staging.inyokaproject.org

Lieber Wiendows statt Wienux

allgemein.png

Wienux - ein Projekt mit kurzer Lebensdauer und letztendlich bescheidenem Erfolg. Eine Fehleranalyse.

Award:

Dieser Artikel ist der vierte Platz des Ikhaya-Artikelwettbewerbs „Lesen ist silber, schreiben ist Gold“. Die Auszeichnung wurde an Lukas Linemayr überreicht.

2005 gab es Aufbruchstimmung. In Wien wurde verkündet, dass ein Viertel der Computer der Stadtverwaltung auf Linux umgestellt werden - und war damit nach München die zweite deutschsprachige Großstadt, die offensiv Open-Source gefördert hat. Eine eigene Distribution wurde veröffentlicht, danach wurde es still. Immer wieder gab es kürzere Medienmeldungen, dass das Projekt nicht besonders gut lief. 2008 dann der Todesstoß: Plötzlich bemerkte man, dass Wienux, das bisher hauptsächlich in Kindergärten eingesetzt wurde, mit einer Sprachförderlösung für Kinder nicht kompatibel war. Diese lief nur im Internet Explorer. Aufgrund dieser geradezu unüberwindbaren Kompatibilitätsbarriere wurde das Projekt schließlich eingestampft.

Die Fehler

Doch wie kam es zu dieser Entscheidung? Welche Fehler wurden gemacht? Natürlich ist die offizielle Erklärung eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand. Folgend ein Versuch, die wirklichen Fehler aufzulisten.

Fehler 1: Eine eigene Distribution

Obwohl jede Distribution absolute Standardtools wie Firefox, GIMP und Apache OpenOffice benutzte, entschied man sich, eine eigene Distribution auszuliefern. Basierend auf Debian entfernte man zuerst einmal den kompletten Installationsprozess - installiert wurde automatisch auf die komplette Festplatte. Damit wurde eine eventuell notwendige Parallelinstallation zumindest erschwert. Der erhebliche Verwaltungs- und Wartungsaufwand einer eigenen Distribution wurde offensichtlich unterschätzt, Updates gab es schlicht und ergreifend nicht. Natürlich macht eine eigene Distribution Sinn, wenn eigene Programme und Verwaltungsabläufe integriert werden müssen. Aber nur, wenn die Distribution auch mit dem notwendigen Ernst entwickelt wird.

Fehler 2: Die Software

Auch wenn die offizielle Begründung - wie oben bereits erwähnt - wohl eher eine Ausrede als ein ernstzunehmendes Problem war: Kompatibilitätsprobleme können natürlich den Umstiegsprozess verkomplizieren. Hier wäre Planung im Voraus wichtig gewesen: Welche Programme sind wirklich wichtig, welche kann man neu schreiben? Was gut ist: Dank der zunehmenden Entwicklung von Webapplikationen sollten in Zukunft diese Probleme eher in den Hintergrund rücken. Eine kluge Stadtverwaltung würde zunächst nach und nach auf kompatible Software umsteigen, und dann am Ende das Betriebssystem wechseln.

Fehler 3: Die freie Wahl

Mitarbeitern der Stadtverwaltung wurde die freie Wahl gelassen, ob sie mit Windows oder Linux arbeiten möchten. Ein Zustand, von dem sogar viele Informatiker nur träumen können. In einer Umgebung, in der die meisten Mitarbeiter computertechnisch wenig bis gar nicht gebildet sind, hat ein homogenes System natürlich absolute Priorität. Niemand, der es nicht aus ideellen Gründen tut, wird freiwillig am Arbeitsplatz auf ein neues, bisher unbekanntes System umsteigen, nur um dann vieles neu lernen zu müssen. Hier hätte man sich von Abteilung zu Abteilung kämpfen müssen, dort die jeweiligen Anforderungen analysieren und dann - nach einer entsprechenden Ausbildung der Mitarbeiter - den Umstieg beginnen sollen. Natürlich gehören die Gründe für den Umstieg auch kommuniziert - allerdings ist eine freie Wahl des Betriebssystems ein absoluter Luxus, der hier schwer nachzuvollziehen ist.

Fazit

Linux in der Verwaltung kann - das sieht man an München - funktionieren. Allerdings nur mit entsprechendem Rückhalt aus der Politik. 2008 musste die gesamte IT-Landschaft Wiens, die bisher mit Windows 2000 arbeitete, umgestellt werden, da wenig später der Support von Microsoft dafür eingestellt wurde. Eine unglaubliche Möglichkeit - die vertan wurde. Stattdessen wurde beschlossen, dass man für 1 Million Euro Windows-Lizenzen kauft - die verbliebenen Wienux-Systeme wurden auf Windows Vista umgestellt.


