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Budgie Remix ein bisschen genauer angeschaut

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Ubuntu Budgie ist seit Kurzem ein weiteres offizielles Ubuntu-Derivat. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter Budgie? Hier ein erster Eindruck anhand von Budgie Remix 16.10.

Seinen Ursprung hat der Budgie Desktop beim Solus Project. Das dazugehörige Solus OS ist eine eigenständige Linux-Distribution, die den Budgie Desktop verwendet. Anfänglich verwendete Solus OS Debian als Basis. Mittlerweile ist Solus OS komplett „from-scratch“ – auch ein eigener Paketmanager namens eopkg gehört dazu. Ubuntu Budgie versucht nun den Budgie Desktop ins Ubuntu-Umfeld zu integrieren. Bereits während der Installation des Ubuntu Budgie Remixes 🇬🇧 erfährt man die Ziele des Desktops: „modern, einfach, elegant“ soll er sein. Zudem richtet sich Budgie allein an Desktop-PCs – in der Konsequenz bleiben mobile Geräte außen vor. Ob er den selbst gesteckten Zielen gerecht wird?

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Budgie mit Arc Design
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Budgie im Material Design
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Beim ersten Start zeigt „Budgie Welcome“ einige Informationen zur Orientierung, darunter zum Beispiel mögliche Community-Anlaufstellen für Fragen. Dieser „Wilkommensbildschirm“ erinnert an den von Ubuntu Mate. Über Budgie Welcome lässt sich außerdem per Mausklick das eingesetzte Theme ändern. Es stehen in Summe zwei zur Auswahl:

Ansonsten wirkt der Aufbau der Oberfläche „gewohnt“, d.h. so wie man es auch grundsätzliche bei GNOME Classic oder Mate findet:

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Das geöffnete Menü
  • Oben befindet sich das einzige Panel, das links einen Button zu einem Menü enthält. Das Menü umfasst dabei eine Programmliste – eine Suche ist aber auch möglich. In der Liste sind die Programme klassisch in Kategorien eingeordnet.

  • Rechts daneben enthält das Panel die Uhrzeit sowie einen Infobereich für beispielsweise die Netzwerkeinstellungen oder die Lautstärke.

  • Auf der linken Seite befindet sich standardmäßig der Programmstarter Plank. Letzterer verschwindet, sobald sich ein Programmen im Vollbildmodus befindet.

  • Nachdem man auf den Button in der rechten oberen Ecke geklickt hat, blendet sich auf der rechten Seite das „Raven Sidepanel“ ein. Es hält dabei Platz für Applets, Einstellungen und Benachrichtigungen bereit. Die Möglichkeiten der Applets umfassen – beispielsweise beim Musikplayer – das Anzeigen des aktuellen Titels sowie das Weiterschalten auf das nächste Lied.

Über Raven lassen sich die Panels zudem individuell anpassen. Das ist bei der GNOME Shell beispielsweise standardmäßig nicht möglich. Dabei lassen sich maximal zwei Panels platzieren. Deren Position ist des Weiteren auf oben oder unten beschränkt. Darüber hinaus lässt sich auch der Inhalt pro Panel konfigurieren.

Die Anzahl der virtuellen Desktops ist ab Werk auf 4 beschränkt; die Anzahl der Desktops wird also nicht wie bei der GNOME Shell dynamisch erweitert. Die Navigation zwischen den virtuellen Arbeitsflächen geschieht wie gewohnt mit Alt + Strg + / . Wer eine Übersicht aller Desktops wünscht, kann sich diese manuell in ein Panel hinzufügen.

Bei der Programmauswahl ist klar erkennbar, dass man auf GTK als Unterbau setzt. Denn es sind viele GNOME Programme darunter: So finden sich dort unter anderem Rhythmbox, GNOME Videos, GNOME Photos und GNOME Software. Als Webbrowser ist Firefox installiert, wobei ein eigenes Theme passend für Budgie verwendet wird. Beim E-Mail-Client tanzt Budgie ein bisschen aus der Reihe: Hier kommt Geary zum Einsatz.

Direkt nach der Installation verwendet Budgie Remix 16.10 eine PPA. Aus letzterer werden nur der Budgie Desktop und das Standardtheme bezogen. Nach der Installation des Material Designs sind drei PPAs in Verwendung. Alle Anwendungsprogramme kommen dagegen aus den offiziellen Ubuntu-Quellen. Spätestens mit dem ersten Release als offizielles Ubuntuderivat, also im April 2017, werden PPAs kein Problem mehr darstellen.

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Benachrichtigungsfeld Raven

Da Software aus Entwicklersicht meist nie perfekt ist, wurden bereits Verbesserungsideen für die nächste Version 11 angekündigt 🇬🇧. Die wichtigsten Ziele von Budgie 11 sind Folgende:

  • die Barrierefreiheit soll weiter auf Vollständigkeit überprüft und ggf. ausgebaut werden

  • das Budgie Panel soll (von der Codebasis her) mehr von Raven getrennt werden

  • die Einstellungen sollen in ein neues, eigenes Programm versetzt werden, so dass die GNOME3 Systemeinstellungen ersetzt werden können

  • beim Panel soll es Multi-Monitor-Support sowie intellihide geben. Durch letzteres verschwindet ein Panel komplett, sobald sich ein aktives Fenster über dem Panel befindet. Zudem sollen Widgets per Drag&Drop verschiebbar werden und das Panel an allen vier Bildschirmkanten platzierbar sein.

  • Ravens Größe soll zukünftig veränderbar sein und es soll ein spezieller Modus geschaffen werden, bei dem es auch Fenster überlappen darf. Zusätzlich sollen neue Widgets für beispielsweise RSS oder Wetter entwickelt werden.

