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Update: nPA für Linux-Nutzer mit Offline-Funktion

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Am 1. November hat die Governikus GmbH & Co. KG die AusweisApp2 für eine öffentliche Erprobungsphase veröffentlicht. Das Unschöne daran – Linux ist außen vor.

Wofür brauche ich die AusweisApp überhaupt?

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Die „alte“ AusweisApp startet

Interessant ist die AusweisApp nur für Nutzer, die einen neuen deutschen Personalausweis (nPA) besitzen und dessen eID-Funktion aktiviert haben. Möchte man dann Dienste nutzen, die eine Anmeldung mittels nPA erlauben, ist neben einem geeigneten Kartenleser die AusweisApp erforderlich.

Derzeit ist die Anzahl der Dienste, die die eID-Funktion nutzen, allerdings eher überschaubar.

Was hat das mit Linux zu tun?

Die bisherige Version der AusweisApp ist auch für verschiedene Linux-Distributionen verfügbar; konkret Debian, openSUSE und Ubuntu. Damit konnten sich Linux-Nutzer zum Beispiel online ein polizeiliches Führungszeugnis beantragen oder eine Auskunft über ihren Highscore in Flensburg anfordern.

Die AusweisApp2 ist derzeit nur für Windows und OS X verfügbar, ab April kommenden Jahres sollen Apps für Android und iOS hinzukommen. Pläne für Linux werden derzeit nicht erwähnt. Immerhin soll die „alte“ AusweisApp noch bis zum Ende der Erprobungsphase Ende Januar zum Herunterladen zur Verfügung stehen und stellt damit erst einmal die Nutzbarkeit für Linux-Anwender sicher. Ob und wie die Weiterentwicklung in Bezug auf Linux-Betriebssysteme geplant ist, ist derzeit unklar.

Was kann man tun? Nach wie vor ist es den begeisterten bisherigen Linux-Nutzern des nPA unbenommen, auf Probleme bei der Installation unter Linux mittels des Feedback-Formulars für die AusweisApp2 hinzuweisen oder den Support anzusprechen.

Update: freie Alternative

Im Rahmen des gestern zu Ende gegangenen Open Identity Summit haben die Entwickler des Open eCard Projekts eine neue Version ihrer Software freigegeben. Diese freie Alternative zur AusweisApp steht unter GPLv3 🇬🇧 als Java-Applet zum Download zur Verfügung und ist auch auf Linux-Systemen lauffähig.

Update 2: Quellcode soll freigegeben werden

Governikus plant, den Quellcode der AusweisApp2 zu veröffentlichen. Eine Veröffentlichung als Linux-Version wird weiterhin ausgeschlossen, wie das Unternehmen Pro-Linux gegenüber sagte. Daran hat auch die derzeit laufende Online-Petition auf den Seiten des Deutschen Bundestages nichts geändert.


Quellen:

Veröffentlicht von mfm | 4. November 2014 12:00 | Kategorie: Linux und Open Source | Letzte Aktualisierung: 19. November 2014 07:35 | # Fehler im Artikel melden

DPITTI

Avatar von DPITTI
1 4. November 2014 13:02

"Halte nix vom Ausweis mit Internet Funksion". Wers braucht sicher eine gute Sache!

juifeng

2 4. November 2014 13:06

Interessant ist, dass auf der Webseite die Veröffentlichung des Quellcodes angekündigt wird. Je nach Lizenz kann man das also möglicherweise auf Linux portieren, es läuft ja sogar schon auf Macs. Es kann natürlich gut sein, dass der Quellcode ohne Rechte zur Modifikation und/oder Weitergabe sein wird. Wobei mich das bei öffentlichen Projekten tierisch ärgert. Von Steuergeldern bezahlt, aber wir bekommen nur ein geschlossenes Ding für Windows und Macs, und wenn irgendwann der Hersteller gewechselt werden soll muss alles teuer neu gestrickt werden.

juifeng

3 4. November 2014 13:12

Noch ein Nachtrag: ich würde mir eine open source c-bibliothek wünschen, die Schnittstellen für alle Perso-Funktionen bereitstellt. Diese Bibliothek könnte dann für beliebige Anwendungen (etwa steuerprogramme, Browser) verwendet werden, um z.B. digitale Unterschriften vom perso anzufordern. Setzt natürlich voraus, dass pin und Bestätigung am card reader eingegeben werden, sonst kann ein böses tool die pin einfach klauen und für mich unterschreiben.

Wenn ich dann in Zukunft meinen Wohnsitz online ummelden oder meine Konten ohne post ident eröffnen könnte (und zwar auch mit Linux), hätte der Perso wenigstens einen Zweck.

