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[Kwami] Neun Jahre Ubuntu – Gedanken zur Community

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Torsten Franz behandelt anlässig des neunten Geburtstages von Ubuntu in diesem Artikel die Community von Ubuntu. Es soll sowohl ein Rückblick, eine Ist-Zustandsbewertung als auch ein Blick nach vorne sein.

Hinweis:

Dieser Artikel gehört der Kategorie Kwami an. Er spiegelt damit allein die Meinung des Autors und nicht zwingend die des ubuntuusers.de-Teams wider.

Am Anfang war das Wort Ubuntu. Es wurde schon schnell – nach wenigen Monaten – zu einer der beliebtesten Linux-Desktopversionen. Doch Ubuntu bedeutet mehr als ein Betriebssystem. Es ist auch eine Idee.

Zu Beginn kamen viele Menschen zu Ubuntu und versuchten sich in der Ubuntu-Gemeinschaft einzubringen. Neun Jahre ist eine lange Zeit. Es ist logisch, dass nicht mehr alle, die am Anfang dabei waren, sich heute noch in die Gemeinschaft einbringen.

Doch haben sich nicht auch die Nutzergruppen geändert? Ist es nicht anders, heute zur Community zu gehören als noch vor fünf oder neun Jahren? Haben inhaltliche Entscheidungen von Canonical am Produkt Ubuntu zu Spaltungen in der Community geführt? Haben nicht sehr viele ihre Verantwortung abgelegt und sich zuvor nicht um einen entsprechenden Nachwuchs gekümmert?

Viele Fragen und die Absicht einige davon auseinander zu nehmen und zu durchleuchten. Subjektive Antworten und Ratschläge werden nicht ausbleiben.

Dieser Artikel soll eine Betrachtung der Ubuntu-Gemeinschaft in erster Linie im deutschsprachigen Raum geben. Die internationale Community wird nur am Rande betrachtet.

Die Ubuntu-Gemeinschaft

Die deutschsprachige Ubuntu-Gemeinschaft hat sich verändert. In den ersten Jahren von Ubuntu hat sich die Gemeinschaft eher auf die Grundwerte von Ubuntu (Menschlichkeit, siehe Ubuntu-Philosophie) besonnen. Es stand das Helfen und das Ausprobieren im Vordergrund. Die Idee war neu und somit konnten viele Menschen dazu bewegt werden, diesen neuen Weg mit einzuschlagen.

Der Desktopweg (der Linuxdesktop) war mittlerweile technisch so ausgereift, dass man kein Nerd mehr sein musste, um Ubuntu auf den Rechner installieren und ausprobieren zu können. Normalanwender hatten aber dennoch häufig Probleme, es allein zu installieren und nahmen somit an Installationspartys teil. Es gehörte aber einiges an Mut dazu, es auszuprobieren.

Doch es gab nicht nur Installationspartys! Es kamen Menschen in Anwendertreffen zusammen, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Es wurden eigene Projekte gegründet, die sich mit Ubuntu beschäftigten: IRC-Channels, Foren, Mailinglisten, Linux4Afrika, Communtu, ubuntu-jabber.de usw. Dies war eine Aufbruchstimmung, die ein paar Jahre anhielt.

Irgendwann ist aber jede Aufbruchstimmung vorbei. Man merkt, dass man mit dem Ansatz nicht alle Ziele erreichen kann. Man merkt, dass man sich eventuell zu viel zugemutet hat und sich mit Ubuntu überladen hat. Man reagiert kritischer auf Entscheidungen, weil diese Entscheidungen etwas kaputtmachen könnten, woran man selbst Jahre gearbeitet hat. Man merkt, dass einige Ideen aus der Anfangszeit nie bedient werden können und man sich umsonst einer Vorstellung hingab.

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Desktop von Natty Narwhal

Die Beteiligten ändern sich. Ubuntu wird für den Massenmarkt einsetzbar und viele neue Mitglieder in der Gemeinschaft vertreten gar nicht die eigentlichen Werte von Ubuntu. Viele Anwender benötigen kaum noch Hilfe. Sie melden sich nicht mehr auf Mailinglisten oder in einem Forum an und kommen auch nicht mehr auf Messeständen vorbei. Die Szene wird undurchschaubarer. Die Community verändert sich.

Ich werde im Folgenden anhand des Code of Conduct Bedeutungen der einzelnen Punkte für die Ubuntu-Gemeinschaft, die Probleme, die sich im Laufe der Zeit ergeben haben und Lösungsansätze, wie diese Werte praktiziert werden können, geben. Einerseits versuche ich dadurch die Vergangenheit und Gegenwart einzufangen sowie Ideen für eine weitere Entwicklung der Ubuntu-Gemeinschaft zu geben. Leider werden manche Gedanken nur einfach im Raum stehen bleiben, ohne das ich eine Lösung skizzieren werde.

