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LanguageTool – Freie Stil- und Grammatikprüfung

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Die freie Stil- und Grammatikprüfung LanguageTool erkennt neben Grammatik-, Zeichensetzungs- und Tippfehlern in der neuesten Version auch Rechtschreibfehler. Wie LanguageTool eingesetzt werden kann, was das Tool kann und wie es funktioniert, wird im folgenden Artikel beschrieben.

Award:

Dieser Artikel ist Gewinner des Ikhaya-Artikelwettbewerbs „Lesen ist silber, schreiben ist Gold“. Die Auszeichnung wurde an gulp21 überreicht.

Wozu eine Grammatikprüfung

ubuntuusers/Ikhayateam/Projektvorstellungen/languagetool.png Man könnte sich vielleicht fragen, warum man eine Grammatikprüfung braucht, wenn man doch überzeugt ist, die deutsche Grammatik zu beherrschen. Bei der Nutzung von LanguageTool, z. B. als Erweiterung für LibreOffice (s. u.), fällt aber schnell auf, dass man schon mal gerne eine Buchstaben vergisst, und man froh ist, wenn man auf diesen Fehler, der von einer einfachen Rechtschreibprüfung nicht erkannt wird, hingewiesen wird.

Die mehr als 1400 Regeln für die deutsche Sprache 🇬🇧, mit deren Hilfe LanguageTool Fehler erkennt, dienen aber nicht nur zum Auffinden von Fehlern in den Kategorien Grammatik, Groß- und Kleinschreibung, Zusammen- und Getrenntschreibung und Zeichensetzung, sondern das Programm weist auch auf mögliche Tippfehler hin, z. B. wenn zwei Leerzeichen aufeinander folgen, vor einem Komma fälschlicherweise ein Leerzeichen gesetzt wird, eine schließende Klammer fehlt oder wenn Wörter wie „Mine“ und „Miene“ verwechselt werden. LanguageTool macht darüber hinaus auch auf umgangssprachliche Ausdrücke, wie z. B. „Volt-Zahl“ (besser: „elektrische Spannung“) oder redundante Akronyme wie beispielsweise „ABM-Maßnahme“, aufmerksam.

Des Weiteren prüft LanguageTool, ob Wörter, für die es mehrere Schreibweisen gibt (z. B. „Photographie/Fotografie“) in einem Text einheitlich geschrieben werden (die Prüfung funktioniert zur Zeit [September 2012] allerdings wegen eines Fehlers 🇬🇧 nicht in LibreOffice). Auch typographische Fehler, wie z. B. die Verwechslung von Viertel- und Halbgeviertstrich werden erkannt. Außerdem warnt das Tool in fremdsprachigen Texten vor falschen Freunden, sodass aus dem deutschen „Chef“ nicht so schnell der englische „chef“ (=Koch) werden kann.

LanguageTool findet Fehler, indem nach Fehlermustern gesucht wird. Dies ermöglicht das einfache Schreiben neuer Regeln, die mehr oder weniger einfach von Menschen verstanden werden können, hat aber auch den Nachteil, dass nur Fehler, für die es Regeln gibt, gefunden werden und es vereinzelt zu Fehlalarmen kommen kann.

Testen Sie Ihr Wissen doch mal selbst: Wie viele Fehler finden Sie im folgenden Text?

Nachdem Max nun beinahe drei Stunden mit unbewegter Miene und fast geschlossenen Liedern auf das LCD-Display starrte, forderte ihn seine Mutter auf, doch mal rauszugehen , und mit seine Freunden zu speilen. Ihr wurde immer Angst und bange, wenn sie sehen muss, wie viel Zeit ihr Sohn vor dem Computer verbingt. Sie glaubst manchmal dass sie ihn bald nur noch per Email erreichen kann. Vielleicht zu recht.

(LanguageTool findet 13 Fehler, Auflösung am Ende des Artikels)

Im Folgenden wird beschrieben, wie LanguageTool als Einzelanwendung und als Erweiterung für LibreOffice oder Apache OpenOffice (der Name „LibreOffice“ bezieht sich in diesem Artikel auf beide Office-Pakete) eingesetzt werden kann.