Vielen Dank an Lukas Linemayr für den eingereichten Artikel

Veröffentlicht von svij | 25. Oktober 2012 09:00 | Kategorie: Linux und Open Source | # Fehler im Artikel melden

Tabs

Avatar von Tabs
1 25. Oktober 2012 09:27

Hello,

also bei dem was du hier schreibst bin ich voll bei dir! Ich finde es auch schade das man eine derartige Chance verstreichen hat lassen! Aber das entscheiden nun mal wichtigere Personen. Wie man so schön sagt. Guter Artikel hat mir sehr gut gefallen.

Gruß Tabs

Dominik129

2 25. Oktober 2012 09:48

Gute Analyse, schön geschrieben.

Der Artikel ließ sich gut lesen und hat mehr ebenfalls sehr gut gefallen.

Gruß Dominik

kaputtnik

3 25. Oktober 2012 09:56

Natürlich ist die offizielle Erklärung eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand.

Wie war denn die offizielle Begründung?

Was mir bei dem Thema immer auffällt: Wer ist denn eigentlich für eine solche Entscheidung, eine eigene Distribution zu erstellen, verantwortlich? Beim Auswärtigen Amt (heise.open) war es ja genau so.

Mir kommt es so vor, als ob übereifrige Admins, die gerade die Hochschule hinter sich gelassen haben, maßgeblich an solchen Entscheidungen beteiligt sind.

In München dauert der Umstellungsprozess ja auch schon sehr lange. Und ob es ein Erfolg wird, bleibt abzuwarten.

Das beste daran ist ja, das man sich um die finanziellen Kosequenezen nicht kümmern muss, da ja der Steuerzahler dafür aufkommt.

Wolfgr

Avatar von Wolfgr
4 25. Oktober 2012 10:08

Der von Dir beschriebene Ansatz ist absolut richtig. Bevor man das Betriebssystem wechselt stellt man zuerst, nach und nach, alle Anwenderprogramme auf OpenSource um. Stellt man fest, daß das mit allen erforderlichen Anwendungen möglich ist kann man danach auch das Betriebssystem wechseln. Eine eigene Distribution halte ich allerdings, auch für eine Stadt, für übertrieben. Sollte sich allerdings unser Land bzw. die EU über so eine Umstellung Gedanken machen ist eine eigene Distri vielleicht sinnvoll.

Christian_Ba.

Avatar von Christian_Ba.
5 25. Oktober 2012 10:54

Wie schon geschrieben, sind viele Mitarbeiter einer Verwaltung (egal ob Stadtverwaltung oder in einer Firma) eher schlecht geschult, wenn es um EDV-Anwendungen geht. Das fängt häufig schon da an, dass es Leute gibt, die nicht in der Lage sind Datei als E-Mailanhang zu versenden, geschweige denn einfache Formeln in einer Excel- oder Calctabelle zu erstellen. Dazu kommt eine schon fast panische Angst neue Software zu lernen, und es sind nicht immer die "alten" Mitarbeiter die Neuerungen ablehnend gegenüber stehen. Schlussendlich ist es sehr schwer solche grundlegende Neuerungen einzuführen, es scheitert an oft am Unwillen und der Bequemlichkeit der Angestellten.

sma

6 25. Oktober 2012 12:31

@5: Ich gebe dir grundsätzlich recht. Aber: Wenn es um Microsoft-Produkte geht, können sich die User - wenn auch zähneknirschend - umstellen. Wie oft habe ich schon gehört: "Nein, auf OOo oder LibreOffice will ich mich nicht umstellen" .... aber komischerweise haben sich fast alle auf die mit MS-Office 2007 eingeführten Ribbons umgestellt. Und kurz- bis mittelfristig werden sich die meisten User auch auf Windows 8 mit den Kacheln umstellen (müssen).

Meine Erfahrung: Die Umstellung innerhalb eines Microsoft-Produkts (zB MS-Office, Winodws) wird - wenn auch zähneknirschend - mitgemacht. Geht es aber um ein MS-fremdes Produkt (zB LibreOffice) ist der Widerstand unglaublich groß.

B601

7 25. Oktober 2012 12:56

Wie man hört, wäre der angebliche Grund für den endgültigen Tod von Wienux gar keiner gewesen: die Kindergarten"software" (eigentlich nur eine Browseranwendung).