Rücksichtsvoll sein

Bedeutung und Beispiele

Sei rücksichtsvoll, da andere von der eigenen Arbeit abhängen.

Wenn ich einen Artikel im Wiki ändere, wird ein späterer Leser meine Änderungen ausprobieren und dann feststellen, wie sinnvoll meine Änderungen waren.

Damit jemand sich die Mühe macht auf eine meiner Fragen im Forum zu antworten, kann ich so rücksichtsvoll sein, dass ich versuche alle nötigen Informationen zusammenzutragen.

Probleme im Laufe der Zeit

Je breiter die Interessengruppen in Ubuntu auseinander liegen, desto schwieriger ist es für den Einzelnen rücksichtsvoll zu sein. Je länger man sich in dem Umfeld von Ubuntu bewegt, desto eher lässt auch mal der Atem nach, dass man auf jeden immer Rücksicht durch sein eigenes Verhalten nimmt. Wenn ich die Interessen einer Person gar nicht kenne, wie soll ich Rücksicht auf diese nicht bekannten Interessen nehmen? Ich glaube, dass wir im Laufe der Zeit etwas verlernt haben, stets Rücksicht zu nehmen, weil wir eventuell nicht mehr den Menschen auf der anderen Seite wahrnehmen und wir uns manchmal zu fern sind.

Lösungsansatz

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Quantal Quetzal (Vlad Gerasimov)

Es ist nicht leicht, immer und überall rücksichtsvoll mit Menschen umzugehen. Ich meine jetzt nicht ein beabsichtigtes rücksichtsloses Verhalten, sondern vielmehr etwas, was man nicht bedacht hat. Rücksicht kann man nur nehmen, wenn man die Intentionen des Gegenüber versteht. Um diese Regel einzuhalten, ist es zwangsläufig notwendig erst einmal immer die positiven Absichten hinter dem Handeln von Menschen zu sehen: Warum sollte der andere es schlecht meinen?

Kann ich erst mal, so lange ich keine eindeutigen Beweise oder Indizien habe, davon ausgehen, dass dieser seine Aktionen nicht zu Ungunsten eines anderen ausführt? Rücksichtsvoll bedeutet, dass man sich meldet, wenn man meint, dass jemand die entsprechende Rücksicht nicht erbracht hat. Aber nicht klagend, wie man häufig sieht, sondern erklärend, um bei den anderen Verständnis zu bekommen und auch um von den anderen aufgeklärt werden zu können.

Respektvoll sein

Bedeutung und Beispiele

Beleidigungen und persönliche Angriffe sollte es in der Ubuntu-Gemeinschaft nicht geben. Diese widersprechen dem Ubuntu-Gedanken (siehe Ubuntu-Philosophie), wie ihn beispielsweise Nelson Mandela überliefert hat.

Wenn ich einen lockeren Spruch bringe, kann es sein, dass sich jemand davon beleidigt fühlt.

Ebenso kann es auch sein, dass ich denke, dass mich jemand beleidigt, wobei seine Formulierung eigentlich ganz anders gemeint war.

Probleme im Laufe der Zeit

Es ist eine besondere Fähigkeit, alle geschriebenen Worte so zu deuten, wie sie der Schreibende gemeint hat. Dies gelingt nicht immer. Wer sich an diesen Grundsatz des Respekts gegenüber anderen Personen nicht hält, wird im Laufe der Jahre härter im Nehmen oder fühlt sich bei kleinsten Bemerkungen angegriffen.

Der öffentliche Raum und die Pseudo-Anonymität des Internets legen häufig die Hemmschwelle solcher Vergehen des respektvollen Umgangs niedriger als einem lieb ist. Dies wird noch mehr verstärkt, wenn man sich nicht persönlich kennt. Hier hatte der Erfolg des Betriebssystems Ubuntu sicherlich der Gemeinschaft nicht geholfen.

Lösungsansatz

Ich versuche immer besonders höflich zu sein. Auch wenn ich eine ganz andere Meinung zu einem Thema habe, behandle ich diese Person mit Respekt. Ich beleidige sie nicht!