Die LanguageTool-Benutzeroberfläche

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Die Benutzeroberfläche von LanguageTool

LanguageTool kann als eigenständige Anwendung auf jedem Computer, auf dem Java ausgeführt werden kann, benutzt werden. Ist Java nicht installiert, kann es über die Paketverwaltung nachinstalliert werden. LanguageTool muss zunächst in der Stand-Alone-Version ⮷ heruntergeladen und das zip-Archiv entpackt werden. Der Download kann je nach Geschwindigkeit der Internetverbindung etwas länger dauern, da die Stand-Alone-Version auf Grund der enthaltenen Wörterbücher relativ groß ist. Danach muss die Datei „LanguageToolGUI.jar“ mit Java ausgeführt werden; dies ist normalerweise per Einfach- bzw. Doppelklick möglich. Unter Linux muss vor dem Starten für die Datei zudem noch die Eigenschaft „Ausführbar“ gesetzt werden, was über den Dateieigenschaftsdialog oder den Befehl

$ chmod a+x LanguageToolGUI.jar 

gemacht werden kann. Alternativ kann das Programm auch über den Befehl

$ java -jar LanguageToolGUI.jar 

gestartet werden.

Die Oberfläche ist schnell erklärt: Im oberen Teil kann der zu prüfende Text eingegeben werden und unten können die Textsprache eingestellt und die Prüfung gestartet werden. Zu den Einstellungen gelangt man über „Datei → Optionen…“, wo einzelne Regeln aktiviert und deaktiviert werden können. Damit LanguageTool auf falsche Freunde hinweisen kann, muss in den Einstellungen eine Muttersprache eingestellt sein.

Neben direkt eingegebenem Text kann auch sehr einfach und schnell Text aus der Zwischenablage geprüft werden. Dazu kann das Fenster über „Datei → In den System Tray verkleinern“ in den Systemabschnitt minimiert werden. Wenn das Fenster durch Klicken auf das „xz“-Symbol wiederhergestellt wird, wird automatisch der Text, der sich gerade in der Zwischenablage befindet, geprüft. Zum Kopieren von Text in die Zwischenablage reicht es unter Linux übrigens meistens, den Text zu markieren.

LanguageTool als LibreOffice-Erweiterung

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LanguageTool im Einsatz unter LibreOffice 3.5

Da die Benutzeroberfläche mehr zum Testen und Herumspielen gedacht ist, kann LanguageTool als Erweiterung („Extension“) im freien Büropaket LibreOffice installiert werden. Empfohlen wird mindestens Version 3.5.4, weil in dieser Version das kurze Einfrieren von LibreOffice mit installiertem LanguageTool nach dem Start nicht mehr auftritt.

Um LanguageTool in LibreOffice zu installieren, muss die Version für LibreOffice ⮷ heruntergeladen werden und per Einfach- bzw. Doppelklick geöffnet werden. Sollte die Installation dadurch nicht gestartet werden, so startet man LibreOffice selbst und wählt die heruntergeladene Datei unter „Extras → Extension Manager → Hinzufügen…“ aus. Nach der Installation ist ein Neustart von LibreOffice notwendig. Bei Ubuntu ist es außerdem nötig, neben den normalen Java-Paketen auch das Paket libreoffice-java-common zu installieren.

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Detailliertere Fehlerinformationen im Dialog „Rechtschreibung und Grammatik“ mit Link zu weiteren Informationen

Sofern die Option „Automatisch prüfen“ in LibreOffice aktiviert ist, werden die von LanguageTool erkannten Problemen blau markiert. Die Rechtschreibprüfung erfolgt weiterhin durch LibreOffice selbst und die gefundenen Fehler werden weiterhin rot gekennzeichnet. Durch einen Rechtsklick auf ein markiertes Problem erhält man eine kurze Fehlerbeschreibung und je nach Fehler auch einen oder mehrere Korrekturvorschläge. Eine ausführlichere Beschreibung erhält man nach einem Klick auf „Rechtschreibung und Grammatik“. Zu manchen erkannten Probleme kann man sich auch ausführliche Erklärungen im Internet anzeigen lassen; zu diesen gelangt man im Kontextmenü über den Menüeintrag „Erläuterungen…“ oder im „Rechtschreibung und Grammatik“-Dialog über den Link „Weitere…“.

Die Einstellungen der LibreOffice-Erweiterung können unter „Extras → LanguageTool → Konfiguration…“ geändert werden.

Wenn LanguageTool zum Prüfen von Texten in Sprachen, für die LibreOffice ab Version 3.5 bereits selbst eine Grammatikprüfung enthält (z. B. Englisch), verwendet werden soll, so muss „LightProof“ über „Extras → Optionen… → Spracheinstellungen → Linguistik → Verfügbare Sprachmodule → Bearbeiten…“ deaktiviert werden. Dieses Vorgehen wird empfohlen, da LightProof nur eine Teilmenge der von LanguageTool erkannten Fehler findet.