  • Benachrichtigungen sollen gruppiert werden können. Dadurch soll man Benachrichtigungen gruppenweise temporär deaktivieren können, so dass man ohne Ablenkung arbeiten kann.

Eine ausführlichere Liste 🇬🇧 findet sich auf GitHub.

Fazit

Der Budgie Desktop platziert sich zwischen Mate und GNOME Shell. Einerseits bringt er standardmäßig ein anderes, „moderneres“ Aussehen als Mate. Andererseits bietet er gegenüber der GNOME Shell die Möglichkeit, den Aufbau der Panels zu bestimmen. Der Punkt „elegant“ ist also auch abgehakt. „Einfach“ ist Budgie insofern, dass man ihn nicht anpassen muss. Man kann auch komplett ohne jegliche Konfiguration mit ihm arbeiten.

Direkt nach der Installation ähnelt Budgie anhand der Panelpositionen ein wenig GNOME Classic, das zum Beispiel aus CentOS bekannt ist. Komplett „neu“ ist das Benachrichtigungsfeld Raven, das von der rechten Bildschirmseite her aufklappt. Aus Endanwendersicht wird die Wahl der Deskoptumgebung – und damit des Ubuntu-Derivats – dagegen nicht gerade einfacher.

Veröffentlicht von chris34 | 30. November 2016 16:15 | Kategorie: Rund um Ubuntu | # Fehler im Artikel melden

chrysomeles

1 30. November 2016 19:08

Ohje - ich dachte doch, mit der GNOME Shell eigentlich meinen Desktop gefunden zu haben. Aber das könnte dann doch das gewisse Etwas an "Eleganz" sein, das mich echt in Versuchung führt zu wechseln. Werde ich wohl mal antesten müssen ☺

Vielen Dank auf jeden Fall für die Vorstellung!

Erdling

2 30. November 2016 20:36

Hatte mir vorhin die 16.04.1 gesaugt und als Livesystem getestet, leider steht bei mir der Desktop auf dem Kopf, ich hab auf die Schnelle auch keine Einstellung zum Drehen um 180° gefunden, ist auch bisschen blöd, wenn man sich verrenken muss.

WilhelmHH

Avatar von WilhelmHH
3 1. Dezember 2016 04:44

Vielen Dank für den Artikel!

DPITTI

Avatar von DPITTI
4 1. Dezember 2016 23:16

@2: So was gab es schön öfter wenn auch selten. Kannst ja mal Installieren ob das System dann richtig 😈 Ansonsten Danke für den Text hier.

V0LKER

Avatar von V0LKER
5 2. Dezember 2016 21:39

Tut mir leid, es entspricht nicht mal ansatzweise meinen Geschmack. Die Icons geht garnicht aber es ist schnell. Für mich ist Gnome / KDE optisch einfach besser. Vielleicht liegt es auch an der Gewohnheit also hat sich an einer GUI gewöhnt und sieht diese stark als Vergleich heran.

Falls Fehler im Text sorry mit elinks gearbeitet.

ChickenLipsRfun2eat

Supporter

Avatar von ChickenLipsRfun2eat
6 3. Dezember 2016 12:49

Danke fürs Reinsehen ☺ Ich bin mal gespannt auf das entkoppelte Raven. Meine DE wird das auch nicht, aber zumindest bringt es ein paar andere Ansätze mit, die ausbaufähig sind.

Benno-007

7 3. Dezember 2016 23:37

Raven finde ich auch interessant - der bisherige Rest ist meiner Meinung nach (noch) - sorry, Einheitsbrei. Selbst getestet, womit sich das bestätigte, da ich aus dem vorherigen Ikhaya dazu auch nicht schlau wurde.

@2: Randr im Autostart kann z.B. den Desktop zurechtdrehen.

Benno-007

8 3. Dezember 2016 23:49

Etwas OT, auch noch etwas zu früh - aber da es hier im Ausblicke auf andere Desktops geht: Genau genommen teste ich gerade i3-xfce - eine Mischung aus Xubuntu mit i3. Das wäre mein perfektes System. Wenn ich mich an i3 gewöhnen kann. Die Frage ist, ob ich wirklich viele Fenster auf einmal am Bildschirm anordnen will - aber genau das fehlte mir eigentlich immer bei XFCE.

Aber i3-xfce ist ziemlich verbastelt und mit PPA vollgestopft. Daher baue ich das nochmal per Hand nach - dazu fand ich zwei Anleitungen - eine mit i3 als Basis und eine, wo bei Xubuntu nur der Windowmanager xfwm4 durch i3 ausgetauscht wird. Eventuell mache ich in paar Monaten oder so zumindest vielleicht mal einen Forenpost dazu, wie es sich ergeben hatte. Da folgen dann ggf. auch Links - waren eh weit oben. Ist hier jetzt sowieso eher OT. 😉

Vielleicht "brauche" ich ja dann noch irgendwann Raven dazu. Ich klau mir einfach alles von allen Desktops zusammen. 😬

WilhelmHH

Avatar von WilhelmHH
9 4. Dezember 2016 03:04

Das wäre interessant, Benno

chrysomeles

10 4. Dezember 2016 19:01

Wie sich Geschmäcker so unterscheiden: Ich fand das Live-System schon ansprechend, habe mir nun mal den "Remix" installiert und: Ich mag es ☺ Ist einfach schon in der Grundkonfiguration näher an dem Ergebnis, das ich am Ende in einer für mich angepassten GNOME-Installation habe. Die Ravengeschichte ist auch nett. Ich schaue mal, wie Budgie sich hier bei mir bewährt und hoffe, das Team hält ein wenig durch.

Gruß,
chrysomeles