Anderseits denke ich auch, dass der Mensch mir gegenüber keine bösen Absichten hat. Oder um mit den Worten von Christian Semler zu sprechen: „Freundlichkeit ist eine Haltung, sie ist lernbar. Freundlichkeit ist zuverlässiger als Liebe.“

Die Verantwortung für das übernehmen, was wir sagen und tun

Bedeutung und Beispiele

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Precise Pangolin (Vlad Gerasimov)

Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann sollte ich dankbar gegenüber demjenigen sein, der mir den Fehler aufzeigt. Ich sollte den Fehler zugeben und – wenn es die Möglichkeit gibt – diesen korrigieren.

Im Bereich der Software-Entwicklung gibt es aufgrund seiner Komplexität immer Fehler (Bugs). Manchmal liegt man mit einem ganzen Konzept daneben. Wenn man dies erkennt, sollte man es beheben oder entsprechenden Stelle melden, die es beheben können.

Auch im Forum kann man mal die falsche Antwort geben. Hier sollte man nicht leicht drüber hinweg gehen, sondern dies richtigstellen, wenn man seinen Fehler erkannt hat.

Probleme im Laufe der Zeit

Meiner Meinung nach haben sich die Begriffe „Idee“ und „Meinung“ zu sehr mit den Begriff des Fehlers vermischt. Menschen halten heute einiges als eine Idee oder eine Meinung, auch wenn Tatsachen darauf hindeuten, dass es sich um einen Fehler handelt. Andere Menschen schließen aus einem Fehler auf ein ganzes Produkt oder auf einen ganzen Menschen. Hier muss man manchmal einiges aushalten. Mir kommt es so vor, als wenn es in den Anfängen von Ubuntu sehr viel anerkannter war, auch mal Fehler zu machen.

Lösungsansatz

Fehler sind gut und es ist gut, dass wir welche machen. Aus Fehlern kann man wichtige Schlüsse ziehen. Es sollte sich die Zeit genommen werden, über Fehler nachzudenken und nicht in unserer schnelllebigen Zeit einfach weiter zu rennen. Stehen bleiben und über das Vergangene nachzudenken rechnet sich meist, wenn man gegenüber sich selbst nicht so milde ist, wie gegenüber anderen.

Kooperativ handeln

Bedeutung

Ein kooperatives Handeln ermöglicht ein besseres Produkt, Reduktion der doppelten Arbeit und es wird versucht andere Personen so früh wie nötig mit einzubeziehen.

Probleme im Laufe der Zeit

Gruppen bleiben nicht immer beständig und es hängt häufig von einzelnen Personen ab, wo eine Zusammenarbeit zwischen Gruppen funktionieren. Dies zählt aber nicht nur für Gruppen, sondern auch für die einzelnen Personen. Hier hat im Laufe der Jahre auch eine Veränderung stattgefunden. Es haben sich Gruppen zersplittert und unabhängig voneinander ihre eigene Arbeit fortgesetzt. Dies ist dann unproduktiv, wenn sich die Ziele der Gruppen nicht voneinander unterscheiden. Ein sinnvoller Fork ist es nur, wenn unterschiedliche Ziele damit verfolgt werden.

Entscheidungsfreudigkeit, Klarheit und Einigkeit wertschätzen

Bedeutung

Meinungsverschiedenheiten müssen offen ausgesprochen und auf konstruktive Weise gelöst werden.

Probleme im Laufe der Zeit

Zu Beginn von Ubuntu gab es noch nicht ganz so viele Richtungen und somit auch nicht ganz so viele Dinge, worüber gestritten werden konnte. Der Erfolg zeigte dann auch erst einmal auf, dass es in die „richtige“ Richtung ging.

Doch wo Menschen aufeinander treffen, entstehen früher oder später Auseinandersetzungen. Diese können von persönlichen Ambitionen hervorgerufen werden oder auch ein objektiver Streitpunkt sein. In der Regel scheint es mir bei fast jeden Streit immer ein Mix aus beiden Dingen zu sein.

In der deutschsprachigen Community gab es in den Jahren mehrere dieser Auseinandersetzungen. Es wurde in der Regel immer versucht zwischen den streitenden Parteien zu klären und vergessen ein Gremium dazu zu befragen, welches schlichtend hätte eingreifen können. Dies hat zum Teil zu einer Zersplitterung der Community geführt oder dazu, dass Menschen sich aus der Community zurückgezogen haben.

Lösungsansatz

Die Vermittlung zwischen streitenden Menschen ist eine schwierige Aufgabe. Es ist immer wichtig, dass man schon vor dem Streit schlichtende Gremien vorweisen kann. In verschiedenen Projekten wird dies mit Moderatoren gemacht. Auf der obersten Ebene der Communityarbeit ist es das Community Council.

