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In Zukunft „Opt-in“ für Dash-Online-Suche

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Canonical rudert zurück: Ab Unity-Version 8 wird es von Haus aus nur noch eine zu aktivierende Online-Suche geben. Anwender können diese für verschiedene kommerzielle Anbieter freischalten.

Hintergrund

Die Suche nach Programmen und Dateien erfolgt unter Unity über Lenses. „Lenses“ bedeutet in diesem Kontext so viel wie „Suchlinse“ oder „Suchlupe“. Unity bringt in der Grundinstallation bereits einige Linsen mit, weitere lassen sich über die Paketquellen nachinstallieren.

Im September 2012 führte Canonical die Amazon-Shopping-Linse in die Unity-Suche ein. Jede Suchanfrage, die man in die Unity-Suche eintippte, suchte nicht nur auf dem lokalen Rechner, sondern auch, über den Umweg der Canonical-Server, bei Amazon und lieferte so Amazon-Suchergebnisse auf dem lokalen Rechner aus, die zum Kauf animieren sollte.

Kommando zurück!

Nun, nach nur eineinhalb Jahren und massiver Kritik, ändert Canonical in Unity ab Version 8 die Funktion der Amazon-Shopping-Linse. Das gab Michael Hall in einem Kommentar (sechster) auf einem Google+-Post bekannt.

So findet eine Suche in der Dash ab der kommenden Unity-Version 8, welches zur Zeit nur auf Ubuntu Touch verfügbar ist, nur noch lokale Dateien. Die Implementierung der Online-Suche über einzelne Scopes – es wird mehrere geben, die einzeln aktiviert werden können – wird mittels Opt-in vom Nutzer vorgenommen.

Die Home-Linse, die bisher nach allem suchte, also sowohl Programme, Musikdateien oder auch Dokumenten, wird es in der jetzigen Form nicht mehr geben. Als Standard fungiert dann die „Applications-Linse“, welche nach installierten Programmen sucht, die auch Ergebnisse aus dem Ubuntu Software-Center anzeigt.

Essentiell scheint dabei nicht die bewusste Entfernung der Amazon-Shopping-Linse zu sein, sondern eine Umstrukturierung der Unity-Dash in Unity 8. Die Unity-Suche ist bis Unity 7 eine „große“ Suche, die eben „alles“ finden soll – sowohl offline auf dem Rechner als auch online. Letztendlich hat es nicht das Potenzial erreicht, was sich Canonical erhofft hat.

Und nun?

Michael Hall schreibt nun, dass es in Zukunft eine Linse („Scopes Scope“) geben wird, die je nach Suchbegriff andere Linsen empfiehlt, jedoch selbst keine Angebote offeriert. Mit einem Klick auf eine dieser Linsen kann man seinen Suchbegriff übernehmen lassen und erhält dann entsprechende Angebote. Des Weiteren kann man freigeschaltete Linsen auch wieder abwählen, so dass sie nicht sichtbar sind.

Mit der Einführung der neuen Scope-Technologie gibt es keine zentrale globale Suche mehr. Stattdessen ist die Suche in Unity 8 aufgeteilt in einzelne Teilaspekte. Das heißt, dass man dann explizit nur noch nach Musik, Videos oder Anwendungen suchen kann. Daraus folgt auch, dass der Nutzer direkt weiß, welche Ergebnisse zu erwarten sind und nicht mehr von vielen verschiedenen Quellen bedient wird. Die Amazon-Shopping-Linse ist dadurch nicht mehr global verfügbar, sondern kommt nur noch dann zum Einsatz, wenn der Nutzer dies explizit möchte.

Die „Scope-Linse“ wird also weiterhin Anfragen an Canonical schicken. Diese werden am Beispiel Amazon nur über die Amazon-Linse auch an Amazon durchgereicht. Unklar ist, ob diese Anfragen wie bisher von Canonical anonymisiert werden, bevor sie an kommerzielle Anbieter weitergereicht werden.

In der diesen April erscheinenden Ubuntuversion 14.04 LTS wird, da Unity in Version 7 eingesetzt wird, noch die herkömmlichen Linsen eingesetzt – also mit den Amazon-Suchergebnissen und von Haus aus aktiviert. Wie man diese deaktivieren kann, steht unter anderem auf fixubuntu.com 🇬🇧 .

Links:

Veröffentlicht von UbuntuFlo | 3. April 2014 22:25 | Kategorie: Rund um Ubuntu | # Fehler im Artikel melden

bogidorus

1 4. April 2014 00:41

Die „Scope-Linse“ wird also weiterhin Anfragen an Canonical schicken.

Und dies ist datenschutzrechtlich bedenklich ☹ . Canonical geht es nichts an, was ich auf meinem Rechner suche!

In der diesen April erscheinenden Ubuntuversion 14.04 LTS wird, da Unity in Version 7 eingesetzt wird, noch die herkömmlichen Linsen eingesetzt – also mit den Amazon-Suchergebnissen und von Haus aus aktiviert.