Falk_Linux

4 4. November 2014 17:08

Schade, sehr schade. Ich nutze zwar noch nicht die Onlinefunktion des PA's, doch nur deswegen weil die Geräte mit dem Nummernblock noch relativ teuer sind (ca. 160€). Nächstes Jahr wollte ich mir aber eines anschaffen.

Mein Feedback und mein Bedauern darüber, habe ich gerade eben per Kontaktformular zum Ausdruck gebracht.

cheffe0815

5 4. November 2014 17:37

Habe mal übers Feedback-Formular angefragt warum es keine Linux Version gibt. Nachfolgend die Antwort. – **Bei der Entwicklung der AusweisApp2 wurde sich auf die am häufigsten verbreiteten Betriebssysteme konzentriert. Die der Entwicklung zugrunde liegende Marktregel bedeutet, dass die Verbreitung eines Betriebssystems mindestens 5% Marktanteil erreichen muss. Die Marktanteile der Betriebssysteme werden kontinuierlich beobachtet.

Derzeit handelt werden folgende Betriessysteme unterstützt: Windows 7, Windows 8.1 sowie Mac OS X ab 10.9. Ab April 2015 wird die AusweisApp2 auch für die mobilen Betriebssysteme iOS und Android zur Verfügung stehen.

Für andere Betriebssysteme müssen wir Sie daher auf das vom Bundesministerium des Innern geförderte OpenSource-Projekt PersoApp, https://www.persoapp.de, verweisen.** –

Naja ohne Worte würde ich sagen.

opamike

6 4. November 2014 18:57

Ich habe über ein Jahr mit der alten "Software" unter Verwendung des vom BSI empfohlenen Komfort-Lesers herumgeübt, bis ich es endlich zum funktionieren gebracht habe. Zu diesem Zweck mehrere Windows-Versionen und alte Browser-Versionen installiert, um festzustellen, dass das alles absolut besch.. ist. Linux ist nicht wirklich das Problem. Mit der Java-Version von http://www.openecard.org läuft es übrigens auch unter Ubuntu, zumindest konnte ich einige Autorisierungen durchführen, bis der Chip von meinem Perso kaputt ging. Der wurde mir nach einigem Hick-Hack von der Bundesdruckerei auf Garantie ersetzt. War gar nicht so einfach, zu beweisen, dass wirklich der Chip kaputt ist und nicht ich. Leider habe ich bisher keine sinnvolle Nutzung entdecken können. Vielleicht hätte der Einlogg-Vorgang bei meiner Versicherung einen gewissen Sinn gehabt, aber der scheiterte daran, dass der Ortsname meiner Adresse auf dem Perso nicht dem Standard der Post entsprach, am den sich die Versicherung orientierte, deswegen wurde mit geraten, meine Adresse zu ändern. Das Thema AusweisApp ist das krasseste Beispiel von Inkompetenz und Lobbyismus in Deutschland, das ich kenne. Nur gut, dass Microsoft, Apple und Bild sich nicht einig sind, sonst könnten die die Regierung direkt übernehmen. Solange jede Bank und jeder Shop, allen voran Post und Telekom, jeder alle paar Wochen neue Varianten von User- und Passwort-Schrott mit Pin und Tan und Apps von Praktikanten zusammen basteln lassen, um die Menschheit damit zu drangsalieren, solange brauchen wir keine neuen Ausweis-Apps. Die Leute, die die Anfragen des Kontaktformulars lesen, lachen sich wahrscheinlich kaputt darüber, dass es noch Leute gibt, die das Theme ernst nehmen.

B601

7 5. November 2014 14:29

Scheint so, als wäre hierzulande ausnahmsweise einmal etwas ein bisschen besser gemacht worden...

http://www.buergerkarte.at/, http://www.buergerkarte.at/pdf-signatur-handy.html

Wanta

8 5. November 2014 16:03

@4: Hallo, ich hätte hier eine Alternative (cyberJack® RFID standard). Es ist ein Kartenleser der Klasse 3 (Nummernblock und Display). Ich nutze das Teil für HBCI-Banking mit Hibiscus. Da er mit Treibern für Ubuntu daher kommt, ist die Installation recht komfortabel. Den gibt's bei Ebay für ca. 60,-€.

skull-y

9 5. November 2014 16:15

Welche und wie viele Leute nutzen das überhaupt? Und für was? Bisher ist mir nichts untergekommen, wo ich die Funktion des Ausweise gebraucht hätte/hätte gebrauchen können.

dercheffe

10 5. November 2014 17:33

Ich hab mir den Reiner SCT cyberJack RFID komfort als Lesegerät gekauft. Liest neben dem Perso auch die Krankenkassenkarte und taugt fürs Onlinebanking. Kostet bei einem großen Onlinehändler neu 123€. Was ebay angeht bin ich bei so einem Thema etwas vorsichtig. Benutzt hab ich meinen Perso, um mir ohne langen Postweg ein Steuerzertifikat zu erstellen (für die elektronische Steuererklärung).