Der Hersteller versichterte nämlich auf Anfrage der Grünen hinterher, es wären ihm gar keine Vorgaben bzgl. des Betriebssystems bzw. des Browsers gemacht worden. Nur deshalb hätte er "standardmäßig" auf Windows und Internet-Explorer entwickelt. Er hätte dasselbe zu denselben Kosten, falls ihm die Anforderungen kommunziert worden wären, auch für jedes andere OS und jeden anderen Browser tun können.

Wer ein bisschen Insiderwissen um Vorgänge im Umfeld der Wiener Stadtverwaltung hat, den wundert das gar nicht. Oft weiß Abteilung A nicht, was Abteilung B braucht, oft wird auch intrigiert, weil Abteilung C Abteilung D unsympathisch ist oder von jemandem geleitet wird, der der "falschen" politischen Partei nahe steht, und oft werden Entscheidungen ohne entsprechendes Hintergrundwissen und ohne Rückfrage bei Experten getroffen oder bestimmte Hersteller, warum auch immer, bevorzugt. Und nicht selten glauben Abteilungsleiter oder Politiker, sowieso Experten für fast alles zu sein und ändern Pläne ohne Rücksprache mit den Urhebern. Beispiele hierfür sind die Umgestaltungen von Schwarzenbergplatz und Praterstern.

Das betrifft alle Gebiete, von Stadt- und Verkehrsplanung, Bauprojekten, über die Verwaltung bis hin zum öffentlichen Verkehr. Typische Beispiele für falsche Softwareentscheidungen finden sich genau hier: Ein Rechnergesteuertes Betriebsleitsystem auf Windows, das oft mehrmals täglich abstürzt (nämlich genau dann, wenn man es brauchen würde, weil es irgendwo größere Betriebsstörungen gibt), die Fahrplan-APP (Quando), die Linien und Haltestellen hardcodiert (!) enthält und daher bei jeder kleinen Änderung einer Neuausgabe bedarf, ein vollständiges Windows XP hinter simplen Anzeigetafeln (das ginge inzwischen auf einem Raspberry Pi mit einer Browseranwendung, die im Hintergrund alle 30 s den Server pollt verbunden alleine schon mit einer Stromkostenersparnis von rund 200 Euro pro Jahr).

Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Steuergeld hier verschwendet wird und wurde...

jo-master

Avatar von jo-master
8 25. Oktober 2012 13:03

wieso eine eigene distro? eine mit veränderten vorinstallierten paketen angepasste main-stream distro ist allein aus update- (sicherheits-) gründen viel sinnvoller. wie soll man einem bürger einen umstieg verkaufen, wenn die nötigen neuen arbeitsplätze die kosten der eingesparten lizenzen wieder auffressen?

Ice_Polar

Avatar von Ice_Polar
9 25. Oktober 2012 23:21

Meine Erfahrung aus Südamerika ist, dass dort viel lieber mit einem gecrackten Windows XP gearbeitet wird als mit einem freien Ubuntu 12.04. Beides ist kostenlos, inklusive der dazu nötigen und allseits bekannten Applikationen - Trotzdem, auch wenn beides nix kostet bleiben die Leute bei Windows und dies einzig und allein, weil das was offiziell nichts kostet scheinbar nichts wert ist!

Eventuell greift da auch noch der gemeine Stolz, so dass man sicher kein Betriebssystem hochfährt welches gerade auch für die Armen frei zur Verfügung gestellt wird, man ist doch schliesslich jemand!

Inwiefern letztere Mentalität auch auf Stadtverwaltungen zutrifft wage ich nur für mich persönlich auszumalen ohne es hier niederzuschreiben.

Dieses Thema müssten einmal Soziologen oder andere Verhaltensforscher beurteilen.

Dass die Wiener eine eigene Distribution auf die Beine stellten scheint mir ebenfalls nicht wirklich rational begründbar zu sein, aber halt: Was ist da schon Rational was gewisse Leute in einem Anfall von Grössenwahn und Selbstüberschätzung von sich geben oder in einer solchen Situation die Chance sehen sich für alle Zeiten unersetzbar zu machen? (Offenbar ist nicht einmal das gelungen...)

