Geschichte¶
Anfangs war Enlightenment nur ein einfacher Fenstermanager. Die erste benutzbare Version war 0.1, die Anfang 1997 erschien. Als Besonderheit zu anderen Oberflächen bot es tiefergehende Konfigurationsmöglichkeiten an.
Als eine der ersten Oberflächen führte Enlightenment deshalb Themes unter X11 ein. Heute erkennt man diese „Edje“-Dateien an der Endung „*.edj“. Das Standardtheme versucht dabei nah am ursprünglichen Design von Enlightenment zu sein, gleichzeitig aber auch mit neuen und modernen Effekten zu verbinden. Damit ist es ein Versuch, eine Balance aus beide Welten zu finden und gleichzeitig funktional zu bleiben.
Logischerweise gefällt dieser Standard nicht jedem, wobei es mit den Themes wieder einfach ist, das Aussehen anzupassen. Weiterhin hat man die Möglichkeit alle Einstellungen nach seinen Bedürfnissen zu perfektionieren.
Philosophien¶
Das Enlightenment Projekt hat ein paar Ziele für sich und deren Nutzer definiert. Diese sollen einmal kurz beleuchtet werden:
Wählen ist gut¶
Der Benutzer soll so viel Kontrolle wie möglich bekommen. Das mag für die Entwickler Arbeit bedeuten, bringt aber letztendlich nur Vorteile in der Anpassungsfähigkeit. Sicherheitsrelevante Einstellungen können notfalls so versteckt werden, das sie nicht sofort von jedem gefunden werden.
Theme-Wahl beim ersten Start von Bodhi-Linux |
Vanilla vs. Strawberry vs. Chocolate¶
Das Aussehen der Oberfläche ist etwas sehr individuelles. Bei einigen anderen gibt es eine voreingestellte Wahl, meistens auch „vanilla“ Version genannt. Oder man kann das Aussehen gar nicht verändern. Enlightenment hebt sich davon standardmäßig etwas ab, indem es „chocolate“ ist. Denn hier ist es einerseits möglich den Standard beizubehalten, zwischen bestehenden Themes zu wählen oder im anderen Extremfall sein eigenes Theme von Grund auf zu gestalten - die Entscheidung liegt bei einem selbst.
Effizienz ist wichtig¶
Einerseits soll Enlightenment so effizient und funktional wie möglich sein, aber gleichzeitig auch schön aussehen. Damit das gelingt, brauchte es einige weitere Bibliotheken, die diese Aufgaben übernehmen.
Beispielsweise sind die Themes (edje) oder Konfigurationsdateien (eet 🇬🇧) BLOBs. Trotzdem können Experten ihre Konfiguration in einem einfachen Editor anpassen – auch wenn sie dabei theoretisch alles schlimmer machen können. Dazu werden Werkzeuge angeboten, die die BLOBs in einfache Textdateien umwandeln und so editierbar machen. Für alle anderen gibt es eine GUI, worüber die meisten Funktionen ebenfalls erreichbar sind.
Daneben kann Enlightenment seine eigenen Fehler sammeln und ausgeben. E17 hinterlässt so ein Log-File unter ~/.e-crashdump.txt, sobald GDB installiert und Enlighment mit debug-Symbolen kompiliert wurde. Nach einem Absturz kann Enlightenment einfach im vorherigen Zustand neugestartet werden – ohne dass dabei irgendeine Arbeit im Nirvana verschwindet.
Nicht jeder fährt einen Sportwagen¶
Nicht jeder hat die beste und neueste Hardware oder man möchte einfach Enlightenment auf möglichst abgedrehter Hardware betreiben. Enlightenment soll deshalb auf möglichst vielen Geräten gut funktionieren respektive skalieren. Es soll also von einem einfachen Smartphone mit 200 MHz ARM-CPU und 32 Megabyte RAM bis hin zu einem Desktop-PC mit 6 Kernen, jeweils im Gigahertzbereich getaktet, mehr als 16 Gigabyte RAM und mehreren Monitoren laufen. Auf diesen Gedanken wird auch bei Entscheidungen starker Wert gelegt. Er kann darüber entscheiden, ob die Funktion eingebaut oder lieber noch bis zu einer anderen, besseren Umsetzung gewartet werden soll.
Zum Beispiel ist Compositing auch ganz ohne GPU-Beschleunigung schnell und benutzbar. Sobald allerdings eine GPU vorhanden ist, wird diese ebenso genutzt und ausgereizt.
Detailverliebtheit¶
E17-Desktop |
Enlightenment ist von sich aus so detailverliebt wie möglich und das äußert sich auch im Standardtheme. Wenn man stattdessen zum Beispiel eine minimale Oberfläche haben will, kann man Enlightenment so konfigurieren.
Mehr Bibliotheken- statt Fenstermanager-Entwickler¶
Der Schwerpunkt der Entwicklung bei Enlightenment lag in den letzten Jahren auf abstrakten Bibliotheken, um sie so einfacher in anderen Projekten weiterverwenden zu können. Das war auch der Grund wieso die Entwicklung an der Oberfläche so lange stillgestanden ist.
Portieren ist wichtig¶
Die meisten Enlightenment-Entwickler verwenden Linuxsysteme, aber es gibt auch Nutzer von MacOS X, Windows, BSD-Derivaten oder sogar einer PS3. Die Portierung verursacht häufig mehr Arbeit und teilweise konzentriert man sich der Einfachheithalber auf Linux. Trotzdem ist man stets offen, sobald jemand Support für „sein OS“ hinzufügen möchte.
