Der Autor dürfte hierbei ein nicht ganz unbekannter sein, denn Eric S. Raymond war bereits früh als Vertreter freier Software tätig. Bekannt wurde er unter anderem auch durch Veröffentlichung interner Microsoft-Dokumente, welche später als Halloween-Dokumente bekannt wurden.
Was steht drin?¶
Eric S. Raymond vergleicht im Buch den zentralisierten Ansatz klassischer Entwicklungsprogramme (Cathedral) mit dem radikal dezentralen Ansatz des Linux-Kernels (Bazaar). Des Weiteren überprüft der Autor die Hypothese, indem er selbst ein Programm mit dem Entwicklungsmodell eines Basars vorantreibt und dabei sehr gute Ergebnisse erzielt (als Beispiel wurde fetchmail verwendet).
Zuletzt (im Anhang, den frühere Ausgaben unter Umständen noch nicht haben) zeigt er noch den Erfolg des Netscape-Navigators auf, nachdem dieser unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht wurde (und nun unter dem Namen Firefox bekannt ist).
Insgesamt sieht man, sofern man nicht auf Profit aus ist, dass ein dezentraler Ansatz zum Entwickeln wesentlich geeigneter ist als ein zentralisierter Ansatz. Selbst bei kleinen Projekten finden sich schnell hunderte von Entwicklern, die Fehler verbessern, auch wenn es nur Kleinigkeiten sein mögen.
Was allerdings laut Autor wichtig ist, sind folgende zwei Punkte: Die Software muss
lauffähig sein und
das Potential haben, etwas Großes zu werden.
Sind diese Punkte bei kleinen Projekten erreicht (mittels des klassischen Ansatzes einiger weniger Entwickler oder auch nur eines Entwicklers), so kann der dezentrale Ansatz in Betracht gezogen werden, um schneller bessere Ergebnisse zu erzielen.
Einige Seiten darauf wird zudem auf (Projekt-)Manager klassischer Entwicklungsmodelle eingegangen, unter anderem mit folgenden Punkten:
Ziele definieren
den Verlauf beobachten und ggf. eingreifen
die Leute motivieren
Verteilung/Veröffentlichung organisieren, um die höchste Produktivität zu erreichen
Ressourcen jeglicher Art koordinieren, um das Projekt vollenden zu können
In einem Unternehmen mit begrenzten Ressourcen und Mitarbeitern, die nicht unbedingt an einem Projekt arbeiten wollen, mögen die fünf oben genannten Punkte zutreffen (zumindest wird man, strebt man eine Position als Projektmanager an, in der heutigen Zeit noch auf diese Punkte geeicht). In einer freien Entwicklung, bei der Leute aus aller Welt nach Lust und Laune mitmachen können, ist eine derartige Organisation eher kontraproduktiv, was unter anderem auch die Geschichte des GNU C Compilers zeigt (GCC → EGCS).
Und das Fazit?¶
Für Personen die an den zwei grundsätzlich verschiedenen Entwicklungsmodellen interessiert sind ist das Buch definitiv einen Blick wert, auch wenn die geringe Seitenzahl im ersten Moment etwas abschreckend wirken mag. Und auch sonst ist es, zumindest für Leute die sich an freier Software erfreuen, eine Empfehlung wert.
Das Buch¶
Man kann das Buch, falls man kein Geld ausgeben will oder einfach die Online-Version bevorzugt, auch im Browser lesen 🇬🇧, zumal die Open Publication License (Version 2.0) eine sehr freizügige Weitergabe erlaubt.
Buchinformationen | |
Titel | The Cathedral and the Bazaar |
Autor | Eric S. Raymond |
Verlag | Snowball Publishing |
Umfang | 79 Seiten |
ISBN | 978-1-60796-228-1 |
Preis | 7,80€ |
Sprache | Englisch |