Weiterführende Informationen

Jeder, der neugierig geworden ist, findet auf der LanguageTool-Website weiterführende Links 🇬🇧. Wer bei der Entwicklung von LanguageTool mithelfen will, kann dies natürlich gerne tun (Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich). Im Forum 🇬🇧 oder im Bugtracker 🇬🇧 können Fehleralarme und Regelwünsche gemeldet werden. Wie man selbst Regeln für LanguageTool erstellen kann, wurde in der Oktober-Ausgabe von freiesMagazin beschrieben. Eine ausführlichere Beschreibung von LanguageTool ist bereits im August bei freiesMagazin erschienen.

Auflösung für den Fehler-Text

Hier ist noch die versprochene Auflösung für den oben abgedruckten Fehler-Text:

Beginne Prüfung in Deutsch (Deutschland) … 

Hinweis: Mögliche Wortverwechslung: Meinten Sie 'Lidern' (= Augenlid) anstatt 'Liedern' (= gesungenes Musikstück)?
Korrektur: Lidern
… fast geschlossenen Liedern …

Hinweis: 'LCD' steht für 'Liquid Crystal Display' – ersetzen durch 'LCD'?
Korrektur: LCD
… das LCD-Display starrte …

Hinweis: Die Subjunktion 'nachdem' drückt standardsprachlich Vorzeitigkeit aus und kann daher nicht mit dem Präteritum verwendet werden. Verwenden Sie das Perfekt (Präsens im Hauptsatz) oder Plusquamperfekt (Präteritum im Hauptsatz) oder die Subjunktion 'als' zum Ausdrücken von Gleichzeitigkeit.
… geschlossenen Liedern auf das LCD-Display starrte, forderte …

Hinweis: 'rauszugehen' ist umgangssprachlich. Vorschläge: 'herauszugehen'.
Korrektur: herauszugehen
… doch mal rauszugehen …

Hinweis: Nur hinter einem Komma steht ein Leerzeichen, aber nicht davor.
Korrektur: ,
… mal rauszugehen , und …

Hinweis: Möglicherweise fehlende grammatische Übereinstimmung zwischen Artikel und Nomen bezüglich Kasus (Fall: Wer/Was, Wessen, Wem, Wen/Was - Beispiel: 'das Fahrrads' statt 'des Fahrrads') und Genus (männlich, weiblich, sächlich - Beispiel: 'der Fahrrad' statt 'das Fahrrad') und Numerus (Einzahl, Mehrzahl - Beispiel: 'das Fahrräder' statt 'die Fahrräder').
… und mit seine Freunden zu speilen …

Hinweis: Möglicher Rechtschreibfehler gefunden
… zu speilen …

Hinweis: In der Wendung 'angst und bange' werden/sein werden 'angst' und 'bange' kleingeschrieben.
Korrektur: angst und bange
… Ihr wurde immer Angst und bange, wenn …
Mehr Informationen: http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/Regeln/Gross-klein/Denominalisierung.html#Anchor-Die-49575

Hinweis: Möglicher Rechtschreibfehler gefunden
… vor dem Computer verbingt …

Hinweis: Möglicherweise fehlende grammatische Übereinstimmung zwischen Subjekt und Prädikat (glaubst) bezüglich Person oder Numerus (Einzahl, Mehrzahl - Beispiel: 'er bist' statt 'er ist').
… Sie glaubst manchmal dass …

Hinweis: Ein mit der Subjunktion 'dass' eingeleiteter Nebensatz wird in der Regel mit (mindestens) einem Komma vom Hauptsatz abgetrennt.
… Sie glaubst manchmal dass sie ihn …

Hinweis: Meinten Sie 'E-Mail' (elektronische Post) statt 'Email' (Schmelzüberzug)?
Korrektur: E-Mail
… nur noch per Email erreichen kann …

Hinweis: In der Wendung 'zu Recht' (im Sinne von 'berechtigterweise') wird 'Recht' großgeschrieben, sofern es nicht als Adverb ein darauf folgendes Adjektiv näher bestimmt. Als Bestandteil von Verben wie 'zurechtkommen', '-finden' schreiben Sie bitte 'zurecht'.
Korrektur: zu Recht; berechtigterweise; zurecht
… Vielleicht zu recht. 
Mehr Informationen: http://www.duden.de/rechtschreibung/zurecht_

Vielen Dank an gulp21 für den eingereichten Artikel