Ein schönes Beispiel, dass auch ausgewiesene Spezialisten bei vollem Bewusstsein letztendlich zu irrationalen Situationen beitragen, diese sogar über Jahrzehnte zementieren, haben wir bei der vielfallt der Linux-Desktop (siehe den Artikel vom 24. Oktober 2012). Es fehlt an Konsequenz eventuell auch ein teilweise suboptimales Konzept mit gebündelten Kräften optimal umzusetzen. Das geht offenbar nur in galeerenartig geführten Organisationen wie ... ach Ihr kennt die beiden schon lange und dieser letzte Abschnitt ist eh schon Off-Topic, basta!

Ubuntu_Neuling_1981

Avatar von Ubuntu_Neuling_1981
10 26. Oktober 2012 00:42

Österreich: 2005 gab es Aufbruchstimmung. In Wien wurde verkündet, dass ein Viertel der Computer der Stadtverwaltung auf Linux umgestellt werden das Wienux Projekt lief nicht besonders gut. 2008 dann der Todesstoß:

zurück nach Bayern: Linux in der Verwaltung kann - das sieht man an München das geht auch noch in die Hose...

😐

RapaNui

Avatar von RapaNui
11 26. Oktober 2012 02:00

@9: Deine Südamerikaaussagen kann ich bestätigen. Was ich hier im chilenischen Umfeld noch mitbekomme ist die Hatz nach dem ultimativen Neuen. Es wird installiert auf Deibel komm raus. Hier ein neues Proggi dort eine neue Anwendung, da ist die Win-Umgebeung abnehmerfreundlicher. Obs gebraucht wird irrelevant, ob andere Programme das auch erledigen irrelevant, ob es virenverseucht sein könnte irrelevant. Irgendeiner kann mir schon ein neues Crack-Windows draufspielen und dann gehts von neuem los ... Da spielt wohl auch der Neidfaktor mit rein, mit dem was jeder haben kann, kann man keinen Neid mehr erzeugen.

Zu Österreich: Die scheinen eben auch ein anderes Verhältnis zur Wissenschaft und damit Wissen zu haben, nicht nur die Wiener. http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/10/02/weltraumforschung-brauchen-wir-nicht-osterreich-ist-eu-spitze-bei-ablehnung-der-raumfahrt/

konstin

12 26. Oktober 2012 07:05

zurück nach Bayern: Linux in der Verwaltung kann - das sieht man an München das geht auch noch in die Hose...

Warum denn? Also ich finde es bis jetzt gar nicht so schlecht.

rotthoris

Avatar von rotthoris
13 26. Oktober 2012 12:02

Guter Artikel der sich 100%ig mit meinen Erfahrungen deckt! Die Gründe, warum Linux oder überhaupt andere als die MS-Lösungen nicht akzeptiert werden, sind meist hanebüchen und verdammt weit hergeholt! Anders sieht es da plötzlich aus, wenn Apple ins Spiel kommt - das ist "hipp" und jeder will doch gern so ein iPhone oder iTab haben, da nimmt man dann auch den iMac in kauf und lernt bereitwillig um......... In den Betonköpfen vieler schlecht informierter und noch schlechter geschulten Beamten ist Linux immer noch etwas für Freaks, für pickelige Nerds, da will man dann nicht dazu gehören. Ausserdem, Kosten??? Man bezahlt ja nicht selbst, der dumme Bürger der draussen in der Warteschlange steht, der bezahlt den neuen PC Arbeitsplatz inkl. aller nötigen Lizenzen!

Ein grundlegendes Umdenken "von oben" wäre nötig, um hier etwas in Richtung Freie Software zu erwirken!

Warum aber auch jedesmal eine eigene Distribution "erfunden" werden muss, erschliesst sich mir nicht. Als Verantwortlicher hätte ich einen Vertrag mit Canonical oder RedHat dem vorgezogen.

Rittmeister

Avatar von Rittmeister
14 27. Oktober 2012 08:13

Für mich ist es immer wieder unbegreiflich, wie man bei der Umstellung von MS-Office auf OOo oder LibreOffice ernsthafte Probleme haben kann? Tja, da darf man eiben keinen Tag gefehlt haben !!!

jjuno

15 27. Oktober 2012 11:25

Es ist erstaunlich, wie hartnäckig und konsequent Open Source tot geschrieben wird. Wohl möglich das die Heckenschützen aus den diversen Marketingabteilungen gut zielen.

Gut gefällt mir auch immer, dass mancher Anwender ein Problem mit "alles markieren" und "alles auswählen" hat.

Aber wenn es irgend einer sinnlosen App bedarf, wundert man sich was die überforderten Anwender plötzlich alles bewerkstelligen.