Denke mal, dass sich die Servicepalette noch ausweiten wird. Finde es auch eine Sauerei, dass verfügbare Software der öffentlichen Hand für den Bürger (außer der Bürgerapp fällt mir spontan noch Elster ein) nicht schon von vorneherein unter open source steht bzw. es offene Schnittstellen gibt. Am Ende werde ich noch - mehr oder weniger - genötigt ein kostenpflichtiges OS zu kaufen.

Falk_Linux

11 5. November 2014 18:09

@8 Wanta: Kannst Du mir sagen ob man für den cyberJack® RFID standard dennoch die AusweisApp2 braucht oder dies durch die Ubuntu-Treiber nicht notwendig ist?

@9 skull-y: In einer nicht so entfernten Zukunft soll man mit dem digitalen PA wählen können. Derzeit kann man sich den Weg zur Gemeinde sparen und das Führungszeugnis online beantragen. Die Schufa-Auskunft und die Punkte in Flensburg auch.

skull-y

12 5. November 2014 18:56

@11: Wenn das alles ist, sind das keine Argumente, die den Aufwand für vom Steuerzahler finanzierter Software rechtfertigen und damit mal wieder Geld verschwendet wird.

Wie oft beantragt man ein Führungszeugnis in seinem Leben, dass man keine Zeit findet mal ins Rathaus zu gehen?

Was die Wahlen an geht: Es ist egal ob man wählt oder nicht, es ändert sich nichts zum positiven. Zu dem seh ich da die Anonymität beim Wählen schwinden, wenn ich das online per Ausweis mache.

Wanta

13 6. November 2014 04:42

@11: In wieweit die Auswaeisapp2 funktioniert, weiß ich nicht. Ich habe es mit der Vorgängerversion probiert. Auf jeden Fall wird der Ausweis erkannt und man kann das Passwort ändern. Wie gesagt, der Cyberjack bietet den Treiber, damit der Leser unter Ubuntu erkannt wird. Die nötige Software muss man extra installieren.

mfm

Avatar von mfm
14 8. November 2014 08:53

@10: Welche Software nutzt Du für das Auslesen der KK-Karte?

encbladexp

Ehemaliger

Avatar von encbladexp
15 8. November 2014 16:14

@11: Es gibt kein Wahlverfahren das elektronisch und gleichzeitig anonym genug ist. Eine normale Wahl mit Urne kann man nachvollziehen, sich sogar daneben stellen und beim Auszählen zuschauen. Bei Elektronik ist diese Nachvollziehbarkeit nur bei Aufgabe der Anonymität möglich, verhindert also eine geheime Wahl.

Um Themen zu Beschließen taugt das (je nach Thema) vielleicht noch, aber Personen möchte man damit auf keinen Fall wählen.

Die Vorteile vom nPA sind also gegenwärtig noch recht überschaubar, anders würde es aussehen wenn man dort seine GPG Keys bunkern könnte oder das Teil eine vollwertige frei nutzbare Smartcard wäre. Aber ob ich dafür ein Medium vom Staat will…

mfg Stefan Betz

juifeng

16 19. November 2014 15:10

Zum Update 2: Als ich vor einigen Wochen angefragt hatte, wann und in welcher Form mit einer Veröffentlichung des Quellcodes zu rechnen sei, kam von Governikus eine leider enttäuschende Antwort. Der Code würde nur als vertrauensbildende Maßnahme zur Verfügung gestellt, eine Portierung (vermutlich vor allem die Weitergabe des modifizierten oder unmodifizierten Codes oder eines Kompilats) würde aber gegen die Lizenz verstoßen. Darauf sollte man also auch keine Hoffnung bauen. Man kann aber wohl "Kontaktdaten" zur Verfügung stellen (Mailadresse genügt offenbar nicht), damit der Quellcode übermittelt werden kann. Wer also einen Blick in den Code werfen möchte, kann dies wohl bereits jetzt schon tun. Habe aber mitgeteilt, dass ich unter diesen Umständen kein Interesse an der AusweisApp2 habe und daher auf den Code verzichte.