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Kubuntu-Treffen auf der Akademy 2013

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Auf der Akademy, die dieses Jahr in Bilbao stattfindet, gibt es nach der Konferenz am Wochenende die sogenannten Birds of a Feather (BoF)-Treffen. Dort wird für eine Woche über alle KDE-relevanten Themen geredet. Am Montag, den 15. Juli 2013, trafen sich deshalb auch Kubuntu-Entwickler, Nutzer und andere Interessierte.

Das Treffen wurde von Jonathan Riddell 🇬🇧, dem de facto Kubuntu-Maintainer, geleitet. Neben weiteren Mitgliedern des Kubuntu-Teams waren auch verschiedene Upstream-Entwickler, darunter auch der hier bekannte KWin Maintainer Martin Gräßlin oder David Edmundson von KDE Telepathy, sowie viele Benutzer anwesend. Darunter waren auch zwei Mitglieder des LiMux-Teams aus München. Weitere Leute, die leider nicht vor Ort sein konnten, wurden per IRC und Mumble eingebunden.

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Das „Birds of a Feather“-Treffen

Themen

Es wurden viele verschiedene Themen angesprochen. Kleinere waren das Testen der Installationsprozedur, ein Review der offenen Bugs sowie die Integration von Muon in Kubuntu, insbesondere die Integration von Muon Discover. Daneben gab es auch noch größere Diskussionen, die im Folgenden vorgestellt werden.

Dokumentation

Nach mehreren Jahren, in denen aufgrund keiner oder nur geringer Aktivität bei diesem Thema nicht viel passiert ist, haben sich inzwischen mehrere Leute gefunden, die die Dokumentation komplett neu schreiben. Dabei wird insbesondere auf die Kubuntu-spezifischen Eigenschaften eingegangen. Für die Bedienung der Programme oder der Desktopumgebung wird auf die bereits sehr gute KDE Userbase 🇬🇧 verwiesen.

Erstellen der Pakete

Die Kubuntu-KDE-Pakete unterscheiden sich teilweise von den Upstream-KDE-Paketen von Debian. Das liegt daran, dass Kubuntu deutlich schneller paketiert als Debian, da diese aufgrund ihres gemächlicheren Release-Zyklus keine große Eile haben. Deshalb unterscheiden sich die KDE-4.11-Pakete trotz der Synchronisation bei KDE 4.10, durch die bei beiden fast die gleichen Pakete existieren, wieder deutlich. Die Synchronisation mit Debian gestaltet sich aus Kubuntu-Sicht zudem schwierig, da Debian sehr hohe Anforderungen an die Quelldateien für die Pakete stellt, die bei den Kubuntu-Paketen nicht immer gegeben ist. Es wurde überlegt dieses Thema auf der Debconf 🇬🇧 anzusprechen. Hier herrschte aber noch Uneinigkeit, da Versuche in vorherigen Jahren leider wenig erfolgreich waren.

LiMux

Die beiden Vertreter des LiMux-Projekts stellten dieses erst kurz vor. Aktuell wird Kubuntu 10.04 mit vielen eigenen Anpassungen verwendet, die Desktopumgebung ist noch Trinity 🇬🇧, welches auf KDE 3 basiert. Die knapp 15.000 Rechner werden aber im Laufe der Zeit auf Kubuntu 12.04 mit KDE 4.11 migriert, da dieses aufgrund des längeren Supports des Plasma-Workspace-Pakets sehr gut dafür geeignet ist. Aufgrund der internen Anpassungen und der ausgiebigen Qualitätssicherung wird es erst in einem halben Jahr bereitgestellt werden. Bis alle Rechner umgestellt sind, wird vermutlich ein Jahr vergehen.

Im Hinblick auf die Akzeptanz des Systems bei den Benutzern konnten sie noch sagen, dass es ihren Benutzern egal ist, welches Betriebssystem sie verwenden. Wichtig ist nur, dass die nötigen Programme starten.

