozent. Statt dessen läuft in den technischen Hochschulen überall Windows und jedes Jahr werden Millionen an Lizenzgebühren gezahlt für das Betriebssystem, die MS-Office Suite und dann für Programme der Firma Adobe und Matlab etc, für die es vollständigen freien Ersatz gibt. Wenn meine Großmutter MS und Co benutzt, weil sie schon froh ist, wenn sie den Einschaltknopf am Rechner findet, dann kann ich das ja noch irgendwo verstehen. Aber dort, wo die technische Elite ausgebildet wird, die sich ja anscheinend für Technik interessiert und forscht, dass die mit solchem Gebastel aus der Wundertüte des Konsums ruhiggestellt werden, also das bringt mich seit Jahren schon beständig in Rage!!!!!

Und wenn diese Einstellung von wegen „Was nichts kostet ist nichts wert“ von klein auf in die Köpfe eingemeisselt wird, dann passieren auch anderswo total verrückte Sachen, wie zum Beispiel beim Veröffentlichen. Man muss sich das einmal vor Augen führen: Der Steuerzahler zahlt für seine Universitäten inkl. Personal, Ausrüstung, wertlose Programmlizenzen, etc. Daraus entsteht dann Forschung und Wissen. Ob das was wert ist oder nicht, ist eine andere Frage, aber da die Gesellschaft entschieden hat, dafür Steuern zu bezahlen, also gut. Jetzt aber!!! Das Endprodukt Wissen wird dem, der es kauft, also dem Steuerzahler, nicht etwa „geliefert“, so wie man es erwarten sollte, sondern es wird ein paar Wissenschaftsverlagen (Elsevier und Konsorten) kostenlos zur Verfügung gestellt, die das pdf dann ins Netz stellen und nur die, die diese Verlage bezahlen, können es sehen. Also zahlt der Steuerzahler nochmals für etwas, das ihm schon längst gehört und das nicht zu wenig, Millionen sind das für nichts und wieder nichts!!! Die Summen für die Zeitschriften-Abos sind dermaßen teuer, dass wir an der ETH-Lausanne für vieles immer in Zürich anfragen mussten... Das hält man im Kopf nicht aus!!!!!!! Das ist glatter Betrug!!!!!!

Oder in meiner Branche, bin Bauing. Es wird viele erstaunen, aber es ist ein Skandal, aber ein waschechter, dass es noch nicht verboten ist, jedes Wohnhaus mit weniger als drei Stockwerken aus Beton zu bauen, sondern aus Lehm. Technisch ist der Lehm dem Beton meilenweit überlegen, gesundheitlich, von der Dauerhaftigkeit her, vom Dämmschutz, etc... Stattdessen werden Ökolabels vergeben, die das Bauen mit Beton fördern in Zeiten von Klimawandel (die Zementherstellung macht weltweit über 10% des CO2-Ausstoßes aus und hier wird es als klimafördernd verkauft), Energiekrise, etc.... Weil Holcim der weltgrößte Betonhersteller ist und seinen fetten Arsch in Rapperswil am Zürisee platziert. Und das wird akzeptiert!!!!

Sorry, dass ich mich hab so gehen lassen, aber manchmal muss ich mich einfach mal auskotzen, weil sonst hock ich hier bald mit nem Magengeschwür. Ich wünsche dem Projekt allen Erfolg, ich nutze selber zu hause seit Jahren nur noch Linux (Dualboot ist wie alkoholfreies Bier, kofeinfreier Kaffee oder Kondomsex, langweilig und fad und der Spaß bleibt auf der Strecke), leider nicht soviel OOO, weil ich alles teXe und als ich noch Zeit hatte, habe ich auch öfters versucht, etwas Code für OOO zu basteln, aber es ist halt nicht mein Fach, das musste ich einsehen.

Aber stattdessen rede ich und mache Werbung und versuche den Leuten klarzumachen, dass vieles, was uns sinnvoll erscheint, es in Wahrheit gar nicht ist. Schmeißt Euren Fernseher raus und fangt an zu denken = leben.

In dem Sinne,

Kristall

Pumpgum

Avatar von Pumpgum
3 8. August 2010 00:30

@Kristall: Deiner Meinung kann ich mich anschliesen!

MFG Pumpgum ☺

Bordi

Avatar von Bordi
4 8. August 2010 06:12

Haha Thurgau wirbt für Stoni, wie geil ist das den. 🤣 👍 °*Hopp Schwiiz!*° 🇨🇭

@Kristall Ist ja alles ganz net und richtig, aber solltest du das nicht besser beim Verbraucherschutz oder einem passenden Zeitschriftenverlag los werden?

Hier nützt das ja nichts, arbeiten ja alle schon mit Linux.