Das Argument, dass Steuergelder mit Open Source verbrannt werden, ist doch rein ideologischer Natur. Anders rum, wie viel Steuergeld wird für unnötige und vollkommen überteuerte Closed Source verschleudert?

wxpte

Avatar von wxpte
16 27. Oktober 2012 19:03

@14: Versuche doch mal, in einer OOo-Tabelle eine Zelle, die einen bestimmten Text enthält, per Suchen und Ersetzen mit einem farbigen Hintergrund zu versehen. Mit Excel geht das ganz einfach, bei OOo Calc habe ich mir schon einen Wolf danach gesucht.

Damit meine ich auch nicht die bedingte Formatierung, die spricht nämlich nur auf numerische Werte an.

Fazit: auf der Arbeit bleibt mir zu Excel leider keine Alternative, privat brauche ich solch eine Funktion nicht und nutze daher auch OOo.

Schallrauch

17 27. Oktober 2012 20:09

@14:

Für mich ist es immer wieder unbegreiflich, wie man bei der Umstellung von MS-Office auf OOo oder LibreOffice ernsthafte Probleme haben kann?

Nun, andere Menschen, andere Stärken, Schwächen und Vorlieben. Nicht jeder kann sein - vielleicht nur mühsam erlangtes - MS-Office-Wissen einfach auf eine andere Software übertragen.

Und wieviele Dateien (Word, Excel, Powerpoint etc.) finden sich z.B. in einer einzigen Firma oder Abteilung? Oft Unmengen. Manche davon heftigst formatiert oder mit Makros. Wenn die nach einer Migration z.B. zu LibreOffice auch nur anders aussehen, bricht das Chaos aus.

Ich kann gut verstehen, daß gerade im beruflichen Umfeld Leute andere Prioritäten haben und sich mit Veränderungen schwer tun.

milebrega

Avatar von milebrega
18 29. Oktober 2012 16:36

@14: Nun ja, je "stärker" ein Word-Dokument formatiert ist, desto mehr wird es beim Öffnen in LibreOffice zerstört. Wenn du das Phänomen nicht kennst, hast du vielleicht nie die Vorlage für ein offizielles Dokument oder einen Brief mit Kopfzeile, Logos, Textfeldern etc. bearbeitet. Wie häufig Textverarbeitungs-Dokumente mit Externen ausgetauscht werden, ist ja Unternehmens- oder Behördenspezifisch - aber hier sehe ich das größte Problem. Die vorhandenen internen Dokumente und -Vorlage in .odt umzuwandeln, ist zwar ein einmaliges, lösbares Problem, aber trotzdem ein Zeit- oder Kostenfaktor.

Ich benutze, wenn ich ein Dokument weitergeben muss, auch unter Linux (wine) Word und Excel.

zephir

Avatar von zephir
19 29. Oktober 2012 16:49

Eine eigene Distribution herauszubringen, zumindestens in der Hinsicht, das eigene Desktopanpassungen, eigene sicherheitsrichtlinien, angepaste und eigenen Softwarequellen vorgehalten werden dürfte für projekte wie Wienux oder oder Limux gardezu zwingend sein. Anders sind die wohl kaum realisierbar. Die Basis sollte natürlich eine gut gepflegte existierende Distribution sein.

Und wie man an München sieht, ist so eine Umstellung eine Mamutaufgabe, es ist beileibe nicht mit der Installation von OpenOffice getan (dafür braucht man gar kein Linux).

In München wurden die ursprünglichen Ziele auch alle weit verfehlt, die Basis von Debian zu Ubuntu gewechselt und statt kleiner lokaler Anbieter internationale Anbieter wie IBM und Canonical mit ins Boot geholt. Umgestellt sind soweit ich weiß trotzdem im wesentlichen erst reine Office Arbeitsplätze, wo man als Laie denken würde, das ist mit der Installation von Thunderbird und OpenOffic getan. Das ganze hat bisher millionen verschlungen und wird wohl erst in Zukunft mal Geld sparen (wenn überhaupt). So trivial wie im Artikel dargestellt ist es also nicht, und in Wien hat man zwar zweifelslos Fehler gemacht, aber auch da werden nicht nur Idioten am Werk gewesen sein. Vieleicht aber zu viele Linux Enthusiasten, die alle behauptet haben es wäre kein Problem und ganz einfach.

