staging.inyokaproject.org

Organisation der Ubuntu Community in Deutschland

ubuntu_logo.png

Die Organisationsstruktur der Ubuntu Community in Deutschland scheint auch für langjährige Community Mitglieder immer wieder Fragen aufzuwerfen: Steckt Canonical dahinter, lenkt jemand alle zentralen Fragen der Community oder ist das alles basisdemokratisch? Der Artikel versucht etwas Überblick zu verschaffen über die ehrenamtlichen Gruppen.

Die Gruppe LoCo Germany

Das Projekt Ubuntu hat für jede Region auf der Welt sogenannte LoCos (lokale Communitys) gegründet. Diese dienen den internationalen Gremien und Canonical als direkte Ansprechpartner. Diese LoCos können sich bei einem Komitee anerkennen lassen, so dass sie den Status einer offiziellen LoCo bekommen. Dies ist zum Beispiel wichtig, um besseren Zugang zu Merchandise-Artikeln zu bekommen.

Diese Gruppen werden weltweit recht unterschiedlich mit Leben gefüllt. In einigen Ländern bzw. Regionen gibt es Wahlen, wer als Ansprechpartner der LoCo Kontakt ist. In anderen Ländern ist es ziemlich undurchsichtig, wer diese Posten aus welchen Gründen übernommen hat. In Deutschland wird eher der zweite Fall gelebt. Das Prinzip ist hier, dass es über mehrere Köpfe verteilt sein soll und die LoCo Kontakte neue nachbesetzen, wenn zu wenige als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. In Deutschland versteht sich die Gruppe so, dass sie alle Gruppen, die etwas mit und um das Betriebssystem Ubuntu zu tun haben, gegenüber den internationalen Gremien und Canonical vertreten kann und auskunftsfähig ist.

Der ubuntu Deutschland e.V.

Schon kurz nachdem die ersten Ubuntu Aktivitäten in Deutschland gestartet wurden, stieß man auf Probleme, wie man zum Beispiel Geld als Gruppe generieren kann. Hier standen nämlich gleich viele Themen an, die etwas Geld kosteten. Einige Beispiele sind die Finanzierung einer landesweiten Konferenz pro Jahr, Organisation von Messestände, weitere Merchandize Produkte herstellen, Finanzierung der Serverinfrastruktur von ubuntuusers.de. Weiter wurden auch Personen mit geringem Einkommen in der Weise gefördert, so dass sie an Ubuntu-Veranstaltungen teilnehmen konnten.

Mit dem Verein wurde eine juristische Person geschaffen, die nach deutschen aber auch nach internationalen Gesetzen handlungsfähig und rechtsfähig ist. Über diese Rechtsperson werden sämtliche Verträge, Impressumspflichten, Messestände, Konferenzen usw. organisiert, damit nicht eine Einzelperson diese Verpflichtung eingehen muss und alles nicht nur von einer Einzelperson abhängt. Der Vorstand wird alle zwei Jahre gewählt. Der Verein vertritt die Interesse seiner Mitglieder und seiner verabschiedeten Satzung. Der Verein hat momentan circa 70 Mitglieder. Der Verein ist außerdem auch der rechtliche Vertreter der Seite ubuntuusers.de.

Messeteam

Das Messeteam kümmert sich um die Präsenz von Ubuntu auf den unterschiedlichen Opensource- und Linux-Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum. Als größte Messe wurde zweimal die CeBit mit einem Ubuntu-Stand versehen. Weitere Messen auf die das Team in den letzten Jahren vertreten war, sind der Linuxtag in Berlin, die Chemnitzer Linuxtage, die Open-Rhein-Ruhr, die Froscon, Software-Freedom Days und weitere.

Die Kosten des Messeteams werden durch freiwillige Spenden und durch den Verein abdeckt. Die Helfenden machen dies aber in Ihrer Freizeit ohne eine Bezahlung.

ubuntuusers.de

ubuntuusers.de wird durch ein autonomes Team organisiert. Dieses Team bestimmt selbst seine Führung und seine neuen Mitglieder, die sich aus den aktiven Kräften der Plattform zusammensetzen soll. Innerhalb des Teams wird versucht die Entscheidungen im Konsens herbeizuführen oder aber durch demokratische Wahlen Mehrheiten für eine Meinung zu finden.

