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Ubuntu Touch auf LTS-Basis gehoben

ubuntu_touch_logo.png

Nach achtmonatiger Arbeit am OTA-4 hat ubports Ubuntu Touch auf Xenial und damit eine LTS-Basis gehoben. Die Entwickler sehen darin den eigentlichen Start des Projekts.

Ubuntu Vivid 15.04 erschien im April 2015 und wird seit Januar 2016 nicht mehr mit Aktualisierungen unterstützt (siehe Unterschiede LTS und normale Version). Dennoch basierte Ubuntu Touch bis vergangene Woche auf Vivid und erhielt somit keine Aktualisierungen aus den offiziellen Ubuntu-Quellen. Sicherheitsaktualisierungen mussten aufwendig durch die UBports-Entwickler zurückportiert werden. Damit ist nun Schluss.

Canonical arbeitete bis zur Übernahme durch UBports Mitte 2017 am Umzug auf die Xenial-Basis. Diese Arbeit setzte UBports Anfang 2018 fort. Nach acht Monaten und 128 gelösten Problemen ist die Arbeit getan. Bis 2021 kann UBports nun Aktualisierungen aus den Ubuntu-Quellen an Nutzer von Ubuntu Touch weiterreichen und verschafft sich damit Luft, die verwendeten Komponenten Stück für Stück auf neuere Versionen zu bringen. Damit dürfte der Schritt zu Ubuntu 18.04 (Bionic) zukünftig einfacher werden.

Ein Umstieg auf Raten

Einige Regressionen hat der Umstieg auf die Xenial-Basis jedoch auch gebracht. So ist u.a. der Browser in 16.04 noch sehr instabil und die Kamera auf dem Nexus 5 funktioniert nicht einwandfrei und kann nur eingeschränkt benutzt werden. Deshalb erhalten die Nutzer auf dem stabilen Kanal das OTA-4 nicht automatisch. Erst wenn alle mit der Aktualisierung eingeführten Probleme mit dem OTA-5 (geplant für den 5. Oktober) behoben sind, wird die Aktualisierung automatisch verteilt.

Wer das OTA-4 dennoch installieren will, kann dafür den ubports-installer nutzen, der sich als Snap installieren lässt:

snap install ubports-installer 

Nutzer auf dem rc- oder devel-Kanal müssen ihr System nur normal aktualisieren und ziehen damit automatisch auf 16.04 um. Unterstützt werden alle Geräten, die auch mit Vivid unterstützt waren. Dies umfasst sowohl alle Geräte aus den ehemaligen Canonical-Kooperationen mit BQ und Meizu, als auch die Portierungen von Geräten wie dem One Plus One, Fairphone 2 oder Nexus 5.

Neuerungen

Für Nutzer:

  • Verbesserte Leistung durch Umstieg von Qt 5.4 auf 5.9

  • Verbesserte Akkuleistung

  • Experimenteller Libertine Container Manager in den Einstellungen, mitsamt dem zugehörigen Scope. Damit können klassische Desktop-Apps installiert werden (was sich nur mit angeschlossener Maus und Monitor oder dem Tablet empfiehlt).

  • Installations-Wizard, der bei der Einrichtung von 16.04 hilft

  • Unzählige Sicherheitsaktualisierungen durch die nun unterstützte Ubuntu-Basis

  • Neue Tastatur-Layouts (Türkisch, Bulgarisch, Schweizerisch-Fränzösisch)

Für Entwickler:

  • Alle Apps mit kompilierten Komponenten (eingebettete Bibliotheken, C++-Plugins) müssen für Xenial neu kompiliert werden (siehe Forum).

  • QtWebEngine ist nun Teil des Systems. App-Entwickler sollten von Ubuntu.Web.* zu den entsprechenden QML-Typen in QtWebEngine umziehen.

  • PyOtherSide (Python QML bindings) ist nun Teil des Systems und vereinfacht die Entwicklung von Python-Apps für Ubuntu Touch

  • QtQuickControls 2 ist nun ebenfalls im System

Veröffentlicht von Jonius | 4. September 2018 21:00 | Kategorie: Ubuntu Touch | # Fehler im Artikel melden

Serengeti

Avatar von Serengeti
1 5. September 2018 13:16

Klingt spannend. Irgendwie kann man sich nicht vorstellen, dass nach einem Upgrade Software schlechter laufen soll. Woran kann das denn liegen? Wäre der Umgekehrte Weg nicht sinnvoller? also, dass man immer mit den Ubuntu Entwickerwversionen arbeitet und dann wenn alles Klappt es in das aktuelle Release aufnimmt?

Jonius

Ikhayateam

Avatar von Jonius
2 5. September 2018 18:55

Bei komplexer Software sind Regressionen durch Aktualisierungen der Normalfall und werden meist während Alpha- oder Betaphase behoben. Die Umstellung von 15.04 auf 16.04 hat so ziemlich alle Komponenten des Systems auf eine neue Version gehoben. Dazu kommt, dass die Geräte alle Android-Portierungen sind, die proprietäre Treiber verwenden müssen. Bei so einem Port ist viel Versuch und Irrtum dabei. Bei größeren Änderungen am System kann das auch leicht zu Problemen führen. Deshalb ist es super, dass dieser Kraftakt jetzt (fast) geschafft ist.

Jonius

Ikhayateam

Avatar von Jonius
3 5. September 2018 18:58

Mit jeder halbjährlich erscheinenden Version zu gehen, wäre ein vielfaches an Aufwand und schlimmstenfalls hätte man die Version dann stabil, wenn sie nach 9 Monaten schon wieder nicht mehr unterstützt wird. Da setzt man lieber auf die LTS als Basis, die ihrerseits den Fokus auf Stabilität legt. Im aktuellen Falls ist in aktuellen Ubuntu-Versionen auch noch eine Menge Software von Canonical entfernt worden, die von Ubuntu Touch gebraucht wird...

tomtomtom

Supporter

Avatar von tomtomtom
4 14. September 2018 23:39

Wie kommt denn da Qt5.9 in Xenial?

Xenial hat doch nur Qt5.5 in den Quellen, 5.9.x war erstmals in Artful und dann nochmal in Bionic enthalten.

Jonius

Ikhayateam

Avatar von Jonius
5 15. September 2018 14:48

@4: Ja, UBports hat Qt in Ubuntu Touch 16.04 auf eine höhere Version gebracht, um von verschiedenen Verbesserungen zu profitieren. Dazu gehört das Caching, womit Apps schneller starten sollen.

tomtomtom

Supporter

Avatar von tomtomtom
6 15. September 2018 23:02

@5: Also hat das ganze mit einer "stabilen Basis" prinzipiell gar nichts mehr zu tun, weil sie ihr halbes System auf Fremdquellen gebracht haben...

Jonius

Ikhayateam

Avatar von Jonius
7 16. September 2018 10:39

@6: Ich hab mal versucht zu ermitteln, wie viele der installierten Pakete im System Qt zuzuordnen sind:

$ dpkg --list | wc --lines
2519
$ dpkg --list | grep qt | wc --lines
87

Demnach wären das 3,5%. Dafür muss UBports nun die Aktualisierungen selbst paketieren. Dafür wird aber nicht irgendeine Fremdquelle herangezogen, sondern direkt die Quellen des Qt-Projekts. Ca. 96,5% der Pakete kommen somit aus den LTS-Quellen oder sind Teil der Software von UBports selbst (z.B. Unity8, das möglicherweise über die Debian-Quellen irgendwann wieder Einzug in die Ubuntu-Quellen hält). Ich denke, da kann man schon von einer stabilen Basis sprechen.