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Eindrücke vom Meizu Pro 5 Ubuntu Edition

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Kurz vor dem Mobile World Congress wurde das zweite Phone von Meizu vorgestellt: Das Meizu Pro 5 Ubuntu Edition. Im Gegensatz zu den bisherigen Ubuntu Phones, erfolgte auf Ikhaya kein Testbericht, doch nun kann wenigstens von ersten Eindrücken berichtet werden.

Hardware

Mit dem Meizu Pro 5 🇬🇧 gibt bzw. gab es ein neues Ubuntu Phone Flagship. „Gab“, weil es nur eine recht kurze Zeit über einen Online Shop 🇬🇧 zu beziehen war, der das Phone aktuell gar nicht mehr anbietet. Das Meizu Pro 5 ist das letztjährige Flagship-Device des chinesischen Herstellers Meizu. Wie auch bei den anderen Geräten erschien das Gerät zunächst mit der Meizu-eigenen Android-Variante Flyme OS 2015, also letztes Jahr. Die Ubuntu Edition folgte erst im Jahr darauf, im Frühjahr 2016.

Meizu MX4 Meizu Pro 5
Chipsatz MediaTek MT6595 Exynos 7420
CPU 4 x Cortex-A17 @2.2 GHz plus 4 x Cortex-A7 @1.7 GHz 4 x Cortex-A57 @2.1 GHz plus 4 x Cortex-A53 @1.5 GHz
Hauptspeicher 2 GB 3 GB
Interner Speicher 16 GB 32 GB
SD-Erweiterungsslot Nein Ja, als Sim-Kombinationsslot
GPU PowerVR G6200 MP4 Mali T760
Display 5.36" 1920x1152 Pixel 5.7" 1920x1080 Pixel
Hauptkamera 20.7 MP 21.16 MP
Mobilfunk 4G (LTE) 4G (LTE)
WLAN 802.11 a/b/g/n/ac, dual-band 802.11 ac/b/g/n, dual-band
Lokalisierung A-GPS, GLONASS, Beidou, QZSS A-GPS, GLONASS, BDS, GPS
Akku 3100 mAh 3050 mAh
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Das Meizu Pro 5 in Weiß/Silber

Die Hardwarekomponenten wirken auf dem Datenblatt sehr gut, auch nach der äußeren Haptik und Verarbeitung gehört es wohl zu den sehr gut verarbeiteten Geräten. Das Smartphone erinnert optisch sehr stark an die aktuelle iPhone-Generation. Dieser folgt es sowohl bei der Form, als auch bei der Platzierung der Lautsprecher am unteren Rand des Gerätes. Kennern fällt zunächst auf, dass sich die Wischgesten links und rechts auf dem Pro 5 deutlich besser nutzen lassen, als es noch auf dem MX4 der Fall war. Dies ist vor allem durch die Wölbung des Display-Glases am Rand bedingt. Auch die Kamera ist für Smartphone-Verhältnisse ziemlich gut.

Software

Das Wichtigste an dem Gerät ist wohl nicht die Hardware, sondern die Software, da schließlich Ubuntu darauf läuft. Das System ist vom Funktionsumfang her fast identisch zu den anderen auf dem Markt erhältlichen Ubuntu Phones und Tablets. Wesentlicher Unterschied ist, dass die Hardware keinen kabelgebundenen Anschluss von externen Bildschirmen zulässt. Letzteres kann etwa das bq Aquaris M10 Tablet. Stattdessen ist es das einzige Ubuntu Gerät, welches einen kabellosen Bildschirmanschluss ermöglicht. Dazu später mehr.

Über das letzte Jahr, gab es in regelmäßigen Abständen – meistens alle 6 bis 8 Wochen – Aktualisierungen für Ubuntu Touch. Neue Funktionen sind dazu gekommen, Fehler sind korrigiert worden, aber leider wurden auch neue Fehler hinzugefügt. Eines fällt aber auch auf dem Pro 5 auf: Das Starten von Apps ist auch auf diesem Gerät nicht wirklich schnell. Während sich auf Android-Geräten, die schon ein paar Jahre alt sind, viele Apps innerhalb kürzester Zeit öffnen, braucht es auf dem Meizu Pro 5 durchaus 3-4 Sekunden Wartezeit. Laut den Entwicklern wird aktiv an Performance-Optimierungen gearbeitet. Da es allerdings viele kleine Baustellen gibt, wird es wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis die generelle Performance spürbar verbessert wird. Durch die regelmäßigen Aktualisierungen wird bzw. soll dies inkrementell passieren. Nicht viel getan hat sich an der Bereitstellung von Plattform-APIs: Apps können weiterhin nicht im Hintergrund laufen, was sich vor allem beim automatischen Abruf von Mails bemerkbar macht.