Leider haben diese Gremien nicht immer in Streitfragen geholfen, weil sie zum größten Teil zu spät einbezogen werden. Ob Streitereien in Zukunft besser gelöst werden, hängt meiner Meinung nicht nur von den Menschen ab, sondern auch von den Zeitpunkt, wann Hilfe mit ins Boot geholt wird. Je eher, desto besser.

Um Hilfe bitten, wenn wir unsicher sind

Bedeutung

Fragen, wenn wir nicht mehr weiter wissen. Hilfe kann bei erfahrenen Menschen gesucht werden. Außerdem: Niemand ist perfekt.

Probleme im Laufe der Zeit

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Raring Ringtail

Am Anfang von Ubuntu waren die Positionen in der Community nicht gleich geklärt. Hier konnten alle offensichtlich voneinander lernen und es wurde auch schneller mal eine Frage gestellt. Im Laufe der Zeit gab es immer mehr Belege, dass auch mal Fragen als blöd betitelt wurden. Dadurch kann eine Verunsicherung bei den Fragenden auftauchen, die dazu führt, dass weniger bei Unsicherheit um Hilfe gebeten wird.

Mir ist sogar schon zu Ohren gekommen, dass erfahrende Communitymitglieder Neuen auf die Frage, was sie für Dinge in der Community machen könnten, gesagt haben, dass sie sicherlich von alleine etwas finden können.

In der letzten Zeit hat sich meiner Meinung nach dieses Verhalten etwas gebessert. Es scheint wieder besser möglich zu sein, Fragen zu stellen und dann auch Antworten zu bekommen, so dass man sicherer über den Fluss kommt.

Verantwortungsvoll zurücktreten

Bedeutung

Wenn jemand aus seinem Amt ausscheidet, hat er nicht einen Scherbenhaufen zu hinterlassen, sondern seinen Nachfolgern dabei zu helfen, den Posten neu zu bekleiden.

Probleme im Laufe der Zeit

Es kommt immer wieder vor, dass Menschen einen Posten aufgeben. Am Anfang gab es dieses Problem noch nicht so, weil Menschen meistens dazu neigen erst mal mit etwas weiter zu machen, was sie erst gerade angefangen haben. Manchmal merken die Menschen zum richtigen Zeitpunkt, dass ein Zurücktreten sinnvoll ist. Manchmal wird es verschleppt und dann fängt der Ärger meist erst an. Diese Probleme sind nicht Ubuntu-spezifisch, sondern lassen sich in allen Lebensbereichen finden. Es ist meist kein institutionelles Problem, sondern meist ein sehr persönliches.

Lösungsansatz

Sollte man gehen, wenn es am schönsten ist? Dieses Motto sollte man sicherlich nicht beherzigen, da sonst die besten Zeiten nicht maximal ausgenutzt werden. Doch man sollte auch nicht gehen, wenn man eigentlich schon vorher gekündigt hat. Ein gesundes Mittelmaß zu finden, ist sicherlich eine hohe Kunst. Doch das Gehen an sich ist eigentlich immer eine sehr private Angelegenheit, mit der man andere nicht belasten sollte.

Führung, Autorität und Verantwortung

Bedeutung

Jeder der über die Fähigkeiten verfügt und den nötigen Einsatz erkennen lässt, kann Führung und Verantwortung in der Ubuntu-Community übernehmen.

Probleme im Laufe der Zeit

Es gibt sehr unterschiedliche Führungspersönlichkeiten. Es gibt welche, die andere mitziehen. Es gibt welche, die eher die Aufgaben verteilen. Es gibt welche, die die meiste Arbeit an sich reißen. Da sind wir Menschen ganz unterschiedlich.

Führungsprobleme gab es in der Community schon einige. Nicht nur in der deutschsprachigen Community, sondern auch im internationalen Ubuntu-Umfeld. Deshalb wurden Führungsgrundsätze in den Code of Conduct mit aufgenommen und versuchen eine Richtung aufzuzeigen.

Lösungsansatz

Mit der Aufnahme der Führungsgrundsätze und der Verantwortung in den Verhaltensgrundsätzen wurde ein wichtiger Schritt getan. Ein weiterer wäre, dass dieses Vorleben der Grundwerte dazu führt, dass mehr Menschen gewillt sind, diese Verantwortung anzutreten und somit einen Beitrag zu der gesamten Community beitragen. Die Schutzzone, in der diese Personen ihre Aufgaben wahrnehmen können, scheint mir manchmal nicht fest genug zu sein, so dass vor Verantwortung zurückgeschreckt wird.