Einfach_Toll

5 8. August 2010 10:39

@2 Na, nun beruhigen wir uns mal ein wenig ☺ Ich behaupte, man kann gerade an Hochschulen und Universitäten nicht nur Linux einsetzen, denn man braucht nun mal auch professionelle Software. Jaja, OOo, Gimp, Blender und Octave sind supergut, aber MS Office, Photoshop, 3Ds Max und Matlab sind einfach besser (die nur als Beispiel, es gibt natürlich noch viel mehr Spezialsoftware, für die es gar keine freie Alternative gibt).

narr

6 8. August 2010 14:04

@5: Matlab läuft unter Linux, Mac OS und Windows. Und MS-Office... kommt auf den Anwendungsfall an. Wer das nur zur Versuchsauswertung und zum Schreiben von Berichten braucht, benötigt wohl zumeist kein MS-Office. AutoCAD wäre allerdings noch so ein Kandidat an Hochschulen, der Windows voraussetzt.

milebrega

Avatar von milebrega
7 8. August 2010 21:48

@2: Du finanzierst mit den Gebühren für die Zeitschriftenabfrage ja nicht den Inhalt der Artikel, sondern vor allem das Journal an sich. Und das bürgt mit seinem Namen dafür, dass die Artikel gereviewt (richtige deutsche Rechtschreibung? ☺) sind und eine gewisse Auswahl durchgeführt wurde. Und das muss einem auch einiges Wert sein - sonst führst du einfach eine google-Suche durch und wissenschaftliche Studien sind neben "das wurde doch längt nachgewiesen"-Forenbeiträgen gleichwertig gelistet 😉 Ich vertraue Zitaten aus Nature-Publikationen jedenfalls mehr als dem Focus.

Aber ich weiß auch gerade gar nicht, wie das hierhin passt....

Und das Betriebssystem auf Linux umzustellen ist bei großen Unternehmen/Universitäten nicht so einfach wie bei uns Privatpersonen auf die Frage "Lizenzgebühren für Windows oder nicht" runterzubrechen.

– milebrega (der begeisterter Ubuntu-Nutzer ist und trotzdem den meisten Leuten aus seinem Freundeskreis nicht Linux empfehlen würde)

Kristall

8 9. August 2010 06:53

@4, @7: Das passt schon alles hierher, denn wenn es ein wenig mehr Kultur wäre, seine Sachen selbst zu machen anstatt es (hauptsächlich) in den USA für teures Geld einzukaufen, dann hätten Projekte wie OpenOffice wie selbstverständlich mehr Leute, die sich um ein zwei Verbesserungen kümmern. Als ich gemerkt habe, dass meine Programmierkenntnisse nicht reichen, habe ich zum Beispiel mal ein bisschen übersetzt. Wenn die Grundstimmung passt, findet sich auch schnell Hilfe. Beispielsweise hat Octave eine sehr gute Plotschnittstelle, die aber nur sehr umständlich zu bedienen ist. Es wäre (für einen geübten Programmierer) ein Leichtes, mal eine Benutzerschnittstelle zu basteln und die wichtigsten Befehle in ein paar Menüeinträgen zusammenzufassen. Die Grundstimmung ist aber nicht da, die Grundstimmung heißt Konsum, Konsum, Konsum. Darum passt sogar mein Lehmbau in dieses Thema: Erde ist umsonst, Beton kostet...

@7, Die Arbeit, die beim Kreuzgutachten anfällt, besteht darin, dass Dein Artikelvorschlag an drei weitere Professoren geschickt wird, die bei dem Verlag als Rezensenten eingeschrieben sind, Es sind diese Professoren, die wiederum mit Steuergeld die Artikel prüfen und ihre Kommentare den Verlagen dann kostenlos zur Verfügung stellen. Diese werden dann an den Autor zurückgesandt und von diesem wiederum von Steuergeld eingearbeitet. Der Verlag hat verschwindend geringen Anteil an dem Zustandekommen dessen, was er anschließend für teures Geld wieder verkauft. Was die Qualität eines solchen Kreuzgutachtens angeht, so spielt da Politik eine entscheidende Rolle. Als Autor ist es wichtig, mit den eingetragenen Rezensenten befreundet zu sein und schon kriegst Du jeden Artikel durch, selbst wenn grobe Fehler drin vorkommen. Nature und Focus lassen sich nicht vergleichen, ich würde aber Nature-Artikeln weniger trauen als Veröffentlichungen beispielsweise bei www.theoildrum.com, weil dort teilweise sehr umstrittene Artikel öffentlich sichtbar im Kommentar-Faden besprochen werden und ich mir mein eigenes Bild machen kann. Dort ist es übrigens auch kostenlos, womit wir wieder beim Thema wären.

Schönen Tag,

Kristall