Von den Teammitglieder muss nun aber keiner die Serverfarm bezahlen oder die Domainkosten tragen. Die Kosten werden vom Verein übernommen, der auch gleichzeitig die Rechtsperson der Aktivitäten des Portals ist. Der Verein ruft deshalb manchmal zu Spenden der Nutzer auf, um die Kosten zu decken. Gleichzeitig wird versucht die Kosten minimal zu halten. Canonical stellt für ubuntuusers.de keine Server oder Gelder zur Verfügung. ubuntuusers.de ist finanziell unabhängig von der internationalen Ubuntu Foundation und Canoncial.

Ubucon

Die Ubucon ist die Konferenz für die deutschsprachige Ubuntu Gemeinschaft, welche einmal im Jahr organisiert wird. Sie findet an unterschiedlichen Plätzen in Deutschland statt. Bisherige Austragungsorte waren Krefeld, Göttingen, Leipzig, Berlin, Heidelberg und Katlenburg. Bei dieser Veranstaltung sind Freiwillige am Werk, dass sie vor Ort die Räumlichkeiten, ein Veranstaltungsprogramm und ein ausgewogenes Catering organisieren. Diese Personen können sich von Ubucon zu Ubucon ändern.

Die Finanzierung dieser Veranstaltung wird durch Sponsoren, Kostenbeiträge der Konferenzteilnehmer und dem ubuntu Deutschland e.V. getragen. Der Verein verlangt von den Organisatoren einen Hauptansprechpartner. Bei der letzten Ubucon hat Canonical als Sponsor 1.500 Euro bereitgestellt. In den Jahren zuvor hatten andere Sponsoren die Veranstaltung ermöglicht. Da der Veranstaltungsort immer wieder wechselt, muss von Jahr zu Jahr vieles immer wieder neu organisiert werden und geschaut werden, wie sich bewährte Erkenntnisse auf den neuen Standort übertragen lassen oder was es für neue Möglichkeiten gibt.

Ubuntu Anwendertreffen und Stammtische

Ubuntu Anwendertreffen und Stammtische sind nicht einheitlich organisiert. Es treffen sich welche in Hackerspaces oder auch in Kneipen und häufig sind sie nicht mehr nur auf Ubuntu beschränkt, sondern treten eher mehr unter einer Linux-Gruppe auf. Manchmal steckt dort ein Verein dahinter, aber häufig sind sie ganz ohne eine juristische Person organisiert.

IRC Gruppe #ubuntu-de

Die IRC Gruppe #ubuntu-de wird von Administratoren organisiert. Diese Gruppe arbeitet autonom und rekrutiert seine eigenen Mitglieder nach dem Leistungsprinzip: Wer was gutes macht und das viel, bekommt auch die Rechte, um alles zu organisieren.

Deutschsprachige Übersetzergruppe

Die deutschsprachige Übersetzergruppe funktioniert ähnlich wie die IRC Gruppe – nur, dass es hier die Unterscheidung in zwei Gruppen gibt. Die eine Gruppe sind die Lokal-Übersetzer und haben Reviewrechte bei der Übersetzung oder können auch Übersetzungen allein durchführen. Die zweite Gruppe ist die Übersetzer-Community. Die Übersetzungen letzterer Gruppe werden von den Reviewern gegen gelesen und nach dem 4-Augen-Prinzip angenommen oder verbessert.

Ubuntu Zirkus

Mit dem Ubuntu Zirkus haben die vorher genannten Gruppen nichts zu tun.

Zusammenarbeit

In dem Text finden sich viele Themen wo die unterschiedlichen Gruppen zusammenarbeiten. Sie arbeiten meistens an der Stelle zusammen, wo sie die Unterstützung der anderen Gruppen benötigen. Dies sind meist Dinge, die man nicht immer wieder organisieren möchte, wie Geldbeschaffung, Kontakte zu nutzen oder die Möglichkeit einen Rechtsträger zu nutzen. Dieses Prinzip erfordert ein großes Vertrauen untereinander, welches durch das schnelle Übernehmen von Verantwortung für sein Handeln versucht wird zu erreichen.

Über den Autor

Torsten Franz ist LoCo Kontakt, 1. Vorsitzender des ubuntu Deutschland e.V. und in mehreren der oben genannten Projekten tätig. Er ist seit 2007 in der Ubuntu Community aktiv. Ubuntu ist für ihn nicht nur ein Betriebssystem sondern eine Lebenseinstellung.