Schlussbemerkungen

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Saucy Salamander

Was hat das bisher Geschriebene mit neun Jahren Ubuntu zu tun? Mit dem Betriebssystem sicherlich ein wenig und mit der philosophischen Haltung recht viel.

Die Verhaltensgrundsätze haben sich im Laufe der Jahre etwas gewandelt. Sie mussten sich von einem entstehenden Projekt an die neuen Herausforderungen anpassen. Ubuntu ist mittlerweile ein so einzigartiges Projekt geworden, dass eine Übertragung von Konzepten von anderen Projekten nicht so einfach möglich sind.

Haben bestimmte Entscheidungen von Canonical diese Community erschüttert? Ich glaube: letztendlich nicht sehr stark. Es ist viel mehr der Weg, wie diese Entscheidungen gefällt wurden, warum sich einige Mitglieder aus der Community zurückgezogen haben. Häufig liegt es aber auch an sehr privaten Gründen.

Ubuntu hat eine ganz eigene Zielgruppe, die es zu erkennen gilt. Die Zielgruppe ist nicht eine konsumierende Masse, sondern Menschen, die neben dem Gefühl ein gutes Betriebssystem haben zu wollen, auch ein menschliches Bedürfnis in dieser Gemeinschaft nach Selbstverwirklichung und Kooperation haben.

Es ist natürlich klar, dass nicht jeder Ubuntu-Anwender zu dieser Art von Mensch gehört, aber Ubuntu kann nur erfolgreich sein, wenn es die menschlichen Bedürfnisse in seiner Community berücksichtigt und sich entfalten kann.

Die menschlichen Werte dieser Community macht Ubuntu zu etwas Besonderen, das etwas Neues geschaffen hat. Ich wünsche Ubuntu und uns, dass wir dies bewahren und es weiterentwickeln werden.

Es bleibt mir abschließend nur noch zu sagen: Herzlichen Glückwunsch, Ubuntu. Herzlichen Glückwunsch, Community.

Über den Autor

Torsten Franz, in diesem Portal als toddy bekannt, ist einer der LoCo-Ansprechpartner der deutschen Community und Ubuntu Member. Nachdem er zwei Jahre bei ubuntuusers.de in der Projektleitung tätig war, ist er zum Chefredakteur vom Ikhaya gewählt worden. Auf Linuxveranstaltungen steht er häufig hinter dem Ubuntu-Stand und/oder hält einen Vortrag zu einem Ubuntu-Thema. In den vergangenen Jahren hat er die Ubucon mitorganisiert.

Veröffentlicht von toddy | 20. Oktober 2013 13:15 | Kategorie: Kwami | # Fehler im Artikel melden

zzippy

1 20. Oktober 2013 13:58

Ubuntu community ...was soll das sein?

Behaupte mal, die meisten hier würden diese Frage beantworten mit: ubuntuusers.de, unsere Forencommunity. Leider ist diese Community nicht Thema dieses Artikels, denn den Status Quo von ubuntuusers.de mal anhand von Toddys Thesen zu hinterfragen könnte mehr als interessant werden.

Aber vielleicht gibts ja mal den Artikel "Quo vadis, ubuntuusers.de" ..

toddy

Ikhayateam

Avatar von toddy
2 20. Oktober 2013 14:04

@1: Jo, hier geht es um die Community von Ubuntu, wo ubuntuusers.de natürlich auch ein Teil von ist. Eine persönliche Betrachtung zu ubuntuusers.de gibt es in dem Artikel von Keba.

Ubuntu Community bedeutet für mich: jede/r der/die sich mit Ubuntu auseinandersetzt.

Ein Artikel zu "Quo vadis, ubuntuusers.de" würde ich auch ganz gut finden. Hier würde es sicherlich auch viele Ansichten geben. Wir sind hier ja auch überhaupt nicht frei von Problemen – eben wie in der gesamten Ubuntu Community.

lootsy

3 20. Oktober 2013 14:15

Ich bin auch einer der vielen stillen Leser von uu/Nutzer von Ubuntu. Diese Stille möchte ich jetzt kurz durch diesen Kommentar "durchbrechen".