Wireless Display

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Die Rückseite des Meizu Pro 5

Eines der neuen Features, welches nur auf dem Meizu Pro 5 verfügbar ist, ist die Möglichkeit das Gerät kabellos mit einem Bildschirm zu verbinden. Dafür wird das Miracast-Protokoll verwendet, der Software-Teil auf Ubuntu nennt sich wiederum Aethercast. Getestet wurde es mit einem Microsoft Miracast Adapter, welcher sich für etwa 45€ erwerben lässt. Der Miracast-Adapter ist ein einfacher Stick, der sich über HDMI an dem Bildschirm anschließen lässt und Strom via USB bezieht. Über die Systemeinstellungen auf dem Ubuntu Phone lässt sich die Verbindung zum Miracast-Adapter herstellen. Das funktionierte auf Anhieb: Der Stick wurde wie erwartet gefunden und die Verbindung wurde nach einer weiteren Bestätigung binnen kürzester Zeit aufgebaut. Unity läuft anschließend auf dem extern verbundenen Display, wo automatisch in den Fenster-Modus geschaltet wird. Das Phone dient anschließend als Touchpad um die Maus zu bedienen. Wenn ein Textfeld angetippt wird, dann erscheint auf dem Phone ein On-Screen-Keyboard, womit sich einfach tippen lässt. Wenn eine Maus und Tastatur per Bluetooth angeschlossen wird, können diese auch als Eingabegeräte verwendet werden. Hier fällt allerdings ein Nachteil auf: Die Maus lässt sich nicht wirklich angenehm nutzen. Das Zielen von Bedienelementen mit der Maus war nur schwer möglich, da die Latenz zu hoch war. Dies trat allerdings nicht auf, wenn kein externer Bildschirm verbunden war, sondern eben nur bei gleichzeitiger Nutzung von einem drahtlosen Bildschirm und drahtlosen Eingabegeräten.

Obwohl die Verbindung zum Bildschirm mittels Miracast problemlos klappte, wurde die Auflösung nicht richtig angepasst. Getestet wurde das auf drei verschiedenen Displays mit dem selben Adapter und insgesamt zwei verschiedenen Auflösungen. Im Endeffekt wirkte das Bild wegen der falschen Auflösung stark körnig. Wirklich nutzbar war das Wireless Display dadurch leider nicht. Hin und wieder kam es zu einigen Wacklern, bei dem der Launcher hängen blieb und sich nicht schließen lies. Außerdem brach die Verbindung zum Display teils einfach so ab oder die Fenster waren beim (De)aktivieren der Verbindung falsch rotiert.

Fazit

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Das Pro 5 auf dem bq Aquaris M10

Ein ausführlicher Test zum Meizu Pro 5 konnte an dieser Stelle leider nicht erfolgen, denn weder Canonical noch Meizu stellten für Ikhaya Testgeräte bereit. Immerhin unterstützte Canonical die Möglichkeit, die Geräte vor Ort in ihrem Hauptsitz in London zu testen. Das Meizu Pro 5 ist mit sehr guter Hardware ausgestattet, es liegt sehr gut in der Hand und fühlt sich sehr wertig an. Das Betriebssystem hat, wie es auch bei den anderen Geräten der Fall ist, immer noch seine Macken und fehlende Funktionen. Das Konzept, über eine drahtlose Verbindung ein Display zu verbinden, ist spannend. Auch wenn es noch nicht perfekt funktioniert, kann dies noch mit fortlaufenden Aktualisierungen verbessert werden. Das Feature ist zur Zeit allerdings auch nur auf dem Meizu Pro 5 verfügbar. Denn Aethercast benötigt einige Funktionen von Android 5.1, welches unter der Haube verwendet wird. Neuere Smartphones und Tablets, die in Zukunft erscheinen werden, werden allerdings alle die Unterstützung für Wireless Displays beinhalten. Hier ist noch einiges an Arbeit notwendig, damit diese auch sinnvoll genutzt werden kann. Im Gegensatz zu dem Tablet bq Aquaris M10 sind auf dem Meizu Pro 5 noch keine X11-Anwendungen verfügbar. Dies wird es wohl auch erst über ein Update in naher Zukunft geben.