Im Anschluss wurde diskutiert, wie Kubuntu LiMux dabei unterstützen kann. Martin Gräßlin merkte an, dass es eventuell Probleme mit KWin, dem Fenstermanager von KDE, geben könnte, da die verwendeten Versionen des Kernels und Grafik-Stacks nicht neu genug sind. Dies wurde dadurch gelöst, dass die KDE-4.11-Pakete Backports von neueren Versionen zwingend voraussetzen.

Analyse und Auswirkungen der Mir/KWin-Situation

Nach den ausgiebigen Diskussionen über Mir und KDE wurde festgestellt, dass einige Kommentare auf beiden Seiten vermutlich zu hart waren. Martin Gräßlin wollte aber klar gestellt haben, dass er falsche Aussagen definitiv weiter richtig stellen wird. Wenn dies nicht gewünscht ist, sollen sich die Verantwortlichen vorher bei den zuständigen Upstream-Entwicklern von der Richtigkeit überzeugen oder die Kommentare gleich sein lassen.

Natürlich blieb auch die Frage nach Wayland nicht unbeantwortet. Martin Gräßlin zeigte eine kurze Demo und stellt in Aussicht, dass KWin ab Kubuntu 14.10 auf Wayland laufen könnte, sofern KDE Frameworks 5 zu diesem Zeitpunkt schon veröffentlicht ist. Ob dies dann sinnvoll ist, müsste dann noch einmal diskutiert werden.

Verkürzter Release-Zyklus bei KDE

Im Vorfeld der Akademy wurde auf der KDE-Mailingliste 🇬🇧 die Möglichkeit einer Verkürzung des Release-Zyklus auf drei Monate und auch eine damit einhergehende Straffung des Prozesses diskutiert. Dieses wurde am Mittwoch in einem weiteren BoF-Treffen weiter diskutiert, die Ergebnisse werden in einem allgemeinen Akademy-Artikel in Ikhaya zusammengefasst.

Im Vorgriff auf diese Diskussion wurde die Kubuntu-Position geklärt. Es wurde schnell klar, dass ein dreimonatiger Release-Zyklus für Kubuntu unwichtig ist, da Releases sowieso nur alle sechs Monate stattfinden. Es wurden aber keine Gegenstimmen laut, die dies dann verhindern wollten, solange sichergestellt ist, dass auch weiterhin genügend Bugfix-Releases (mindestens 5) zur Stabilisierung veröffentlicht werden. Martin Gräßlin merkte weiterhin an, dass mit einem entsprechend neu organisierten Release-Prozess Backports der Fehlerbehebungen einfacher werden sollten. Es muss aber klar gemacht werden, dass Bugfix-Releases herausgegeben werden, da Entwickler sonst Fehlerbehebungen nicht rückportieren. Dies ist aber nur ein kleines Problem, da die meisten Leute die Bugfix-Releases nicht nutzen oder direkt zur nächsten Hauptversion wechseln.

Neuorganisation der Kubuntu-PPAs

Die aktuellen Kubuntu-PPAs mit den Kanälen Updates, Backports und Betas ist sehr gut. Allerdings ist ein einziges Staging-PPA zu wenig, da man nur an einem Release gleichzeitig arbeiten kann. Deshalb wird es für jeden Kanal ein eigenes Proposed-PPA geben in dem nur die jeweils neueste Version für diesen Kanal gebaut werden kann.

Fazit

Kubuntu ist definitiv gut aufgestellt. Es gibt viele aktive Entwickler und Benutzer, die mithelfen. Auch durch die Einstellung von zwei der Paketbetreuer bei BlueSystems 🇬🇧 ist Kubuntu sehr selbstständig und fähig, eigene Entscheidungen auch gegen die Präferenz der Mutter-Distribution Ubuntu zu fällen, wenn dies für Kubuntu besser ist. Die Großinstallation in München durch das LiMux-Projekt zeigt zudem, dass es problemlos möglich ist auch Firmennetze oder Netze in der öffentlichen Hand mit Linux und KDE auszustatten. Zudem ist Kubuntu festes Mitglied der KDE-Gemeinschaft, was die Kommunikation mit Upstream erleichtert. Dies war nicht immer so. Von daher kann man sehr entspannt und zuversichtlich in die Zukunft schauen.