Danke, toddy, für deine Sicht auf neun Jahre Community. Danke für dein Engagement in der Community. Ans ganze Team: Danke für uu!

putzerstammer

Avatar von putzerstammer
4 20. Oktober 2013 14:39

@3: besser hatte ich es auch nicht Schreiben können

Linuxkumpel

5 20. Oktober 2013 17:51

Grundwerte so kurz und prägnant darzustellen ist eine Kunst. Gleichzeitig auch zukunftsweisend, zeichnet sich doch immer wieder im Beitrag ab, dass sich immer wieder neue Entwicklungen aufzeigen, die einer Lösung bedürfen. Und das nicht nur bei und mit den Beteiligten, sondern auch in der Linux-/Unix- und Windowswelt. Letzt sah ich einen Beitrag zu Großrechnern von Robotron und IBM in den 70er/80er Jahren, dafür brauchte man einen Saal. Heute ist das unser Smartphone. 😉 Die Bediener waren damals Eliten - heute hat fast jeder ein Smartphone. Das ändert Menschen und Bedürfnisse. Ein Antrieb für unseren Forscherdrang. Damit das alles noch bewältigt werden kann, ist die Community so etwas wie ein Zusammenschluss Freiwilliger, die helfen und auch weiterentwickeln wollen und irgendwann braucht es dafür Regeln, die auch Veränderungen unterworfen sind. Aber eins sollte doch obertses Gebot sein, der freundliche und respektvolle Umgang miteinander, auch wenn man mal nicht einer Meinung ist.

Linuxkumpel

6 20. Oktober 2013 17:53

Einmal zu schnell "gedrückt". 😳 Danke toddy für deine engagierte Arbeit. 👍

ingo2

Avatar von ingo2
7 20. Oktober 2013 22:19

Ein wirklich gelungener Beitrag - Gratulation toddy ! 👍

skull-y

8 21. Oktober 2013 07:29

Wenn der Mann/die Firma, der/die für Ubuntu verantwortlich ist, sich auch (wieder) an die Grundsätze halten würde, dann würden uu.de und Ubuntu auch wieder zusammen passen. So ist uu.de, unabhängig von der Distri, eine gut gepflegte Community.

MrMiBa

9 22. Oktober 2013 00:05

Ich möchte an dieser Stelle mal als NeuUser sagen, das gerade solche schön geschriebenen Artikel und auch das riesige Wiki und Forum mich darin bestärken den Weg zu gehen in solch eine Comunity rein zuwachsen. Man darf nicht vergessen, das dieser Schritt kein einfacher ist. Viel Frust und Zeit, in einer Zeit wo dieses eigentlich nicht nötig ist, ist von nöten.

Ich nehme diesen Artikel und 13.10 für mich als tollen Einstieg in eine neue Comunity und verlasse meine alte MacComunity, die sich leider sehr negativ verändert hat, in dieser Sekunde.

Noah

10 22. Oktober 2013 12:04

@9: Welcome!

Was hast du denn in der MacCommunity beobachtet?

@toddy

"Ubuntu hat eine ganz eigene Zielgruppe, die es zu erkennen gilt. Die Zielgruppe ist nicht eine konsumierende Masse, sondern Menschen, die neben dem Gefühl ein gutes Betriebssystem haben zu wollen, auch ein menschliches Bedürfnis in dieser Gemeinschaft nach Selbstverwirklichung und"

Zunächst wendet sich Ubuntu an die breite Masse, also Linuxeinsteiger.

Da besteht schon ein starkes Konsumbedürfnis.

Out of the Box muss deshalb möglichst viel klappen.

toddy

Ikhayateam

Avatar von toddy
11 22. Oktober 2013 13:56

@10: Um den philosophischen Ansatz miteinzubiehen, brauchen wir da, wie ausgeführt, eine Gemeinschaft die sich kooperativ verhält.

Wenn es nicht gelingt diese Zielgruppe zu bedienen, kann auch nicht die breite Masse bedient werden.

Meine Behauptung in diesem Kontext ist: Ubuntu muss sich um diese wie oben in meinen Text beschriebene Zielgruppe kümmern und sich auf sie konzentrieren, weil sonst keine kooperative Community vorhanden wäre, die sich (auch) um die breite Masse kümmern kann. Deshalb habe ich auch geschrieben, dass diese auch zu erkennen gilt und dass die breite Masse eher nicht die Zielgruppe im Sinne von Ubuntu ist, sondern das Beiwerk. Das sie sich "zunächst" an die breite Masse wendet, würde ich nicht unterschreiben, weil Ubuntu sich gar nicht an sie richten könnte, wenn es nicht die hilfsbereite Community geben würde.

Kelhim

Avatar von Kelhim
12 22. Oktober 2013 16:47

Na ja, das würde ich eher als notwendige Voraussetzung jeder Organisation bezeichnen, die nicht stark genug ist, alles mit eigenen Mitteln zu leisten wie z.B. Apple oder Microsoft. Ohne die Unterstützung der eigenen "Fans" hat man es als Außenseiter immer schwer.