Das Meizu Pro 5 gab es nur für kurze Zeit zu kaufen. Der Preis bezifferte sich auf 370€ und als einzige Farbe stand Gold zur Wahl. Laut Informationen von Canonical-Marketing-Mitarbeitern ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass das Meizu Pro 5 noch in größerer Stückzahl in der Ubuntu Edition erscheinen wird. Denn für Meizu ist der Vertrieb des Gerätes schon fast beendet, da die Android-Variante nicht mehr verkauft wird. Das Nachfolgegerät Meizu Pro 6 mit Flyme OS ist bereits im Handel verfügbar. Es klang sehr stark danach, dass es auch noch weitere Geräte, wie auch das Pro 6, mit Ubuntu geben wird. Feste Zusagen gab es allerdings nicht. Wichtigster Hinweis war, dass es wichtiger sein wird, die Software frühzeitiger fertig zu stellen, damit das Gerät auch von Meizu länger vertrieben wird.

Veröffentlicht von svij | 19. Juni 2016 13:00 | Kategorie: Ubuntu Touch | # Fehler im Artikel melden

fb

Avatar von fb
1 19. Juni 2016 23:44

Danke für den Bericht. Ich hatte kürzlich ubuntu touch hammerhead auf dem Nexus 5 installiert. https://devices.ubports.com/#/

Bluetooth funktioniert nicht und das Power Management ist quasi nicht existent. Wischen und Aufrufen der Apps ist nicht reibungslos und verhageln das Gefühl, mit dem Gerät Spaß zu haben. Das Bedienkonzept wirkt innovativ.

LiveWire

2 24. Juni 2016 15:29

Das 5 Pro Ubuntu Edition mit 32GB war offenbar kein schlechtes Angebot wenn man sich die Preise bei Geizhals und Ebay anschaut. Ein Familienmitglied hatte mich letztens gebeten ein zweites Android Smartphone zu empfehlen bzw. zu besorgen dass ende Juli abgeholt wird, mein Vorschlag war das Nexus 5x (ca. 250€), womit ich kurzzeitig mein Nexus 5/hammerhead zum testen der Ubuntu Ports zur Verfügung hätte. Hat aber alles nicht wirklich gut funktioniert wie fb schon schreibt. (Ich hatte dazu noch Probleme mit meinen WLAN Passwörtern, einfache sowie auch komplexe und das mit mehreren Routern.) Zeitgleich gab es ein Meizu 5 Pro 64GB in "gutem" Zustand für 390€ bei den Warehouse Deals eine großen E-Tailers, das ich am Dienstag vom Nachbarn abgeholt und am Mittwoch auf Ubuntu geflasht habe.

Das Angebot an Apps bei Ubuntu Phone ist etwas größer geworden, einige Apps wie Music zeigen dass sich die Community viel Mühe gibt, was man angesichts der täglichen Statusmeldungen von Lukas und Kollegen auf der Mailinglist auch kaum bezweifeln kann, insgesamt bin ich mit Qualität und Umfang von Ubuntu Phone aber noch nicht zufrieden. Im Vergleich mit früheren Versionen vom Nexus 4, hat sich seit der ersten Demo zwar viel getan, im Vergleich zu den Folgereleases und dem aktuellen OTA erscheint mir der Funktionsumfang momentan aber noch eher rudimentär, wahrscheinlich muss ich mich noch länger eingewöhnen und noch mehr ausprobieren. Ich beziehe mich auch nicht auf einen Vergleich mit Google/AOSP/Cyanogenmod auf Nexus Geräten (als Android Gmail User war meine erste Reaktion auf das gelobte Dekko sehr enttäuschend), sondern auf einen Vergleich mit Windows Phone im Fast Ring auf einen Lumia 730. Microsoft hat wahrscheinlich noch immer mehr Ressourcen als Canonical, selbst wenn sie Projekte auf Sparflamme betreiben (was einige bei Windows Phone vermuten). Mit einem umfangreicheren Angebot an Freier Software können Ubuntu Phones eigentlich spielend gegenüber Windows Phones punkten. Syncthing als Beispiel zeigt mir aber gerade das dies auch nicht so einfach zu sein scheint wie geglaubt.

Windows Phone und Ubuntu Phone (und wahrscheinlich auch Sailfish und andere) haben es schwer: Unfreie Software wird nur portiert bei genügend Nachfrage oder wenn es aus Sicht des Herstellers Sinn ergibt (Slacks Windows App) und Ports Freier Software hängen von den technischen Voraussetzungen (golang auf Windows Phone?) und vom Aufwand ab den ein Entwickler betreiben kann oder möchte (die Windows VLC App scheint sehr gut zu sein, besser sogar als die Android App). Im Vergleich zum Zeitraum in dem Android mit iOS gleichgezogen hat, ist es für andere Anbieter jetzt offenbar deutlich schwerer geworden sich zu etablieren. An dieser Stelle interessiert mich was das KDE Projekt mit Plasma Mobile erreichen kann. (Außer Amarok und KAlarm benutze ich selten KDE. Hmm Plasma Mobile unterstützt auch hammerhead, das wird gleich mal probiert.)