Vielen Dank an Hefezweiz3n für den eingereichten Artikel!

Veröffentlicht von svij | 21. Juli 2013 17:15 | Kategorie: Rund um Ubuntu | # Fehler im Artikel melden

Tids

Avatar von Tids
1 21. Juli 2013 17:40

dass KWin ab Kubuntu 14.10 auf Wayland

Nur keine Eile. Da sind bis zur nächsten LTS wieder fast 2 Jahre Zeit. Es freut mich zu hören (lesen) (:

Die knapp 15.000 Rechner werden aber im Laufe der Zeit auf Kubuntu 12.04 mit KDE 4.11 migriert, da dieses aufgrund des längeren Supports des Plasma-Workspace-Pakets sehr gut dafür geeignet ist.

Kann ich absolut nicht verstehen. Wäre es hier nicht besser auf die 14.04 LTS zu warten? Da hätte man dann doch einen besseren aktuelleren Unterbau und Plasma wäre auch auf diesem "LTS" Stand. Warum also 12.04?

Ich lese hier gern so etwas. Vor allem deutsch gefällt mir *gg* Danke!

putzerstammer

Avatar von putzerstammer
2 21. Juli 2013 19:54

ich kann mich nur wiederholen Kde ist für mich das beste 😛 ich habe mich immer noch nicht daran Satt gesehen Danke für den Bericht

mgraesslin

Avatar von mgraesslin
3 21. Juli 2013 20:44

@1: ich hatte das so verstanden, dass das Testen des Grundsystems zu lange dauert und sie deshalb auf 12.04 bleiben wollen - hat ja auch noch 3 Jahre Support wenn die Migration abgeschlossen ist.

Linuxkumpel

4 21. Juli 2013 22:18

LiMux verfolge ich aufmerksam und verstehe, eine Verwaltung benötigt ein sehr stabiles und einfach zu handhabendes System.

Wichtig ist nur, dass die nötigen Programme starten.

Kann ich nur bestätigen, selbst Verwaltungsfuzzi. 😉 15.000 Rechner sind ja nunmal keine Kleinigkeit. Schließlich müssen ja alle Anwendungen wieder fehlerfrei laufen. Interessant ist für mich, dass 2 Vertreter des LiMux-Projektes anwesend waren. Das zeigt die Ernsthaftigkeit des Projektes.

Die Mir/Kwin-Situation und Diskussion um Wayland verfolge ich ehrlich gesagt etwas gelassen. Kommt Zeit, kommt Rat. Diesbezüglich Zustimmung zur Aussage von Martin Gräßlin,

dass er falsche Aussagen definitiv weiter richtig stellen wird. Wenn dies nicht gewünscht ist, sollen sich die Verantwortlichen vorher bei den zuständigen Upstream-Entwicklern von der Richtigkeit überzeugen oder die Kommentare gleich sein lassen.

kaputtnik

5 22. Juli 2013 11:52

Endlich mal ein KDE/Kubuntu Thema in Ikhaya. Und gut geschrieben noch dazu 👍

Vielen Dank, Hefezweiz3n, bitte mehr davon ☺

Hefeweiz3n

Moderator, Webteam

Avatar von Hefeweiz3n
6 22. Juli 2013 18:52

@5: Bin schon am Gesamtartikel dran, da ich das hier aber nicht soo oft mache dauert es bei mir halt auch etwas länger (Außerdem bin ich jetzt gerade erst aus Bilbao zurück 😉.

Nachtrag: Und Dank ans Ikhayateam fürs Nachbohren und auf Fehler und Inkonsistenzen aufmerksam machen 😉.