Jossele

Avatar von Jossele
20 29. Oktober 2012 21:32

@19 in dieser stadtverwaltung ist einiges an unglaublichen möglich - ich kanns nicht beweisen aber idiotie in beträchtlichem ausmaß käme als erklärungsmodell dafür in frage. Ein fallbeispiel: vollkommmene ignoranz gratis angebotener hilfe von menschen die jahrelang damit zu tun haben und daher einiges an erfahrung in dieser angelegenheit einbringen könnten. der beschluß diese sache durchzuziehen wird nach eigenem stadverwalterischem gutdünken umgesetzt. das fertige produkt ist nicht benutzbar und tw. sogar gefährlich für zufällig anwesende. ein umbau muss durchgeführt werden - sinnlos steuergeld verpulvert. klingt phasenweise wie wienux beschreibt aber die installation eines discgolfparcours in wien.... :-/

psion

21 29. Oktober 2012 21:47

Guter Artikel!! und typisch österreichische Lösung - leider (bin selbst Österreicher).

charly

WilhelmHH

Avatar von WilhelmHH
22 30. Oktober 2012 16:46

@16:

Meinst du etwas wie "Libreoffice 3.6 bietet Farbskalen in Zellen bei Calc."

http://www.golem.de/news/office-suite-libreoffice-3-6-mit-detailverbesserungen-1208-93708.html

ubuntu_neuer

Avatar von ubuntu_neuer
23 30. Oktober 2012 17:31

"... und auf einmal war eine Million übrig, wie sollte man dies nur erklären?" Also schnell irgendwie zum "Fenster" hinaus werfen und so wird das Etat fürs nächste Jahr nicht gekürzt. Ganz einfach, wieso versteht man das nicht? 👍

Colonus

Avatar von Colonus
24 2. November 2012 21:35

Also ich habe hier in unserem Betrieb z.B. LibreOffice sowohl auf Linux-Rechnern wie auch auf dem Win-Rechner am laufen. Bisher hatte ich noch nie Probleme, eine zugemailte Excel- oder Word-Datei zu öffnen oder zu bearbeiten. Das schlimmste was passieren kann ist, dass man die Tabelle aus Versehen als .ods zurückmailt und auf Unverständnis stöß 😲

Grundsätzlich finde ich es einfach unendlich schade, wie man gute Ansätze wie in München oder Wien so verkomplizieren kann und somit zum scheitern bringen kann, bzw. bringt. Tja, Chance nicht nur vertan, sondern nicht einmal erkannt.

Meine 5ct,

Franz

wxpte

Avatar von wxpte
25 5. November 2012 20:28

@22: Nein, Farbskalen meinte ich nicht. Sondern, ich will eine Zelle mit der Suchfunktion automatisch hinterlegen, wenn sie einen bestimmten Text enthält. Bei OOo Calc habe ich bisher keine Methode gefunden. In Excel geht es dagegen einfach: wenn ich z. B. alle Zellen, die das Wort "Bla" enthalten, grün einfärben will, dann schreibe ich in das Feld Suchen "Bla", in das Feld Ersetzen ebenfalls "Bla", wähle neben dem Feld Ersetzen die Formatierung mit grünem Hintergrund und klicke anschließend auf "Alle ersetzen". Ergebnis: Alle Zellen, die das Wort "Bla" enthalten, sind grün hinterlegt.

Es wird also nicht ein bestimmter Text ersetzt, sondern die Hintergrundfarbe. Das ergibt Sinn, wenn in einer bestimmten Spalte gleichmäßig bestimmte Inhalte stehen müssen. Abweichungen erkennt man durch die Farbmarkierung viel schneller, als wenn man die Inhalte lesen müsste.

Thomas_Do

Moderator

Avatar von Thomas_Do
26 6. November 2012 11:28

@ WinXP to Edgy: Solche Dinge gibt es viele; man hat eine "gute" Funktion gefunden und wendet sie daher immer mehr an. Am Ende scheint sie unverzichtbar. Das ist aber kein Zeichen dafür, das z.B. nur Excel professionellen Aufgaben gewachsen ist. LibreOffice Calc kann z.B. auch Dinge, die Excel nicht beherrscht (habe gerade vor kurzem einem Excel-User über Calc beim Import von Daten helfen müssen). Ältere Excel-Versionen hatten auch weniger Funktionen und wurden professionell verwendet. Manche Dinge sind mit Open-Source-Software schwieriger, manche einfacher als mit geschlossenen Programmen. Wenn die Schwierigkeiten überwiegen, muss man halt überlegen, ob der Gewinn an Freiheit (und das gesparte Geld) den Einsatz von Open-Source-Produkten rechtfertigen.