Bei einem Punkt darf man sich nichts vor machen und keine großen Erwartungen haben: Unfreie Software oder Interaktion mit Plattformen von Herstellern die außer iOS und Android momentan alle anderen Betriebssystemplattformen ignorieren ist schwierig bis unmöglich. Das sollte man so auch komplett frei von Ideologie kommunizieren: »Können wir momentan nicht anbieten und auch nicht versprechen das dies kurz- bis mittelfristig verfügbar sein wird.« Wenn bestimmte unfreie Plattformen (Facebook/Whatsapp, Skype, Spotify usw.) quasi überlebensnotwendig sind, dann hat es keinen Sinn etwas anderes als iOS oder Android zu empfehlen. In solchen Fällen kann ich die naive Einstellung der Käufer und Sales auch nicht nachvollziehen. (Ich habe irgendwann letztes Jahr bei einem Familienmitglied mir die Facebook App auf Android angeguckt. Igitt! Das kann unmöglich native & performant Experience on Android sein, ganz besonders nicht wenn der Großteil der Benutzer mit Budget Geräten unterwegs sein dürfte. Der soziale Druck muss wirklich groß sein wenn man sich an solche Software bindet. ☹ )

Zur Verarbeitung des Meizu 5 Pro: Laut Anbieter Status "Gebraucht — Gut". Ich hab keine Ahnung wie viele 30-Tage Perioden es "gebraucht" wurde und wie andere Leute mit ihren teuren Smartphones umgehen, von Gorilla Glas 3 hätte ich aber nicht erwartet dass ein Gerät innerhalb des Zeitraums von der Markteinführung bis jetzt so viele Mikrokratzer auf dem Display einfängt. Der anhaltende Trend zum HTC One/iPhone 6 Look ist mir unverständlich, vor allem die Billigheimer Umsetzungen. (Ein iPhone 1&4 oder HTC Legend von 2010 habe ich besser in Erinnerung als aktuelle Billigheimer.) Die Vertiefungen an den Übergängen zu den Enden sind beim iPhone 6 z.B. nicht vorhanden und beim Meizu ungewöhnlich und unästhetisch in der Haptik. Ich würde ein 100% Kunststoffgehäuse wie bei Nexus 5/5x oder den Lumias gegenüber einem solchen Alu-Kunstoff-Mix vorziehen. Mittlerweile hat sich bei mir der Gegeneffekt eingestellt: Dieses Design wirkt auf mich minderwertig und überteuert. Überdimensionierte, herausragende Kameraelemente empfinde ich ebenso lächerlich und minderwertig. 390€ für ein leicht verkratztes Gerät mit 64GB Speicher, Dual-SIM oder SD Card Slot (belegt den 2. SIM slot), 4GB RAM und einem halbwegs aktuellen Prozessor waren gerade noch im akzeptablen Rahmen. Ohne Kratzer, in einem schönen Kunststoffgehäuse wie aktuelle Nexus oder Lumia Geräte für 50€ weniger mit den gleichen Leistungswerten wären ein gutes Angebot. Alles andere finde ich wirklich überteuert und würde ich nicht empfehlen.

Negativ Punkte: Kein kabelloses Laden (qi) und USB type-C ist kaum besser als Micro USB. (den Aufwand den ich bei Micro USB benötige um den Stecker in der richtigen Richtung einzustecken — ja ich weiß es gibt den Stecker auch in beidseitiger Ausführung — den Aufwand benötige ich bei USB type-C um den höheren Widerstand der Buchse beim Einstecken zu überwinden. Das ist ein Vorgang den ein Mensch tatsächlich täglich im Halbschlaf mit verbundenen Augen ohne groß Anstrengung durchführen können sollte.)

(Ich will kein Tony Stark Fashion Item aus Iron Man 2, sondern einen leistungsfähigen aber günstigen Gebrauchsgegenstand und wenn es kaputt geht will ich zum selben Preis ein Neues aus dem nächsten Laden holen.)

HasserDesErfolges

Avatar von HasserDesErfolges
3 28. Juni 2016 01:22

Danke, LiveWire!

zuki

4 4. Juli 2016 06:50