"Linux for human beings" verstehe ich schon so, dass wirklich jeder, also die breite Masse, Ubuntu bedienen können soll. Ohne die Bedeutung einer kooperativen Gemeinschaft dafür abwerten zu wollen, dieses Ziel zu erreichen, ist das meiner Meinung nach schon das Ziel.

toddy

Ikhayateam

Avatar von toddy
13 22. Oktober 2013 17:24

@12: Mein Artikel beschäftigt sich ja mit einer genannten Zielgruppe: Community, die benötigt wird, um sicherlich auch Ziele zu erreichen.

Ohne die Unterstützung der eigenen "Fans" hat man es als Außenseiter immer schwer.

Jo, Fans sind auch nicht schlecht, aber hier geht es ja (zumindest in meinem Text und auch wenn man den philosophischen Ansatz von Ubuntu nimmt) um einen menschlichen Ansatz wie man miteinander umgeht. - Das hat mit dem Produkt Betriebssystem nicht unbedingt was zu tun.

Eine breite Masse zu erreichen, wird meiner Meinung nach nicht einfach nur über ein einfach zu bediendes Betriebssystem, sondern auch eben durch Ubuntu (das Miteinader) erreicht.

"Linux for human beings" verstehe ich schon so, dass wirklich jeder, also die breite Masse, Ubuntu bedienen können soll. Ohne die Bedeutung einer kooperativen Gemeinschaft dafür abwerten zu wollen, dieses Ziel zu erreichen, ist das meiner Meinung nach schon das Ziel.

Über Ziele habe ich eigentlich noch gar nicht geschrieben und um das eigentlich Ziel von Ubuntu ging es in den Artikel auch nicht.

Ich habe nur die Einzigartigkeit dieser Community in Ubuntu hervorgehoben. Ich habe von "zunächst" und von "Zielgruppe" im Sinne von Ubuntu geschrieben. Dass letztendlich jeder Ubuntu bedienen können soll, springt nachher auch dabei heraus. Aber hier ist eventuell wirklich mal die Frage, ob es das Ziel oder eine Auswirkung des Zieles ist. Die Frage wollte ich aber eigentlich nicht aufwerfen, da ich sie auch nicht beantworten kann.

trick17

Avatar von trick17
14 22. Oktober 2013 20:54

Ich hab' nur ein Wort für dich, toddy, dafür kommt es aber von Herzen: Dankeschön! 👍

Noah

15 23. Oktober 2013 09:56

@11:

Ja, das macht es klarer. Es ist ein bischen wie die "Henne oder Ei - Frage".

Natürlich ist zuerst das Huhn da, die das Ei ausbrütet und als Glucke die Geschlüpften betreut.

Unsere Oberglucke heißt Mark. 😊

Mankind75

Lokalisierungsteam

Avatar von Mankind75
16 23. Oktober 2013 13:24

Ich fand "Ubuntu" früher gerade wegen der Philosophie auch als Distribution interessant aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass sich "Ubuntu" mehr zu einer neuen Playstation entwickelt.

Mark Shuttleworth hatte mit Ubuntu wirklich gute Ansätze und ich erinnere mich auch noch gerne an Projekte wie beispielsweise den "Freedom Toaster" oder Linux4Africa (Okay, letzteres war nicht von ihm).

Ich glaube die Ubuntu-Philosophie an sich ist ziemlich in den Hintergrund getreten, stattdessen wird über "Lenses", "Musicstore" und "Steam" diskutiert.

Im internationalen Forum gab es mal den Diskussionsthread "Has Ubuntu lost its Ubuntu?" - eine bereichtige Frage IMHO.

Trotz allem muss man auch sagen, dass Ubuntu eine sehr moderne Distribution ist - mit allen Vor- und Nachteilen.

ingo2

Avatar von ingo2
17 23. Oktober 2013 16:15

@15: Ich glaube, so weit wollte toddy mit seinem Beitrag garnicht gehen.

Aber dein Henne ←> Ei Problem läßt sich treffend weiter spinnen. Und da kann ich mir nicht verkneifen, das ein bischen zu tun:

Da sucht sich Jemand eine Glucke und einige ganz tolle Eier von glücklichen Freilandhühnern aus, läßt die Glucke die Eier ausbrüten und zieht die Küken in Käfighaltung groß. Das ist ökonomisch und massentauglich. Irgendwann kommt dann sogar der Zeitpunkt, daß die Käfighühner auf ihre Antibiotica und den sterilen Lebensraum angewiesen sind und im Freien nicht mehr lebensfähig sind.