Zurückrudern ist anders. ☹

DPITTI

Avatar von DPITTI
2 4. April 2014 10:00

@1 Man muss ja nich Ubuntu/Unity installieren. Es gibt ja alternativen Lubuntu etc. Aus diesen Grund Such Linse is Unity nich mein fall 😉

B601

3 4. April 2014 10:58

@1 und @2:

Man kann es längst auch schon in Ubuntu (ohne Deinstallation eines Paketes) deaktvieren, und zwar bequem in den Einstellungen - Privatsphäre.

Ich finde den entsprechenden Artikel jetzt nicht, aber es war schon früher die Rede davon, dass Canonical keine IP-Adressen auswertet, speichert oder weiterleitet, sondern nur anonymisierte Suchergebnisse verwendet. Auch die Schnittstelle zu Amazon-Suchergebnissen besteht nicht direkt, sondern nur über den Umweg über Canonical.

Zudem : Du bist keine IP-Adresse! Die meisten Internetuser verwenden dynamische Adressen, selbst wenn nicht, müsste Canonical oder Amazon erst einmal den Anschlussinhaber unter Mithilfe deines Providers ermitteln, und ein Anschluss kann von beliebigen Personen benützt werden, zudem ist GNU/Linux per default ein Mehrbenutzerbetriebssystem. Canonical / Amazon müsste also nach den bisherigen illegalen Aktionen auch noch den Anschlussinhaber fragen, wer wann unter welchen Benutzernamen was gemacht hat. Erst dann wären die Ergebnisse personenbezogen!

UbuntuFlo

Avatar von UbuntuFlo
4 4. April 2014 11:07

@3: Das steht unter anderem hier: Dash-Suche teilweise anonymisiert

Liebe Grüße,

Flo

Geier

Avatar von Geier
5 4. April 2014 20:43

Nanu, was kündigt Canonical wohl als nächstes an? Erst wird Upstart beerdigt, dann der Alleingang Ubuntu One, und jetzt auch noch die Shopping Lenses.

diesch

Avatar von diesch
6 5. April 2014 01:04

@1: Wenn du nur auf deinem Rechner suchen willst, solltest du keine Online-Suche benutzen, sondern eine lokale Suche wie die Programm- oder Datei-Linse.

Für eine Online-Suche muss die Suchanfrage immer an irgendwelche Online-Dienste geschickt werden. Wenn Canonical deine Suchanfragen anonymisiert, ist deine Privatsphäre sehr wahrscheinlich besser geschützt, als wenn die Suchanfrage direkt an Online-Informationsanbieter geschickt wird.

V_for_Vortex

Avatar von V_for_Vortex
7 5. April 2014 14:52

@1: Prinzipiell richtig, aber man sollte nicht vergessen: Canonical hat bei jeder Programminstallation über die Paketverwaltung vollständige Kontrolle über das System (Rootrechte). Wer ersteres für kritisch hält, sollte über Letzteres nachdenken.

V_for_Vortex

Avatar von V_for_Vortex
8 5. April 2014 14:58

@5: Ich finde es grundsätzlich gut, dass neue Wege ausprobiert werden, solange gescheiterte Ideen tatsächlich dann auch wieder revidiert werden. Und nach Canonicals/Marks m.E. oft recht sturer Haltung gegenüber Kritik an neuen Funktionen überraschen sie mich gerade tatsächlich mit den angekündigten Schritten.

Zinni

9 5. April 2014 16:10

Bezüglich des Datenschutzes habe ich bei Canonical keine Bedenken, bei Amazon & Co. sieht das anders aus.

Newubunti

10 5. April 2014 17:37

Weil hier nun schon mehrfach auf die Deaktivierbarkeit der Shopping-Linse auch bisher verwiesen wurde:

Das Haupt-Problem an der Shopping-Linse bisher war, dass es Canonical nicht für nötig hielt, den Anwender um die Erlaubnis der Datenübertragung zu fragen, sondern der Ansicht war, es reiche aus, diese Zustimmung konkludent zu erhalten.

Was ich nicht verstehe, warum man dem Anwender nicht eine globale Lokalsuche erlaubt. Die fände ich nämlich auf einem Desktop nach wie vor nützlich. Warum man also nicht die Home-Linse drin lässt, wenn man der Kritik bezüglich der Shopping-Lense gerecht werden will, erschließt sich mir nicht.

War mir jetzt noch nicht ganz klar ist:

Ist die Scope-Linse standardmäßig aktiviert oder ist die auch Opt-in?

Gruß, Martin

Kamo

11 5. April 2014 23:37

@7: Wie meinst du das?

ubuntu-novize

12 6. April 2014 10:23

Mir wäre eine "Linse" lieber, die alle meine Dateien nach Inhalten durchsucht. In Echtzeit, wie das "Spotlight" auf jedem Mac macht! Gibt es sowas überhaupt für Ubuntu?

Kelhim

Avatar von Kelhim
13 6. April 2014 11:10

@11: Er meint wahrscheinlich, dass jemand, der einem Distributor misstraut, keine Pakete aus den offiziellen Quellen installieren dürfte, weil in den Installationsroutinen sonst was stehen könnte, die dann mit Root-Rechten ausgeführt würden. Das meinte auch Shuttleworth damals mit dem Spruch: "Erm, we have root. You do trust us with your data already."

@12: Es gibt schon sehr lange mehr oder wenige gut funktionierende Desktopsuchmaschinen.