Sinn für Humor¶
Man kann die Enlightenment-Entwickler nicht immer ernst nehmen und das begründet auf der einfachen Tatsache, dass sie einfach Humor haben.
Die Welt spricht nicht nur Englisch¶
Die Nutzer sollen nicht auf Englisch als Bediensprache beschränkt werden. Deshalb versucht man die Texte in möglichst viele Sprachen zu übersetzen. Andere technische Probleme sind bereits beseitigt: UTF-8 oder die Schreibrichtung von rechts nach links werden unterstützt.
Offenheit ist das Beste¶
Enlightenment und seine Bibliotheken sind Open-Source-Software. Die Lizenzierung ist dabei nicht einheitlch (BSD 2, LGPL oder GPL), unter anderem weil der Begründer der Biblothek diese Lizenz wählte oder alternativ weil das eine zugrunde liegende Abhängigkeit fordert.
Es ist der beste Weg zur Verbreitung von Wissen, um Reaktionen zurück zu bekommen und eine Community aufzubauen. Dadurch verbreitet sich Enlightenment auf mehr Geräten und Betriebssystemen. Es ermöglicht zudem Entwicklern wirklich zu wissen was bei dem Projekt passiert. Und deshalb ist auch die Kommunikation zwischen den Entwicklern offengelegt.
Gliederung des E17-Desktops |
Shell¶
Mit „Enlightenment“ kann man einerseits die Shell oder aber auch andererseits die Enlightenment Foundation Libraries (EFL) bezeichnen.
E17 ist ein traditioneller UNIX/X11 Desktop, jedoch mit einigen Neuerungen und Modernisierungen sowie anderem Core Design.
Aussehen¶
Auf dem Desktop sind einige Icons platziert, über die man mit einem Doppelklick Programme starten kann – wie von anderen Arbeitsumgebungen bekannt. Wenn man dort keine Icons haben will, kann man sie über die Einstellungen deaktivieren. Über einen einfachen Rechtsklick auf den Desktop erscheint das Hauptmenü von Enlightenment, über das man auf fast alle Funktionen zugreifen kann.
Am unteren Rand des Bildschirms sieht man das „Shelf“. Dort werden einige Gadgets gesammelt, so zum Beispiel ein Startgadget, über das man ebenfalls das Hauptmenü öffnen kann. Ein Pager gibt einen Überblick über alle virtuellen Desktops und bietet zudem die Möglichkeit, auf Mausklick zwischen ihnen zu wechseln oder Programmfenster zu verschieben. IBox enthält alle minimierten Fenster. Gleich danach ist IBar als Starter für häufig verwendete Programme gedacht.
Daneben gibt es weitere Gadgets zu Systeminformationen wie Temperatur, CPU-Frequenz, einer Uhr, Audiomixer oder Netzwerkverbindungen. Außerdem zeigt ein Task-Gadget alle aktuellen Programme an, ähnlich einer Taskleiste.
Schaut man durch die einzelnen Untermenüs findet man zahlreiche Optionen zum System oder Desktop sowie weitere Programme. Hier ist also die Möglichkeit für eine ausgiebige Erkundungstour gegeben.
Übersicht der EFLs |
Enlightenment Foundation Libraries (kurz: EFL)¶
Die Enlightenment Foundation Libraries stellen die grundlegenden Funktionen für die Shell bereit. Diese können bzw. sollen aber auch in anderen Projekten verwendet werden.
Momentan gibt es deshalb für folgenden Programmiersprachen Anbindungen an die EFLs:
Unterstütze Systeme¶
Die meisten Enlightenment-Entwickler arbeiten unter Linux. Daneben sind BSD-Derivate, Solaris und im Allgemeinen UNIX-ähnliche Betriebssystemen kompatibel.
MacOS X wird dank X11-Support ebenso unterstützt. Unter Windows (XP, Vist, 7, CE) sind zumindest die sogenannten „core libraries“ lauffähig.
Terminology¶
Logo von Terminology |
Terminology 🇬🇧 ist ein einfacher, kleiner Terminal-Emulator mit mehr oder weniger nötigen Funktionen.
Er wurde im Juni 2012 im Rahmen der Enlightenment Foundation gestartet. Dabei soll dieses Programm vor allem demonstrieren, was man mit den EFLs und wie schnell erreichen kann. Wobei bei den Entwicklern kein Vorwissen zu diesem Thema vorhanden war, gab es nach knapp einem Monat Entwicklungszeit eine erste funktionsfähige Version.
Eine Auflistung wichtiger bzw. erwähnenswerter Funktionen:
Erkennung von Pfaden und URLs. Sie sind anklickbar und öffnen dann im voreingestellten Programm.
im Linux-Framebuffer lauffähig
scrollt zehnmal schneller als das GNOME-Terminal und ist damit ungefähr genauso schnell wie URXVT
weniger Speicherverbrauch als die „Großen“
Ausprobieren¶
Am einfachsten wird man E17 wohl mit dem Ubuntu-Derivat Bodhi Linux testen können. Weitere Informationen kann man dem Ikhaya-Artikel zu Bodhi Linux aus dem August entnehmen. Natürlich gibt es das Paket e17 auch bei Ubuntu, so dass man sich selbiges nur installieren braucht.
Quelle: Website des Enlighenment-Projekts 🇬🇧