Die Freilandhühner sind zwar etwas langsamer in ihrer Evolution, aber ihre Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit ist ihre Stärke. Gerade dadurch sind sie auch kaum anfällig für Viren und andere Seuchen.

Kein Wunder, daß die Freilandhühner beginnen, sich zu sorgen, wenn ihre Eier zu solchen Zwecken "mißbraucht" werden, denn auch sie bilden eine Gemeinschaft und halten zusammen.

Ich persönlich bevorzuge zum Frühstück ökologische Freilandeier. 😉

Wie UU.de sich letzlich entscheidet ...

Kelhim

Avatar von Kelhim
18 23. Oktober 2013 20:12

Also den Freilandhühner-Käfighaltung-Vergleich finde ich etwas bemüht. Und ob "die" Hühner sich sorgen oder gar missbraucht fühlen, bezweifle ich insgesamt.

Generell wundert es mich auch nicht, dass es immer die gleichen Mitglieder hier sind, die unter jedem x-beliebigen Artikel eine Canonical-Diskussion beginnen, gleich ob sie das Artikelthema ist oder nicht.

ingo2

Avatar von ingo2
19 23. Oktober 2013 21:31

@18:

Ich wolle das hier garnicht schreiben und habe auch gleich gesagt, daß toddy so weit nicht gehen wollte. Aber die Community ist nun mal inzwischen gespalten und da drängte sich nach dem Posting von Mankind75 der Vergleich auf. Ich habe das nicht gewertet und will auch nicht streiten.

Das Ganze ist wie die Käfighaltung vollkommen legal.
Das sich die "Freilandhühner" dennoch Sorgen machen, ist doch menschlich?

Es wird verdammt schwierig, diese beiden Communities zusammen zu halten. Vielleicht sollte man auch mal Conmmunity im Sinne des Beitrags von toddy genauer definieren. Ich habe jedenfalls sowohl User als auch Upstream darunter verstanden.

B601

20 24. Oktober 2013 09:35

@5:

Das greift ein bisschen zu kurz; ja ich möchte dir sogar widersprechen.

Es gibt auch heute noch die Großrechner, und sie werden auch heute noch von der "Elite" bedient. Und es gab damals die "Smartphones", nur waren es Taschenrechner. Es gibt nur zwei Unterschiede heute: Linux (Ubuntu) läuft auf allen diesen Geräten, vom Rechnercluster mit TOPS bis hin zum Smartphone, und es gibt das Internet, mit dessen Hilfe man über Grenzen hinweg alles mögliche disktutieren, aber auch Informationen finden und zusammenarbeiten kann. Im Grunde hat sich eigentlich nichts geändert, schon auf dem Großrechner von 1975 lief Unix, und die Grundkomponenten und -funktionseinheiten eines Computers standen schon Anfang der 1960er fest und sind noch heute so (deswegen funktioniert Unix/Linux immer noch).

Somit sind es nicht wirklich die User, die sich ändern, sondern lediglich die Leistungsfähigkeit der Technik dahinter. Und mit der Leistungsfähigkeit steigt die Komplexität, da mehr Leistung dazu verführt, auch mehr (Unsinn ☺ ) damit zu machen.

Und mit der Kommunikation untereinander steigt die Verpflichtung jedes Einzelnen, den jeweils Anderen ernst zu nehmen und zu respektieren. Weder darf die "Elite" Anfänger mit dummen Bemerkungen abkanzeln, noch darf es Trolle und ähnliche ungute Geister geben.

Ganz dumm finde ich übrigens Kommentare, die neue Entwicklungen generell ablehnen, ohne ihnen eine echte Chance gegeben zu haben oder wenigstens einzugestehen, dass sie in anderem Umfeld als dem eigenen nicht auch Vorteile bringen können. Das Schöne an GNU/Linux ist doch die Vielfalt!

Luwe62

Avatar von Luwe62
21 24. Oktober 2013 13:37

Ubuntu und Community,ist wie im richtig Leben. Bin viele Jahre Ubuntunutzer und es ist gut so! An alle vielen Dank die mir halfen.

Noah

22 24. Oktober 2013 23:12

@17: "Das ist ökonomisch und massentauglich."

Darauf kommt es mir an.

Das sollte Ubuntu versuchen.

Denn auf dem Desktop hat bisher keine Distri die Massen.

"die Freilandhühner beginnen, sich zu sorgen, wenn ihre Eier zu solchen Zwecken "mißbraucht" werden"

Ihre Eier sind doch Freiwild. 🤣